Wirtschaft

"Ausfälle an einer Hand abzählbar" Lufthansa schaltet auf Normalbetrieb

Die Lufthansa-Flieger sollen am Dienstag wieder regulär fliegen.

Die Lufthansa-Flieger sollen am Dienstag wieder regulär fliegen.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Totalausfall zum Wochenbeginn will die Lufthansa am Dienstag wieder voll durchstarten. Die Airline will nahezu alle Flüge wieder termingerecht anbieten und damit den jüngsten Warnstreik ad acta legen. Der nächste Verhandlungstermin mit Verdi steht. Aber nicht nur diese Gewerkschaft macht Deutschlands größter Fluggesellschaft das Leben schwer.

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Nach einem Streiktag fast ohne jede Flugbewegung will die Lufthansa am Dienstag zu ihrem normalen Flugplan zurückkehren. Die noch streikbedingten Ausfälle werde man an einer Hand abzählen können, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft in Frankfurt. In einigen wenigen Fällen seien die Umläufe gestört. Auf einer veröffentlichten Liste nennt Lufthansa für Dienstag neun gestrichene Verbindungen. Diese seien nicht alle auf den Verdi-Warnstreik zurückzuführen.

Am Montag hatte Lufthansa wegen eines Verdi-Warnstreiks des Bodenpersonals fast 1700 Flüge abgesagt und damit nach eigenen Angaben einen Verlust von rund 20 Mio. Euro erlitten. Experten sprachen von etwa 15 Mio. Euro. Rund 150.000 Fluggäste seien von dem Streik betroffen gewesen, teilte Europas größte Fluggesellschaft mit. Fast alle Flüge innerhalb Deutschlands und Europas waren gestrichen worden. Die meisten Passagiere hatten offensichtlich von den Flugstreichungen gehört, so dass es an den Flughäfen ruhig blieb und kein Chaos ausbrach.

Die Lufthansa-Führung bekommt es - anders als bei den meisten anderen Konzernen - mit vielen kleinen Gewerkschaften zu tun. Neben Verdi gibt es noch kleinere Organisationen, die nur einen Berufsstand vertreten. Die Lufthansa erkennt drei Gewerkschaften als Tarifpartner an. Ein Überblick:

Verdi

Derzeit ringt Verdi mit der Lufthansa um einen neuen Tarifvertrag für 33.000 Mitarbeiter der Lufthansa Cargo, der Cat ering-Tochter LSG, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems sowie den Lufthanseaten am Boden und an Bord. Die Gewerkschaft fordert neben Zusagen zur Sicherung von Arbeitsplätzen 5,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Lufthansa hingegen bietet an, die Löhne ab 1. Oktober 2013 bei Lufthansa Technik um insgesamt 2,3 Prozent, bei Lufthansa Cargo und Lufthansa Systems um insgesamt 2,1 Prozent und bei der Lufthansa AG um insgesamt 1,7 Prozent anzuheben. Das sei "ein differenziertes, an der jeweiligen wirtschaftlichen Situation des Geschäftsfeldes orientiertes Angebot", erklärte Lufthansa.  Verdi nennt die Offerte einen "Skandal". "Wir liegen meilenweit auseinander", sagt Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle.

Und so schlecht geht es der Lufthansa nach Ansicht der Gewerkschafter auch nicht: Ein Konzern, der vergangenes Jahr knapp 1 Mrd. Euro Überschuss erzielt habe, sei kein Sanierungsfall. Neben dem Geld geht es Verdi darum, die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland aufzuhalten. Auch bei der von der Lufthansa angekündigten Schließung einzelner Standorte oder dem Ausbau der Billigtochter Germanwings ist aus Sicht der Gewerkschaft das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Vereinigung Cockpit (VC)

Die meisten der insgesamt 5500 Piloten, die bei der Lufthansa, der Frachttochter Cargo und Germanwings arbeiten, sind bei der Vereinigung Cockpit (VC) Mitglied. Die Spitze der Pilotengewerkschaft verhandelt mit der Lufthansa bereits etwa einem Jahr über einen neuen Tarifabschluss und wird langsam ungeduldig. VC fordert 5,2 Prozent mehr Lohn über zwölf Monate.

Daneben gibt es aber noch viele weitere Konfliktpunkte: Wegen des Milliarden-Sparprogramms der Lufthansa sind die einst rosigen Zukunftsaussichten der Piloten getrübt. Klar ist, dass die Lufthansa ihre Kapazitäten zurückfährt - damit werden auch 500 Piloten überflüssig. Der Schrumpfkurs hat auch Folgen für angehende Piloten: In diesem Jahr nimmt die Lufthansa-Pilotenakademie in Bremen keine neuen Schüler auf. 

Ufo 

Gut organisiert sind auch die 18.000 Stewards und Stewardessen der Lufthansa - die allermeisten sind Mitglied bei der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (Ufo). Die Gewerkschaft trotzte der Lufthansa mit einem spektakulären Streik im vergangenen Sommer einen Lohnzuschlag von 3,95 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren ab.

Auch den umstrittenen Einsatz von Leiharbeitern im Bordservice gab die Lufthansa auf Drängen der schlagkräftigen Gewerkschaft auf. Der Abschluss kam den Kranich-Konzern teuer zu stehen - die Mehrkosten beliefen sich brutto auf 33 Millionen Euro. Derzeit besteht aber kein Streikrisiko, bis Ende nächsten Jahres verpflichtet das Tarifabkommen die Ufos zur Ruhe.

Weitere Gewerkschaften

Ob Fluglotsen, Vorfeld-Mitarbeiter oder Sicherheitskräfte - auch bei Arbeitskämpfen von Beschäftigten, die andere Arbeitgeber haben, ist die Lufthansa in den vergangenen Jahren von Streiks betroffen gewesen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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