Wirtschaft

"Ich bin doch nicht blöd" Mediamarkt-Streit eskaliert

Gereizte Stimmung im Elektronikhandel: Wer hat künftig das Sagen?

Gereizte Stimmung im Elektronikhandel: Wer hat künftig das Sagen?

(Foto: REUTERS)

Die beiden Elektro-Märkte Media Markt und Saturn gehören mehrheitlich dem Handelskonzern Metro. Lange herrschte Eintracht mit den Firmengründern. Das ist nun offenbar endgültig vorbei: Denn die Gründer sehen ihre Rechte bedroht und wollen kämpfen - und notfalls bis vor den Bundesgerichtshof ziehen.

"Zum Handeln geschaffen": Metro-Chef Eckhard Cordes.

"Zum Handeln geschaffen": Metro-Chef Eckhard Cordes.

(Foto: REUTERS)

Im Machtkampf um Europas größte Elektronikketten Mediamarkt und Saturn droht eine langwierige juristische Auseinandersetzung. "Wir gehen bis zum Bundesgerichtshof, wenn es sein muss", sagte der Mediamarkt-Mitgründer Leopold Stiefel dem "Spiegel". Stiefel und Mitgründer Erich Kellerhals werfen Metro-Chef Eckhard Cordes vor, bei der Konzern-Sparte Media-Saturn durchregieren zu wollen und damit gegen Vereinbarungen zu verstoßen. Die Metro weist die Vorwürfe zurück und setzt auf ein Schiedsgericht. Darüber hinaus bleibe der Vorstand der Metro AG gesprächsbereit.

Der Düsseldorfer Handelskonzern ist Mehrheitseigentümer der beiden Elektronikketten mit 75 Prozent der Anteile. Kellerhals besitzt rund 22 Prozent und Stiefel etwa 3 Prozent an der Media-Saturn-Holding. Bisher trat Media Saturn als weitgehend eigenständiges Unternehmen innerhalb des Konzernverbunds der im Dax notierten Metro Group auf. Die Holding steuert dabei unter anderem Produktauswahl, Preisgestaltung und Werbestrategien von Mediamarkt und Saturn. Mit Werbeslogans wie "Ich bin doch nicht blöd" (Mediamarkt) oder "Geiz ist geil" (Saturn) waren die beiden miteinander konkurrierenden Vertriebsmarken zu bundesweiter Bekanntheit aufgestiegen.

"Wir bedauern, dass abermals die Auseinandersetzung über Satzungsfragen über die Medien und nicht das dafür zuständige Schiedsgericht gesucht wird", kommentierte ein Metro-Sprecher die Kampfansage Stiefels im "Spiegel". Man sei zuversichtlich, dass die laufende rechtliche Überprüfung zügig abgeschlossen und die Position der Metro bestätigt werde. Die Gestaltungsrechte der Metro AG bei Media-Saturn entsprächen nicht den tatsächlichen Mehrheitsverhältnissen.

Leopold Stiefel (Archivbild): ""Die Metro will durchregieren."

Leopold Stiefel (Archivbild): ""Die Metro will durchregieren."

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der offene Machtkampf hatte sich an einem Beirat entzündet, den die Metro AG ins Leben rufen will. Kellerhals hat Klage beim Landgericht Ingolstadt eingereicht, dem Sitz der Media-Saturn-Holding. Er warf der Metro schon mehrfach vor, die Sperrminorität im Gesellschafterausschuss der Holding aushebeln zu wollen. Dort müssen alle Entscheidungen mit einer Mehrheit von 80 Prozent fallen. Kellerhals und Stiefel können so faktisch Entscheidungen verhindern.

"Die Metro will durchregieren, ohne uns noch fragen zu müssen", sagte Stiefel dem "Spiegel". Sollte nicht doch noch eine Einigung erzielt werden, müssten Richter entscheiden. Kellerhals habe bei der Klage seine volle Unterstützung. "Gegen einen Beirat haben wir nichts. Aber all unsere Gutachten kommen zu dem Ergebnis, dass auch dort wieder die gleichen Stimmrechte wie im Gesellschafterausschuss gelten würden", betonte Kellerhals.

Eigentlich alles harmonisch?

Eine Sachfrage, an der sich der Krach entzündet haben könnte, gibt es angeblich nicht. "Nein", antwortete Stiefel dem "Spiegel" auf eine entsprechende Frage. "In allen wichtigen Fragen waren wir uns mit der Metro einig: Internetangebot, Expansion nach China, Verkauf des Frankreich-Geschäfts", zählte Stiefel auf.

Metro-Chef Cordes hatte sich bei der Bilanzvorlage des Konzerns vor fast drei Wochen in Hinblick auf den Streit gelassen gezeigt. Ein Gutachten einer renommierten Kanzlei bestätige die Position der Metro AG. Im Umfeld des Düsseldorfer Konzerns wird dem Vernehmen nach nicht davon ausgegangen, dass der Bundesgerichtshof sich eines solchen Streits um die Interpretation von Satzungsfragen annehmen würde. Cordes hat Medienberichten zufolge bei den Meinungsverschiedenheiten mit den Media-Markt-Gründern die Rückendeckung von Metro-Großaktionär Haniel.

Quelle: ntv.de, dpa

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