Reaktionen zur Fusion Mega-Deal löst Skepsis aus
15.02.2011, 16:45 UhrDie Fusion von Deutsche Börse und Nyse Euronext zur weltgrößten Börse rückt in greifbare Nähe. Die Aufsichtsräte der beiden Konzerne stimmten den Plänen zu. Hier die ersten Reaktionen der Analysten und Fondsmanager.
Frank Davis, Direktor Sales and Trading bei Lek Securities in New York:
"Es gibt noch viele Unsicherheiten. Einige fürchten längere Auseinandersetzungen und nationalistisches Gebaren, besonders auf amerikanischer Seite, da wir nun wissen, dass die Mehrheit der Mitglieder im Führungsgremium deutsch sein wird. Ein Zusammenschluss der beiden ist zwar möglich, aber er wird womöglich nicht so durchgehen wie ursprünglich angepeilt. Womöglich hatten die Unternehmen nicht genügend Zeit, alles genau durchzuplanen, da sie durch den Zusammenschluss der London Stock Exchange mit der Börse von Toronto ziemlich unter Zeitdruck geraten sind."
Paul Edmondson, Kanzlei CMS Cameron McKenna:
"Die Börsen reagieren auf Regulierung ebenso wie auf die Entwicklung der Märkte. Hinter diesem Schritt stehen sowohl die Mifid-Gesetzgebung, die in Europa überarbeitet wird, wie auch die internationale Reform des OTC-Handels mit Derivaten infolge der Finanzkrise."
Herbie Skeet, Exchange Consultancy Mondo Visione:
"Diese Fusion, sollte sie genehmigt werden, schafft ein ordentliches Schwergewicht. Das neue Gebilde wird ein globales Machtzentrum sein, das den Derivate-Handel in Europa dominieren und einen großen Einfluss im US- und europäischen Aktienhandel haben wird."
Jürgen Meyer, SEB Asset Management:
"Der Deal ergibt aus verschiedenen Gründen Sinn. Die Entwicklung neuer Handelssysteme ist der größte Kostenfaktor für Handelshäuser in aller Welt. Es macht keinen Sinn das Rad zweimal zu erfinden."
Roland Pfänder, Commerzbank:
"Wenn die Fusion so durchginge wie geplant, dann wäre das positiv für beide Unternehmen. Es ist konsequent und spiegelt Markttrends und -zwänge wider. Zum Beispiel können nun auch neue globale Services angeboten werden. Ob die Wettbewerbsbehörden das Vorhaben aber so durchwinken, bleibt abzuwarten. Vor allem die Marktmacht bei den europäischen Derivatehäusern und den amerikanischen Aktienoptionsbörsen wird wohl kritisch beleuchtet werden. Die Kostensynergien von 300 Mio. Euro sollten durchaus erreicht werden, dazu kommen ja auch noch Umsatzsynergien, zum Beispiel im Clearing-Geschäft."
Konrad Becker, Analyst Merck Finck:
"Für mich sind nach wie vor viele Fragen offen, allen voran welche Kosten durch die Fusion entstehen, wenn zum Beispiel Personal abgebaut wird. Für Probleme könnte zudem der Umstand sorgen, dass es mit New York und Eschborn zwei Zentralen gibt. Das könnte das Einfallstor für Streitigkeiten oder Rivalitäten zwischen beiden Häusern sein."
Christian Muschick, Silvia Quandt Research
"Wenn man sich das Management anschaut, macht Duncan Niederauer als CEO Sinn. Auch wenn man die Politik außen vor lässt, ein Führungswechsel bei der Deutschen Börse scheint doch notwendig. Andreas Preuss als Stellvertreter macht auch Sinn, schließlich ist der Derivate-Bereich das wichtigste Segment nach der Fusion. Auch aus politischer Sicht ist diese Konstellation gut. Die Nyse ist innovativer und stärker auf Zack, die Deutsche Börse war schon sehr defensiv und vor allem auf Kostenkontrolle bedacht. Die Bewertung erscheint bei einem Vergleich der Marktkapitalisierungen fair."
Martin Peter, LBBW
"Meine skeptische Sicht hat sich nicht geändert. Die Realisierung der geplanten Kostensynergien wird nicht einfach, denn die Abstimmung zwischen Paris, New York und Frankfurt kann schwierig sein. Unter dem Strich bezweifele ich auch, dass das für die Aktionäre über die nächsten Quartale eine Erfolgsgeschichte wird."
Quelle: ntv.de, rts