Wirtschaft

Riesige Investitionen in Infrastruktur London gibt Milliarden aus

Die in Großbritannien regierenden Konservativen und Liberaldemokraten denken bereits an die nächste Unterhauswahl. Um die Wirtschaft anzukurbeln, will das Kabinett Cameron Dutzende Milliarden Pfund in die Infrastruktur stecken. Das Vereinigte Königreich kämpft sich aus der Rezession heraus.

Die Londoner Regierung will die dunklen Konjunkturwolken vertreiben.

Die Londoner Regierung will die dunklen Konjunkturwolken vertreiben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die britische Regierung will mit einem milliardenschweren Infrastruk turprogramm der Wirtschaft unter die Arme greifen. Der stellvertretende Schatzkanzler Danny Alexander sprach von den umfangreichsten und ambitioniertesten Investitionen, die das Vereinigte Königreich jemals gesehen habe.

Allein für neue Straßen will die Regierung bis 2020 demnach 28 Milliarden Pfund (rund 33 Milliarden Euro) ausgeben. Zugleich werde man Investitionen von 30 Milliarden Pfund ins Schienennetz unterstützen. Insgesamt habe das Programm ein Volumen von 100 Milliarden Pfund, versprach Alexander.

Mit den Infrastrukturmaßnahmen bringt sich die konservativ-liberale Koalitionsregierung von Premierminister David Cameron in Stellung für die Parlamentswahl 2015, bei der ein Anziehen der Wirtschaftsleistung entscheidend sein dürfte. Erst am Mittwoch hatte Schatzkanzler George Osborne ein weiteres Sparprogramm präsentiert, mit dem der Schuldenabbau vorangetrieben werde soll. Für das Haushaltsjahr 2015/2016 sind demnach Kürzungen staatlicher Ausgaben in Höhe von 11,5 Milliarden Pfund vorgesehen. Am stärksten betroffen von den Einschnitten sind die Kommunen.

Briten greifen auf Sparguthaben zurück

Die britische Wirtschaft wuchs zwar im ersten Quartal dieses Jahres wieder. Dennoch sind die verfügbaren Einkommen so stark gesunken wie seit 26 Jahren nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte auf Quartalssicht 0,3 Prozent zu, wie die Statistikbehörde des Landes in der dritten Veröffentlichung nach umfassenden Revisionen und der Umstellung auf ein neues Basisjahr mitteilte. Damit wurde die vorläufige Berechnung erwartungsgemäß bestätigt.

Im Vergleich zum Vorjahresquartal lag das BIP nach den neuen Daten im ersten Quartal allerdings nur um 0,3 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, während in der vorigen Veröffentlichung der Zuwachs noch auf 0,6 Prozent veranschlagt worden war.
Aus den revidierten Daten geht auch hervor, dass die Finanzkrise die britische Wirtschaft stärker in Mitleidenschaft gezogen hat, als bisher angenommen. Die Wirtschaftsleistung lag im ersten Quartal nach der neuen Schätzung der Statistiker um 3,9 Prozent unter dem im ersten Quartal 2008 erreichten Vorkrisenhoch. Zuvor war der Rückgang auf 2,6 Prozent veranschlagt worden.

Die aufkeimenden Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung in Großbritannien dürften von der Mitteilung der Statistiker einen Dämpfer erhalten haben, wonach die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im ersten Jahresviertel um 1,7 Prozent gefallen sind. Dies ist der stärkste Rückgang seit dem ersten Quartal 1987. Um die geringeren Einkommen auszugleichen, griffen die Briten offenbar auf ihre Sparguthaben zurück: Die Sparquote sank im ersten Quartal auf 4,2 Prozent und erreichte damit das niedrigste Niveau seit dem Jahresauftakt 2009.

Irland verharrt in der Rezession

Größere Probleme verzeichnet Irland. Die Wachstumsdaten der dortigen Wirtschaft machen der Regierung in Dublin einen Strich durch die Rechnung. Sie will nach Auslaufen des EU-Hilfsprogramms am Ende des Jahres möglichst geschmeidig auf die Finanzmärkte zurückkehren und von eigenen Anleihen leben. Die anhaltende Rezession droht den Plan jedoch zunichte zu machen. Im ersten Quartal sank die Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent gegenüber dem Schlussquartal 2012 und um 0,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum, wie die Statistikbehörde des Landes mitteilte.

Auch das vierte Quartal und dritte Quartal 2012 liefen schlechter als ursprünglich gemeldet. Schon ab Mitte vergangenen Jahres befand sich der Inselstaat in der Rezession. Die Statistiker nahmen daher auch ihre Berechnung für das Gesamtjahr nach unten. Statt eines Wachstums um 0,9 Prozent hat die irische Wirtschaft nur um 0,2 Prozent zugelegt.

Die Regierung hofft jetzt auf eine stärkere Erholung in Großbritannien und der Eurozone, damit die Unternehmen mehr dorthin exportieren können. Jüngste Konjunkturdaten zeigen aber, dass die Industrieproduktion zwischen März und Mai zurückgegangen ist. Bis sich die Konjunktur berappelt und auf Wachstum umschaltet, können noch einige Monate vergehen. Offiziell erwartet die Regierung in Dublin für das laufende Jahr 1,3 Prozent Wirtschaftswachstum.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ

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