Wirtschaft

Sony Pictures gehackt Nordkorea kann Cyber-Krieg

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un

(Foto: imago/Xinhua)

Selbst in der Hauptstadt Pjöngjang fällt regelmäßig der Strom aus, nur wenige Nordkoreaner haben Zugang zum Internet. Dennoch werden dem isolierten Land ausgeklügelte Hackerangriffe zugetraut. Das klingt absurd, ist es aber nicht.

Für den Hacker-Angriff auf das Netzwerk von Sony Pictures gibt es einen Hauptverdächtigen: Nordkorea. Ob Pjöngjang wirklich hinter der Attacke steckt, ist völlig unklar. Bemerkenswert ist allerdings, dass dem Land ein so schwerwiegender Angriff überhaupt zugetraut wird.

Tatsächlich verfügt Nordkorea in Sachen Cyber-Kriegsführung über erhebliche Fähigkeiten. Trotz Armut und Isolation hat das Regime einen Teil seiner spärlichen Ressourcen in eine hochspezialisierte Gruppe des Militärs gesteckt - die berühmt-berüchtigte "Einheit 121".

Sicherheitsexperten halten diese Gruppe nicht nur für fähig, in Computer-Netzwerke einzudringen. Sie kann demnach auch Viren programmieren und anspruchsvolle Cyber-Angriffe durchführen. Dabei gehe es entweder um Spionage oder Sabotage.

Glaubt man Berichten aus Südkorea, verfügt Nordkorea nach den USA und Russland über die drittgrößte Cyber-Armee weltweit. Demnach arbeiten bis zu knapp 6000 Hacker im Auftrag des Militärs. Das mag übertrieben sein. Ein nordkoreanischer Überläufer sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die "Einheit 121" bestehe aus etwa 1800 Spezialisten.

Diese würden als Elite des Militärs gelten und gehörten zu den talentiertesten Nordkoreanern, wird Jang Se Yul zitiert. Sie seien handverlesen und würden ihre fünfjährige Ausbildung mit etwa 17 Jahren beginnen. Der Überläufer hat den Angaben zufolge mit einigen von ihnen an der Militär-Universität für Informatik studiert, bevor er vor sechs Jahren das Land verließ. Auch andere Überläufer berichten davon, dass das Regime nach mathematisch besonders begabten Kindern Ausschau hält und sie ein hartes Auswahlverfahren durchlaufen lässt. Machthaber Kim Jong-Un bezeichnete Cyber-Angriffe im vergangenen Jahr als "magische Waffe", um "unbarmherzige Schläge" gegen den Süden führen zu können.

"Asymmetrische Kriegsführung"

Im vergangenen August veröffentlichten die Sicherheitsexperten von Hewlett Packard einen Bericht, der Nordkoreas Cyber-Strategie beschreibt. Demzufolge geht es Pjöngjang um "asymmetrische Kriegsführung". Da das Land Südkorea und den USA bei konventionellen Waffen unterlegen sei, setze das Regime auf Cyber-Fähigkeiten, um diesen Nachteil auszugleichen. "Cyber-Krieg erlaubt Nordkorea, die dem Internet innewohnenden Schwachstellen für offensive Zwecke auszunutzen, während es die eigenen wichtigen Netze von der Außenwelt abschottet", heißt es in dem Bericht.

Für Nordkorea ist es demnach ein Vorteil, dass es nur über eine rudimentäre Internet-Infrastruktur verfügt. Vor diesem Hintergrund soll die "Einheit 121" auch außerhalb des isolierten Landes agieren. Eine Abteilung soll in einem Hotel in der chinesischen Stadt Shenjang stationiert sein, die sich unweit der Grenze zu Nordkorea befindet.

Ganz anders stellt sich die Situation in Südkorea dar. Das Land ist stark vernetzt - und damit anfällig für Hacker-Angriffe. Im vergangenen Jahr wurden 30.000 Rechner von Banken und Medienunternehmen attackiert. Ob Nordkorea dafür verantwortlich war, ist nicht bekannt.

Quelle: ntv.de

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