Oracle setzt sich durch Milliardenstrafe für SAP
24.11.2010, 06:52 UhrDer deutsche Softwarekonzern SAP erleidet im Schadenersatzprozess im kalifornischen Oakland eine herbe Schlappe. Die Geschworenen entscheiden, dass SAP wegen Verletzung von Urheberrechten 1,3 Milliarden Dollar an den US-Wettbewerber Oracle zahlen muss. Die Walldorfer hatten mit deutlich weniger gerechnet.
Im Rechtsstreit der beiden Softwarekonzerne SAP und Oracle um den Diebstahl geistigen Eigentums ist es zu einer Entscheidung gekommen. Die Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts für Nordkalifornien in Oakland hat, dass Oracle ein Schadenersatz von 1,3 Mrd. Us-Dollar zusteht. Das entsprechende Gerichtsverfahren hatte am 1. November begonnen.
Auch nach Abschluss des Zivilprozesses ist das letzte Wort in dem Fall möglicherweise aber noch nicht gesprochen. Auch die Strafverfolgungsbehörden in den USA könnten den Datendiebstahl noch unter die Lupe nehmen.
Ein Sprecher von SAP zeigte sich nach Bekanntgabe des Urteils enttäuscht und sagte, das Unternehmen werde seine Optionen prüfen. Dies schließe ein mögliches Berufungsverfahren ein. Auswirkungen auf die Geschäftsprognose hat die Schadenersatzsumme nach Angaben des Walldorfer Unternehmens nicht. "Das Urteil hat keinen Einfluss auf unsere Jahresprognose", sagte ein SAP-Sprecher.
SAP hat für das laufende Jahr lediglich eine Prognose für den Software- und Wartungsumsatz, die operative Marge und die Steuerquote abgegeben.
SAP von Gericht enttäuscht
Der Aufsehen erregende Prozess hatte Anfang November in den USA begonnen. Es ging dabei neben Industriespionage auch um Schadenersatz für Diebstahl von geistigem Eigentum. Oracle hatte die Vorwürfe erstmals vor dreieinhalb Jahren öffentlich erhoben. SAP hatte die Verfehlungen grundsätzlich eingeräumt, eine von Oracle geforderte Milliardensumme aber als völlig überhöht bezeichnet.
Auslöser für Oracle-Klage war die Softwarefirma TomorrowNow, ein kleines Unternehmen aus Texas. SAP hatte den auf die Wartung von Software spezialisierten Dienstleister Anfang 2005 für zehn Mio. Dollar gekauft, um Oracle nach dessen Übernahme von PeopleSoft möglichst viele lukrative Firmenkunden abspenstig zu machen. SAP und TomorrowNow lockten verunsicherte Nutzer von PeopleSoft mit Dumping-Angeboten für Software-Wartung. Letztlich sollten die Kunden mit hohen Rabatten ins SAP-Lager wechseln.
"Deutlich über das Ziel hinausgeschossen"
Am Ende stand das wohl teuerstes Daten-Update der Wirtschaftsgeschichte. denn TomorrowNow schoss deutlich über das Ziel hinaus, wie SAP später - nach anfänglichen Dementis - einräumte. Denn im Rahmen der Wartungstätigkeit für gut 200 Kunden kam es durch TomorrowNow-Mitarbeiter zu umfangreichen und unzulässigen Datentransfers von Oracle-Rechnern, was der US-Konzern als Software-Diebstahl, Spionage und Betrug im großen Stil wertete und Klage erhob.
Quelle: ntv.de, rts/DJ