Wirtschaft

Notfallpläne für BP London geht in die Spur

Bei der britischen Regierung scheint sich der Eindruck zu verfestigen, dass der Ölmulti die Folgen der Ölpest nicht ohne fremde Hilfe stemmen kann. Regierungsvertreter schmieden angeblich entsprechende Notfallpläne. Auch BP sucht bereits nach möglichen strategischen Investoren.

Die Spur des Öls: Mitterweile erstreckt sich der schwarze klebrige Teppich über alle US-Bundesstaaten am Golf von Mexiko.

Die Spur des Öls: Mitterweile erstreckt sich der schwarze klebrige Teppich über alle US-Bundesstaaten am Golf von Mexiko.

(Foto: REUTERS)

Die britische Regierung bereitet sich einem Zeitungsbericht zufolge auf einen Zusammenbruch des angeschlagenen Energiekonzerns BP vor. Vertreter des Wirtschafts- und des Finanzministeriums führten Gespräche über die Zukunft des Ölmultis und schmiedeten Notfallpläne, berichtet die "Times" unter Berufung auf eingeweihte Personen.

Die Regierung stelle sich auf "alle Eventualitäten" ein. Weitere Details wurden nicht genannt. Das Finanzministerium wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Das Wirtschaftsministerium konnte für eine Stellungnahme zunächst nicht erreicht werden.

Explodierende Kosten

Die Ölpest im Golf von Mexiko  entwickelt sich zu einem wachsenden Milliardenloch für BP. Der Konzern bezahlt seit April 40 Mio. Dollar pro Tag  für die Folgen der selbst verschuldeten Ölkatastrophe. Die Kosten insgesamt belaufen sich auf gut 3,0 Mrd. Dollar (inklusive Entschädigungen). Das ist immens, ist aber angesichts eines Gewinns von sechs Mrd. Dollar im ersten Quartal für BP immer noch zu stemmen. Dramatisch könnte es erst mit der Zeit werden.

Um für die anfallenden Kosten vorzusorgen, will BP in den kommenden Monaten Randgeschäfte im Volumen von zehn Mrd. Dollar verkaufen. Ein Zwanzig-Milliarden-Dollar-Hilfsfonds und neue Kreditlinien haben dem Konzern bereits ein wenig Luft verschafft. Trotzdem bleibt unklar, wie die Kosten auf Dauer gedeckt werden sollen.  Wie hoch die Kosten insgesamt ausfallen werden, darüber kann nur spekuliert werden. Expertenschätzungen schwanken zwischen 30 und 100 Mrd. Dollar. Diese Summe wird BP zwar kaum kurzfristig bezahlen müssen, aber auch langfristig herrscht Unsicherheit.

BP sucht Geldgeber

Die Aktien des Unternehmens, die von vielen britischen Pensionsfonds gehalten werden, haben seit Beginn der Katastrophe Mitte April beinahe die Hälfte ihres Werts verloren. Auch bei  BP scheint sich der Eindruck zu verfestigen, dass man es ohne fremde Hilfe nicht schaffen wird. Wegen der Herabstufungen durch die Ratingagenturen ist es für den Konzern deutlich teurer geworden, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Darum hat BP nun nach Informationen von britischen Medien Staatsfonds im Nahen Osten kontaktiert. Das Ziel: Mit der Hilfe der finanzstarken Investoren könnte BP eine feindliche Übernahme abwehren und den Börsenwert wieder steigern.

Wie die "Sunday Times" am Vortag meldete, nahmen Berater des Ölmultis von sich aus bereits Kontakt mit Staatsfonds in Abu Dhabi, Katar und Kuwait auf. Demnach strebt das Unternehmen eine Kapitalerhöhung an - um bis zu sechs Mrd. Pfund (7,2 Mrd. Euro). Auch eine strategische Beteiligung eines Konkurrenten sei vorstellbar.

Auch die Konkurrenz schläft nicht. Durch den niedrigen Börsenwert angelockt, bekundete der französische Konkurrent Total Ende vergangener Woche sein Interesse an Geschäftsfeldern von BP. Mittlerweile hat das Öl aus der gesunkenen Plattform die texanische Küste erreicht. Damit sind alle US-Bundesstaaten am Golf von Mexiko von der Ölpest betroffen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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