Wirtschaft

Von Clean Diesel zu #Dieselgate Möge die Macht mit VW sein

Die VW-Affäre hinterlässt viele Rußpartikel auf dem sauberen Made-in-Germany-Image.

Die VW-Affäre hinterlässt viele Rußpartikel auf dem sauberen Made-in-Germany-Image.

(Foto: Twitter)

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. In den sozialen Netzwerken wimmelt es nur so vor Witzen über VW. Den passenden Hashtag für die Spötter gibt es natürlich auch.

Wann immer ein Skandal von dieser Dimension auffliegt, dauert es nicht lange und die Betroffenen ernten jede Menge Hohn und Spott - vor allem in den sozialen Netzwerken. So ist es jetzt auch bei VW der Fall.

Geplant war das so natürlich nicht. Volkswagen wollte den US-Markt mit einer Kombination aus sauberen Dieselmotoren und deutscher Wertarbeit im Schnellverfahren erobern. Die Wolfsburger legten sich richtig kräftig ins Zeug, um das negative Image von rauchenden Dieselmotoren aufzupolieren. Werbespots aus der Reihe "Like really clean diesel" zielte darauf ab, mit "dreckigen" Vorurteilen aufzuräumen. Dass diese "sauberen" Werbefilme nun im Netz zur Lachnummer werden, kommt ungelegen.

Diesel = lat. dreckig? No way!

VW-Werbeclip bei Youtube

VW-Werbeclip bei Youtube

Ein Werbeclip aus dem Frühjahr zeigt eine unterhaltsame Szene mit drei älteren Ladies beim Autofahren. Mit dem Wissen von heute wirkt der Dialog der Damen und die Reaktion der Fahrerin völlig absurd.

"Diesel, das ist lateinisch und heißt dreckig", provoziert da eine ältere Dame in dem Spot die Fahrerin, die sich gerade erst einen neuen VW mit Dieselmotor zugelegt hat.

Natürlich ist das Anglerlatein, also schlicht Unsinn, denn der Name Diesel stammt von dem gleichnamigen Erfinder Rudolf Diesel. Ob das die Wagen-Insassinnen wissen, bleibt unklar. Den Vorwurf der Beifahrerin, ihr Auto sei so eine Dreckschleuder, will sich die Fahrerin aber auf jeden Fall nicht gefallen lassen.

"Das war vielleicht mal so", motzt sie zurück. "Aber wir leben im Jahr 2015." Um zu beweisen, dass ihr VW sauber ist, geht sie mit ihren zwei Mitfahrerinnen zum Heck des Fahrzeuges und hält ihren weißen Schal bei laufendem Motor vor den Auspuff. Der ist auch danach noch strahlend weiß. Dank des scheinbar sauberen Dieselmotors.

Marian Kamensky/Twitter

Marian Kamensky/Twitter

(Foto: Twitter/Moma)

Weißer Schal am Auspuff? Der Werbespot von VW wirkt heute wie eine Satire. Nachdem herausgekommen ist, dass Volkswagen Abgaswerte seiner Dieselfahrzeuge manipuliert hat, wird sie zur Steilvorlage für Karikaturisten: Marian Kamensky zeigt, was den drei alten Damen wirklich passiert wäre. Inzwischen wurde der Werbespot bei Youtube gelöscht. Kommentieren wollte Volkswagen das nicht.

"Aber wenn erst rauskommt, ..."

Manchem im Netz schwant auch Schlimmeres. Ist der Diesel-Skandal möglicherweise die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs? Was ist mit der deutlich jüngeren Technologie von Elektro-Autos? Steckt da drin, was drauf steht? Wer weiß das schon? Der laienhafte Verbraucher schaut nie in Technik rein. Und Tricksereien gehören nicht nur zum Geschäft von Produzenten, sondern auch zum täglichen Geschäft von Verkäufern. Die Frage ist am Ende nur, wie weit Theorie und Wirklichkeit voneinander abweichen. Und ob der Verbraucher damit leben will.

Im Moment bleibt unbeteiligten Beobachtern nur, es mit Humor zu nehmen. Was soll der ganze Hype um selbstfahrende Autos, postet einer prompt. Das sprechende Auto K.I.T.T. aus der US-amerikanischen Kultserie Knight Rider hatte schon in den 80er Jahren künstliche Intelligenz. Gut, es fuhr mit Wasserstoff, "das weiß doch jedes jetzt ca. 40jährige Kind", wie ein Leser twittert. Aber was soll's. Warum kleinlich sein. Ist irgendeine Technologie vor Tricksereien gefeit?

Wo es um Geld und Marktanteile geht, muss immer Schlimmeres befürchtet werden. Die Ermittlungen bei VW haben erst angefangen. Und wie es die Konkurrenz mit ihren Tests hält, wird sich auch erst noch zeigen müssen. Das Ausmaß des Skandals ist noch völlig unklar.

VW sollte jetzt alles daran setzen, verlorenes Vertrauen bei den Kunden zurückzugewinnen. Ehrlichkeit ist das Gebot der Stunde. Wer zum Gespött der Leute wird, muss offensiv werden, raten auch die Kommunikationsexperten.

Die Sache ist ernst. Der Aktienkurs ist ruiniert, VW-Boss Martin Winterkorn musste zurücktreten. Und vielleicht kommt es noch schlimmer: Denn "Uncle Sam" ist sauer. Betrug am amerikanischen Verbraucher ist unverzeihlich. Die Frage ist, ob sich der deutsche Autobauer jemals davon erholen wird. Genau auf so etwas hat die Konkurrenz in Übersee nur gewartet. Wahrscheinlich wird die Diesel-Affäre nicht nur teuer, sondern auch viel Zeit kosten, bis sie vergessen ist.

Gerne möchte man da an den Star-Wars-Werbeclip "The Force" (Die Macht) erinnern, mit dem VW 2011 einen großen Erfolg feierte. Der Spot mit dem kleinen Jungen im Darth Vader-Kostum, der verzweifelt versucht, einen Passat per Gedankenkraft zu bewegen. Der You-Tube-Clip kommt heute noch gut an. Inzwischen zählt er über 62 Millionen Klicks.

Videos zu löschen ist demnach keine Lösung. Vielleicht ist es dann auch nur eine Frage der Zeit, bis sich bei #Dieselgate noch andere Autokonzerne tummeln und der Shitstorm gegen VW abebbt. Möge die Macht mit euch sein, möchte man den knapp 600.000 Mitarbeitern wünschen.

Quelle: ntv.de

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