Flugzeuge bleiben am Boden Malev ist pleite
03.02.2012, 11:18 Uhr
Nichts geht mehr bei Malev.
(Foto: REUTERS)
Seit 66 Jahren starten und landen die Maschinen der ungarischen Fluggesellschaft Malev auf allen Kontinenten der Erde. Nun ist sie pleite. Die Airline lässt den Betrieb mit sofortiger Wirkung ruhen. Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy versuchen Reisende ihre Flüge umzubuchen. Ministerpräsident Orban hält einen Neustart für möglich.
Die seit Jahren angeschlagene ungarische Fluggesellschaft Malev hat ihren Betrieb eingestellt. Die wirtschaftliche Lage des staatlichen Unternehmens sei "unhaltbar" geworden, begründete der Generaldirektor des staatlichen Unternehmens, Lorant Limburger, den Schritt. Der erklärte im Rundfunk, seine Regierung strebe einen Neustart der Airline an.
Die Regierung hatte bereits zu Wochenbeginn Konkursschutz über die Malev verhängt. Meldungen über den nahenden Konkurs hätten die Liquiditätsschwierigkeiten der Malev verschärft, erklärte Limburger. Lieferanten hätten "von einem Tag auf den anderen" auf Voraus-Inkasso bestanden. Die Direktion des Unternehmers habe entschieden, den Betrieb einzustellen. "In diesem Sinne steigen seit dem 3. Februar, 06.00 Uhr, nach 66-jährigem fortwährenden Betrieb, keine Malev-Flugzeuge mehr auf", heißt es in der Stellungnahme.
Auf dem Budapester Flughafen Ferihegy bildeten sich vor den Informationsschaltern lange Schlangen. Viele Passagiere versuchten, ihre Flüge umzubuchen. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur MTI verhielten sich die Wartenden ruhig und gefasst.
Nach Informationen des Internet-Portals "index" hätte die Malev eine Reiseticket-Versicherung im Wert von 30 Millionen Euro abschließen müssen. Dieses Geld habe aber nicht mehr zur Verfügung gestanden. Die ungarische Regierung hatte einen Fonds im Wert von zwei Milliarden Forint (6,8 Millionen Euro) für die Entschädigung von gestrandeten Malev-Passagieren eingerichtet.
Investoren sind zurückhaltend
Orban gab sich unterdessen optimistisch. "Ein Neustart ist möglich, wenn wir uns einigen können", sagte er. Einzelheiten nannte der Regierungschef nicht. "Zu einer Volkswirtschaft des 21. Jahrhunderts gehört eine gut funktionierende, nationale Fluggesellschaft", sagte er lediglich. Für die Malev würden allerdings "die Investoren nicht Schlange stehen".
Die Fluggesellschaft hatte seit Jahren mit Finanzierungsschwierigkeiten gekämpft. Kritisch wurde die Lage Anfang des Jahres. Die EU-Kommission hatte entschieden, dass der ungarische Staat mehrere Millionen Euro zurückzahlen muss, die von 2007 bis 2010 zur Unterstützung der Malev geflossen waren. Seit dem Brüsseler Entscheid stellte die Regierung jegliche Hilfe an die Malev ein.
Die Airline beschäftigt insgesamt 2600 Mitarbeiter. Sie transportiert jährlich rund drei Millionen Passagiere. Nach der demokratischen Wende vor 22 Jahren wurde sie zweimal privatisiert und wieder rückverstaatlicht. Sie sorgt für rund 40 Prozent des Verkehrsaufkommens am Flughafen Ferihegy, der von der deutschen Hochtief betrieben wird. Zuletzt hatte die Malev Schulden in Höhe von 74,6 Milliarden Forint angehäuft.
Quelle: ntv.de, dpa