Wirtschaft

Weltraumbahnhof in Schottland? London drängt ins All

Rein politisches Manöver? Der britische Premier David Cameron bei der Eröffnungsrede in Farnborough.

Rein politisches Manöver? Der britische Premier David Cameron bei der Eröffnungsrede in Farnborough.

(Foto: dpa)

Noch ist der Vorstoß nur ein Gerücht. Doch wenn die Informanten des britischen "Guardian" richtig liegen, dann kann sich der Norden des Vereinigten Königreichs Hoffnungen auf ein spektakuläres Investitionsvorhaben machen.

Raketenstarts ab 2018? David Cameron - hier im Co-Pilotensitz im Cockpit einer Airbus A350 - könnte die Weltkarte der kommerziellen Raumfahrt verändern.

Raketenstarts ab 2018? David Cameron - hier im Co-Pilotensitz im Cockpit einer Airbus A350 - könnte die Weltkarte der kommerziellen Raumfahrt verändern.

(Foto: AP)

Abseits der spektakulären Geschäftsabschlüsse auf der Luftfahrtmesse im südenglischen Farnborough könnte sich am Rande des Branchentreffs auch eine größere Weichenstellung in der internationalen Raumfahrt vollziehen. Großbritannien will einem Zeitungsbericht zufolge bis 2018 einen funktionsfähigen Weltraumbahnhof für kommerzielle Flüge ins All in Betrieb nehmen.

Entsprechende Pläne sollen am zweiten Messetag (15. Juli) in Farnborough vorgestellt werden, berichtete der in London erscheinende "Guardian". Der Bahnhof solle sowohl Touristenflüge ermöglichen, als auch den Transport von kommerziell genutzten Satelliten ins All gewährleisten, schrieb das Blatt einem Vorbericht zur Luftfahrtmesse. Touristisch orientierte Flüge ins All könnte zum Beispiel Virgin Galactic anbieten, hieß es.

Die Regierung wolle im Lauf der Messe acht mögliche Standorte nennen, schreibt der "Guardian" unter Berufung auf den britischen Wissenschaftsstaatssekretär David Willetts weiter. Davon lägen sechs in Schottland, wo am 18. September über die Unabhängigkeit von Großbritannien abgestimmt wird.

Kritiker halten die Pläne für ein bloßes Wahlkampf-Versprechen und im angegeben Zeitrahmen kaum für verwirklichbar. Es wäre der erste Weltraumbahnhof auf europäischem Boden - und ein möglicher Konkurrent zu den Startkapazitäten der kommerziellen Raumfahrt in Russland.

Großbritannien hat bisher kaum Erfahrungen in der Raumfahrt. Mit Helen Sharman sandte das Land bisher - an Bord einer russischen Raumkapsel - nur eine einzige Astronautin ins All. Besonders die Standortauswahl auf der britischen Insel dürfte Kenner der Materie stutzig machen.

Über die Nordsee zu den Sternen

Bislang sind Weltraumbahnhöfe wie etwa die Anlagen der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA in Kourou aus gutem Grund eher in Äquatornähe zu finden. Hier können die Ingenieure beim Start von Raketen die Eigendrehung der Erde ausnutzen. Das spart teuren Treibstoff und erhöht die zuladbare Nutzlast der Raketen - ein nicht unwesentlicher Faktor im Wettbewerb der kommerziellen Raumfahrtanbieter.

Im Fall einer Standortentscheidung für Schottland könnte die Ansiedlung entsprechender Kapazitäten also höchstens auf kurzer Sicht positive Effekte am Arbeitsmarkt einbringen. Auf lange Sicht wäre jeder einzelne Start deutlich teurer als vergleichbare Angebote in Russland, China oder Französisch-Guayana.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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