Wirtschaft

Ist Siemens schon raus? Alstom bevorzugt wohl GE-Offerte

Eine Siemens-Lokomotive vom Typ "Vectron"

Eine Siemens-Lokomotive vom Typ "Vectron"

(Foto: dpa)

Der Alstom-Verwaltungsrat soll sich nach unbestätigten Berichten aus Unternehmenskreisen für das Angebot des US-Unternehmens General Electric ausgesprochen haben. Damit würde Siemens bei der Übernahme des französischen Unternehmens nicht zum Zuge kommen.

Siemens hat im Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom ein eigenes Angebot angekündigt. Nach Informationen der Pariser Tageszeitung "Le Figaro" vom späten Abend beschloss der Alstom-Verwaltungsrat allerdings kurz danach, ein Angebot des US-Unternehmens General Electric (GE) bevorzugt zu behandeln. Dieses solle allerdings noch einen Monat lang von unabhängigen Experten geprüft werden, berichtete das Blatt unter Berufung auf Konzernkreise im Internet. Eine offizielle Bestätigung lag dafür nicht vor.

Siemens hatte die Abgabe seines Angebots an die Bedingung geknüpft, vier Wochen lang Zugang zu Daten des französischen Unternehmens zu bekommen. Zudem müssten Managementinterviews geführt werden können, hieß es. Der "Figaro" berichtete am Abend, Siemens sei bereit, seine komplette Transportsparte inklusive des ICE- und Metro-Baus an Alstom abzugeben, wenn es im Gegenzug die Energietechniksparte kaufen könnte. Die Münchner bewerteten letztere mit 10,5 bis 11 Milliarden Euro.

An dem neuen, auf Bahntechnik spezialisierten Unternehmen Alstom, würde Siemens laut "Figaro" einen Anteil von 19 Prozent beanspruchen. Lediglich die Signaltechnik würde es unter dem eigenen Dach behalten wollen.

GE will nach Informationen der Zeitung nur rund zehn Milliarden Euro für die Energietechniksparte der Franzosen zahlen. Die Alstom-Führung halte eine Übernahme durch Siemens allerdings für "zu kompliziert" - vor allem, weil es zu viele Überschneidungen in der Produktpalette gebe. Es wurde erwartet, dass sich das französische Unternehmen an diesem Mittwochmorgen offiziell zu den Übernahmeangeboten äußert. Dies hatte auch die Finanzmarktaufsicht AMF verlangt.

Paris wollte Siemens - Alstom wollte GE

Alstom hatte in den vergangenen Monaten heimlich nur mit General Electric über eine Übernahme verhandelt. Die französische Regierung hatte mit Empörung darauf reagiert. Sie fürchtet eine Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren, sollte GE den Zugriff auf Alstom bekommen. Paris hat stattdessen angedeutet, einen Geschäftsfeldertausch zwischen Siemens und Alstom zu bevorzugen. Die französische Regierung erhofft sich, dass zwei europäische Weltmarktführer entstehen könnten - einer im Bereich Bahntechnik, der andere im Bereich Energie.

In Deutschland herrscht die Sorge vor einem Arbeitsplatzverlust bei der Siemens-Bahnsparte. Die IG Metall stellte für den Fall eines Tauschgeschäfts klar, dass sie Sicherheiten für die rund 11.500 Beschäftigten der Sparte einfordern werde. "Eine zwingende Voraussetzung für den geplanten Tausch von Siemens' Zugsparte gegen Alstoms Energiebereich sind natürlich umfassende Garantien für die Sicherheit der Beschäftigung und aller betroffenen Siemens-Standorte", sagte Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler. Generell stehe die Gewerkschaft einer Einigung zwischen Siemens und Alstom nicht ablehnend gegenüber, betonte er. Alstom-Mitarbeiter protestierten vor einer Niederlassung in Saint-Ouen bei Paris gegen die Zerschlagungspläne, auch in Mannheim gab es eine Demonstration.

Bei einem Treffen mit Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg forderten Gewerkschafter eine erneute Teilverstaatlichung des Unternehmens. Die französische Regierung werde alle notwendigen Mittel ergreifen, um die Interessen des Staates zu schützen, kündigte der Minister an. Vor der Nationalversammlung in Paris rechtfertigte er dann die Einmischung der Regierung in die Verhandlungen. Kein Staat auf der Welt würde es akzeptieren, wenn ein von öffentlichen Aufträgen lebendes Aushängeschild der nationalen Industrie innerhalb kürzester Zeit verkauft würde, erklärte der Minister. Mountebourg warf Alstom-Chef Patrick Kron zudem vor, ihn in den vergangenen Monaten über seine Allianz-Pläne mit General Electric offen angelogen zu haben. "Muss der Wirtschaftsminister in seinem Büro einen Lügendetektor installieren?", fragte Montebourg. Das Energietechnik-Geschäft von Alstom sei für Frankreich strategisch von größter Bedeutung.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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