BER-Korruptionsaffäre Mehdorn feuert Technikchef
04.06.2014, 17:29 Uhr
BER-Geschäftsführer Mehdorn (l) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beantworten in der Sitzung des Hauptausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses Fragen.
(Foto: dpa)
"Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und wer es einmal tut, der tut es wieder", sagt Hartmut Mehdorn zum Korruptionsverdacht gegen den Technikchef Großmann. Und entlässt den Manager. Großmann selbst widerspricht der Aussage Mehdorns, dass er "halbwegs seine Schuld eingestanden" habe.
Wegen der Korruptionsaffäre am neuen Hauptstadtflughafen hat Geschäftsführer Hartmut Mehdorn den unter Verdacht stehenden Technikchef Jochen Großmann entlassen. Das teilte Mehdorn im Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit.
Er hatte Großmann in der vergangenen Woche zunächst beurlaubt, nachdem die Staatsanwaltschaft dessen Büros durchsucht hatte. Sie wirft dem Ingenieur Bestechlichkeit vor. "Ich habe diesem Mann getraut", sagte Mehdorn. In der Vernehmung durch die Anklagebehörde habe Großmann jedoch "schon halbwegs seine Schuld eingestanden".
Dem widersprach Großmann jedoch: "Herr Mehdorn irrt, wenn er öffentlich und in den Medien behauptet, dass Prof. Jochen Großmann vor der Anklagebehörde irgendeine Schuld eingestanden hat", teilte Großmanns Unternehmen GICON mit. Es habe keine Vernehmung geben. GICON kündigte an, die Vorwürfe entkräften zu wollen.
"Kein Systemversagen"
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der Aufsichtsratschef des BER ist, sprach von einem Einzelfall. Der SPD-Politiker wies Vorwürfe der Opposition zurück, die Strukturen beim Flughafen begünstigten solche Fälle. "Da von Systemversagen zu reden, finde ich ziemlich abenteuerlich."
Großmann war erst im April beim Flughafen fest angestellt worden. Zuvor soll er als Berater Geld von dem niederländischen Unternehmen Arcadis verlangt haben, damit er diesem zu einem Auftrag auf der Baustelle verhilft. "Der Vorfall war nicht entdeckbar, weil er nicht bei uns stattgefunden hat", sagte Mehdorn. Erst Arcadis machte ihn darauf aufmerksam.
Der Flughafen hatte zunächst gemeldet, Großmann habe 50.000 Euro gefordert, im Ausschuss sprach Mehdorn nun von 350.000 Euro. Wowereit sagte: "Auch wenn man die Summe abzieht, wären sie der günstigste Anbieter gewesen und hätten den Zuschlag bekommen."
Schneller Ersatz gesucht
Mehdorn hat nach eigenen Aussagen bereits erste Nachfolge-Kandidaten im Blick. Der Posten solle so schnell wie möglich neu besetzt werden, er selbst führe die Suche. Bewerber können jedoch nicht darauf hoffen, wie der frühere Technikchef Horst Amann auch in die Geschäftsführung einzuziehen. "Wir haben zwei Geschäftsführer, und das reicht", meinte Mehdorn, der das Unternehmen zusammen mit Finanzgeschäftsführerin Heike Fölster führt. Dass es auf dieser Ebene keinen explizit Technikverantwortlichen gibt, führt immer wieder zu Kritik.
Großmann war laut Mehdorn vom Tüv Rheinland empfohlen worden, Amann habe ihn als Sachverständigen auf die Baustelle geholt. Dort plante er die nicht funktionsfähige Brandschutzanlage um. Mehdorn gestand Großmann zu, gute Arbeit geleistet zu haben und schloss aus, dass der Ingenieur sich bei der Umplanung an persönlichen Profitmöglichkeiten orientierte.
Als Flughafenbetreiber erfolgreich
Inzwischen untersucht eine Arbeitsgruppe die Vergabeverfahren, auf die Großmann nach Flughafenangaben Einfluss hatte. Mehdorn kündigte für die Aufsichtsratssitzung am 30. Juni einen Kostenplan für den Neubau und den Jahresabschluss 2013 an.
Operativ sei das Unternehmen sehr erfolgreich, betonte der Geschäftsführer. Im ersten Halbjahr 2014 liege die Passagierzahl an den bestehenden Flughäfen Tegel und Schönefeld um rund 500 000 über dem Vorjahreszeitraum. Die Probleme beim Neubau machen jedoch die Banken skeptisch. So hält die Förderbank KfW nach Wowereits Angaben gut 100 Millionen Euro als letzte Tranche einer Kreditlinie zurück. Wie Mehdorn sagte, will die staatliche Bank zunächst wissen, wie viel der Neubau letztlich kosten wird. "Es ist schon mehrmals passiert, dass auf erste Anforderung nicht gezahlt wurde, sondern dass da noch Fragen waren", sagte Wowereit.
Quelle: ntv.de, sla/dpa