Wirtschaft

"Eiserner Ekki" verlässt die Brücke Neue Ära bei ThyssenKrupp

Der scheidende ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz erntet auf seiner letzten Hauptversammlung als Konzernlenker viel Lob. Sein Nachfolger Heinrich Hiesinger lässt sich jedoch auf dem Aktionärstreffen noch nicht in die Karten schauen. Klar ist jedoch, dass der Konzern vor einer neuen Führungsära steht.

Ekkehard Schulz (rechts) übergibt an Heinrich Hiesinger.

Ekkehard Schulz (rechts) übergibt an Heinrich Hiesinger.

(Foto: dpa)

Beim größten deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp hat mit dem früheren Siemens-Manager Heinrich Hiesinger erstmals ein ausgewiesener Technologieexperte das Ruder übernommen. Der 50-Jährige löste nach der Hauptversammlung in Bochum den Stahlfachmann Ekkehard Schulz an der Spitze des Mischkonzerns ab. Nach zwölf Jahren als Vorstandschef verabschiedete sich der als "eiserner Ekki" bezeichnete Manager von den Aktionären mit gestiegenen Umsatzzahlen. Auch unter neuer Führung will ThyssenKrupp im Gesamtjahr deutlich zulegen.

Hiesinger sorgte bei Aktionärsvertretern für Enttäuschung, die sich bereits jetzt mehr Klarheit über seinen Kurs erhofft hatten. "Ich gebe dazu heute keine weiteren Details", sagte er. Er habe klare Vorstellungen, wolle sich aber mit den einzelnen Bereichen beraten und bis Mitte des Jahres seine Strategie erläutern. Diese solle nachhaltig und berechenbar sein. "Die Reduzierung der Nettofinanzschulden hat Top-Priorität." Der Konzern steht mit 3,8 Mrd. Euro in der Kreide.

Hiesinger könnte Finanzressort übernehmen

Einige Experten erwarten, dass sich unter Hiesinger der Schwerpunkt vom Stahl- zum Technologiegeschäft hin bewegen wird. Neben dem Werkstoff, bei dem ThyssenKrupp mit Wettbewerbern wie Salzgitter oder Weltmarktführer ArcelorMittal konkurriert, fertigt der Mischkonzern mit fast 180.000 Mitarbeitern Autoteile, Aufzüge, Rolltreppen, Maschinen, Anlagen und U-Boote. Hiesinger hatte erklärt, er habe keine Vorgabe für das Umsatzverhältnis zwischen Stahl und Technologie. "Der Konzern steht auf mehreren Standbeinen. Eines davon ist Stahl."

Der neue Vorstandschef muss die zusammen rund zehn Mrd. Euro teuren Stahlwerke in Brasilien und den USA auf Kurs bringen. Der Konzern will sein Stahlgeschäft in Nordamerika ausbauen und Kunden wie die deutschen Autohersteller BMW, Mercedes und Volkswagen beliefern. Nach dem angekündigten Wechsel von Alan Hippe zum Schweizer Pharmakonzern Roche braucht ThyssenKrupp zudem einen neuen Finanzchef. Sollte bis zum Abgang Hippes Ende März kein Nachfolger gefunden sein, werde Hiesinger die Aufgaben erst einmal übernehmen, sagte Aufsichtsratschef Gerhard Cromme.

Schulz wechselt in den Aufsichtsrat

"Sie erleben heute einen Vorstandsvorsitzenden, der ein wenig sentimental ist, weil ein großartiger Lebensabschnitt zu Ende geht", sagte der in den Aufsichtsrat wechselnde Schulz den Aktionären. Nach einem Rückblick auf die Stahlkrisen in den 80er und 90er Jahren, auf die Fusion von Thyssen und Krupp 1999 und die jüngste Krise kam er aber rasch wieder auf das aktuelle Geschäft zu sprechen. "Wir haben den Turnaround geschafft." Der Konzern peile einen um zehn bis 15 Prozent höheren Umsatz nach 42,6 Mrd. Euro im Vorjahr an. Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde bei zwei Mrd. Euro liegen nach 1,2 Mrd. Euro.

"Der erste Eindruck des laufenden Geschäftsjahres unterstreicht, dass wir wieder auf unseren langfristigen Wachstumspfad zurückkehren", betonte der 69-Jährige. Für das abgelaufene erste Quartal des Geschäftsjahres 2010/11 (per Ende September) erwarte das Unternehmen einen Auftragseingang und einen Umsatz von über elf Mrd. Euro nach je 9,3 Mrd. im Vorjahreszeitraum betragen. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde trotz höherer Anlaufverluste durch die neuen Stahlwerke in den USA und Brasilien auf dem Vorjahresniveau von 277 Mio. Euro liegen. Den kompletten Bericht legt ThyssenKrupp am 11. Februar vor.

Quelle: ntv.de, rts

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