Gericht sieht Pflichtverletzung Middelhoff müsste zahlen
25.04.2012, 13:34 Uhr
Thomas Middelhoff geht in Berufung.
(Foto: dpa)
Ex-Arcandor-Chef Middelhoff ist nach der Pleite des Handels- und Touristikkonzerns zur Zahlung von Schadenersatz an den Insolvenzverwalter verpflichtet. Dieses Urteil des Essener Landgerichts wird den Manager dennoch wohl kein Geld kosten.
Der Verkauf eines Karstadt-Warenhauses wird für den ehemaligen Top-Manager Thomas Middelhoff nach Jahren zur Belastung: Das Landgericht Essen entschied, Middelhoff als Vorstandschef und drei andere ehemalige Vorstände der Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor hätten beim Verkauf des Kaufhauses in Wiesbaden ihre Pflichten verletzt. Sie hätten es unterlassen, die Überschreibung des Warenhauses an einen Immobilienfonds zu verhindern. Dieser hatte für das Kaufhaus dann nach Ansicht des Klägers, der Arcandor-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch, eine überhöhte Miete verlangt.
Die Höhe des entstandenen Schadens sei aber fraglich, sagte die Richterin. Gutachten zufolge könnte er zwischen 30 und 46 Mio. Euro liegen. Der Insolvenzverwalter hatte Middelhoff und zehn weitere Ex-Vorstände und Ex-Aufsichtsräte ursprünglich auf Zahlung von 175 Mio. Euro Schadenersatz verklagt. Hintergrund sind fünf umstrittene und für das Unternehmen angeblich wirtschaftlich nachteilige Verkäufe von Karstadt-Immobilien an den Oppenheim-Esch-Fonds im Jahr 2005. Das Essener Landgericht erkannte nur im Falle des Verkaufs des Wiesbadener Karstadt-Hauses eine "schuldhafte Pflichtverletzung" von Middelhoff und drei weiteren Ex-Vorständen.
Berufung angekündigt
Das Grundurteil muss nun vom Oberlandesgericht Hamm erst überprüft werden – Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller kündigte umgehend Berufung an. Folgt die Instanz dem Landgericht Essen, muss dieses dann in einem nächsten Schritt über die konkrete Schadenshöhe entscheiden. Dies könne noch Jahre dauern, sagte die Richterin.
Middelhoff selbst wird seinem Anwalt zufolge aber in jedem Fall nicht bezahlen müssen: eine Versicherung werde für den Manager einstehen. Aus seiner Sicht sei das Grundurteil aber falsch und werde in der nächsten Instanz keinen Bestand haben, sagte er.
Der frühere Bertelsmann-Manager hatte das Arcandor-Ruder 2005 übernommen. Rund vier Jahre später musste Middelhoff gehen - nach einem Jahresverlust von einer dreiviertel Mrd. Euro. Wenige Monate später stellte Arcandor Insolvenzantrag. Allein bei Karstadt bangten rund 25.000 Mitarbeiter um ihre Jobs. Schließlich übernahm Investor Nicolas Berggruen die Warenhaus-Kette.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa