Nach Credit-Suisse-Übernahme Anleger in Asien noch nicht beruhigt
20.03.2023, 07:38 Uhr Artikel anhören
Um das Vertrauen in den Bankensektor zurückzugewinnen, sind womöglich weitere Maßnahmen nötig.
(Foto: REUTERS)
Aufatmen einerseits, Unentschlossenheit an den Märkten in Asien andererseits. Noch scheint nicht klar, wie die Anleger auf die Übernahme der Credit Suisse und Vertrauensmaßnahmen reagieren. Bankenaktien werden abgestoßen.
Die Finanzmärkte zeigen sich nach der Übernahme der schwer angeschlagenen Credit Suisse durch die Schweizer Großbank UBS im Rahmen der vom Staat orchestrierten Rettungsaktion einerseits erleichtert. Ein frühes Anzeichen dafür, dass die Risikobereitschaft wieder zunehmen könnte, war der Anstieg des Euro, des Pfund Sterling und des australischen Dollars, wie Daten der Handelsplattform EBS und von Reuters Dealing zeigten. Die Kryptowährung Bitcoin stieg um über fünf Prozent.
Die Märkte in Asien konnten sich andererseits auf keine gemeinsame Richtung einigen. Sorgen über eine Rezession und eine mögliche weltweite Krise im Bankensektor beeinträchtigten die Nachfrage nach Risikopapieren vor allem in Japan. Die Volatilität an den Märkten hat zwar vorerst nachgelassen, aber die Anleger sind weiterhin besorgt über das, was als Nächstes passieren könnte. "Der Markt sieht es positiv, dass ein Bereich der Besorgnis beseitigt wurde", sagte Jason Wong von BNZ in Wellington. "Aber das löst nicht die spezifischen Probleme des US-Bankenwesens, wo die Einlagen in sicherere Banken abfließen." Um das Vertrauen in den Bankensektor zurückzugewinnen, müsse wahrscheinlich noch mehr getan werden, "sonst stehen wir in einer Woche immer noch vor denselben Problemen".
Gegen die regionale Tendenz tendierte der Composite-Index in Schanghai kaum verändert, nachdem die chinesische Zentralbank (PBoC) überraschend die Mindestreserveanforderung für heimische Banken gesenkt und wichtige Zinssätze unverändert belassen hat. In Hongkong ging es allerdings mit dem Hang-Seng-Index um 2,6 Prozent abwärts. Die schwergewichtete Aktie der Bank HSBC fiel um rund 6 Prozent. Das Kreditinstitut hat kürzlich die britische Tochter des zusammengebrochenen US-Geldhauses Silicon Valley Bank übernommen. Bankenaktien wurden auch in der übrigen Region abgestoßen.
"Globales Finanzsystem nach wie vor stark gefährdet"
Der Nikkei-225-Index verlor 1,3 Prozent. Neben Konjunktursorgen lastete auch der etwas stärkere Yen auf dem japanischen Aktienmarkt, denn er verschlechtert die Chancen heimischer Unternehmen auf dem Exportmarkt. In Seoul sank der Kospi um 0,6 Prozent. Der Aktienmarkt in Sydney schloss 1,4 Prozent niedriger. Bankaktien zeigten sich mit Einbußen zwischen 0,6 und 1,5 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere große Zentralbanken hatten nach dem Credit-Suisse-Deal koordinierte Maßnahmen angekündigt, um die Liquidität in Dollar zu erhöhen. Das bestehende Swap-Abkommen würde mit Wirkung zum heutigen Montag angepasst und die Änderungen mindestens bis Ende April bestehen bleiben, um das reibungslose Funktionieren der US-Dollar-Finanzierungsmärkte zu unterstützen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der US-Notenbank Fed, der EZB, der Bank of Canada, der Bank of England, der Bank of Japan und der Schweizerischen Nationalbank. Sie hätten sich darauf verständigt, die Häufigkeit von Geschäften in Dollar mit siebentägiger Laufzeit von wöchentlich auf täglich zu erhöhen.
"In Anbetracht des Zeitpunkts und der Abfolge der Ereignisse ist dieser Schritt, Übersee-Dollar-Liquidität anzubieten, weniger ein schlechtes Signal als vielmehr ein Versuch, Vertrauen zu schaffen, mit dem zusätzlichen Vorteil, die Situation der Dollar-Nachfrage auf täglicher Basis zu beobachten", sagte George Goncalves, Leiter der US-Makrostrategie bei Mufg. "Das globale Finanzsystem ist nach wie vor stark gefährdet, und die Zentralbanker zeigen, dass sie aus der globalen Finanzkrise gelernt haben und versuchen, dem entgegenzuwirken", sagte Edward Moya, leitender Marktanalyst bei Oanda. "Mehr Banken sind in Gefahr, und ein koordiniertes Vorgehen könnte einigen Banken etwas Zeit verschaffen."
Quelle: ntv.de, chl/rts/DJ