Sensible Daten veröffentlicht Sony Pictures erlebt den Hacker-Albtraum
04.12.2014, 08:57 Uhr
Szene aus "The Interview" mit Seth Rogen (M.) und James Franco. Nordkorea ist erbost über den Film - aber steckt das Land auch hinter dem Computerangriff.
(Foto: Columbia Pictures)
Nicht nur Filme lassen Hacker bei einem Angriff auf Sony Pictures mitgehen. Auch Daten zu Stargagen und Mitarbeitern werden gestohlen. Die Computer sind weiterhin lahmgelegt. Unklar ist, ob tatsächlich Nordkorea hinter dem Angriff steckt.
Neben dem finanziellen Schaden kämpft Sony Pictures nach einem Hackerangriff auch mit der Preisgabe interner Daten. Wie US-Medien berichten, sind inzwischen Informationen zu Mitarbeitern aufgetaucht. Darunter sind Geburtstage, Sozialversicherungsnummern und angeblich auch Gehaltslisten des Topmanagements.
So bekam ein Reporter des Online-Dienstes "Fusion" Zugang zu einer Liste mit Informationen zu 3800 Mitarbeitern. Der IT-Experte Brian Krebs fand ein Papier mit 6800 Namen aktueller und früherer Beschäftigter. Sony Pictures hat insgesamt rund 6600 Mitarbeiter.
Michael Lynton und Amy Pascal, die Chefs von Sony Pictures, bestätigten, dass die Hacker bei ihrem Angriff vertrauliche Informationen erbeutet hätten. Sie versprachen den betroffenen Mitarbeitern Hilfe beim Schutz ihrer Privatsphäre, berichtete der "Hollywood Reporter" unter Berufung auf eine interne E-Mail.
Computersystem weiterhin defekt
Zuvor waren bereits Kinofilme noch vor ihrem Start in den USA in illegalen Tauschbörsen aufgetaucht. Darunter waren das Weltkriegsdrama "Herz aus Stahl" mit Brad Pitt aber auch die Musical-Verfilmung "Annie". Der Film, der in den USA noch vor Weihnachten in die Kinos kommt, sollte das Weihnachtsgeschäft des Studios beleben.

Die Computer bei Sony Pictures sind noch nicht wieder in Betrieb - stattdessen wird mit Papier und Stift gearbeitet.
(Foto: AP)
Das Computersystem des Unternehmens hat offenbar ebenfalls Schaden genommen. Es war auch eine Woche nach der Attacke noch nicht einsatzbereit. Medien berichteten, dass Mitarbeiter stattdessen zu Papier und Stift greifen mussten.
Sony hat inzwischen das FBI eingeschaltet, um die Hintergründe der Attacke aufzuklären. Ermittelt wird in verschiedene Richtungen. Wie der "Hollywood Reporter" berichtet, geht das Studio dem Verdacht nach, dass eine ehemalige Mitarbeiterin für den Datendiebstahl verantwortlich sein könnte.
Aber der Angriff könnte nicht nur einen kriminellen Hintergrund haben, sondern auch einen politischen. Spekuliert wird, dass Nordkorea hinter dem Datendiebstahl steckt. Das Land hatte scharf einen von Sony vertriebenen Film kritisiert. In "The Interview" reisen zwei US-Reporter, dargestellt von Seth Rogen und James Franco, für ein Interview mit Staatschef Kim Jong-Un nach Nordkorea. Vom CIA werden sie jedoch angeworben, ihn zu töten. Die nordkoreanische Regierung hatte den Streifen als kriegerischen Akt bezeichnet.
Gagen der Stars aufgedeckt
Laut dem Finanzberichterstatter Bloomberg wurde in dem Schadprogramm, das das Computersystem von Sony lahmgelegt hat, ein koreanischer Text entdeckt. Zudem soll der Hackerangriff Ähnlichkeit mit einer Attacke auf südkoreanische Unternehmen im vergangenen Jahr haben.
Nicht zuletzt berichtet "Variety", dass auch die Gehälter von Rogen und Franco für "The Interview" aufgedeckt wurden. Demnach erhält Rogen, der aus Filmen wie "Bad Neighbors" und "Unterwegs mit Mum" bekannt ist, 8,4 Millionen Dollar (6,8 Millionen Euro). James Franco, der in "127 Hours" und "Die fantastische Welt von Oz" mitspielte und auch schon die Oscar-Gala moderierte, 6,5 Millionen Dollar (5,2 Millionen Euro).
Laut "Variety" bezeichnet sich die Hackergruppe selbst als "The Guardians of Peace" (Die Wächter des Friedens). Sie hat demnach angekündigt, weitere interne Informationen von Sony zu veröffentlichen. Daneben berichtet das Entertainment-Portal, dass Nordkorea eine Beteiligung an dem Angriff bisher nicht dementiert hat. Stattdessen solle man abwarten und sehen, ob das Land Vergeltung für "The Interview" übe.
Quelle: ntv.de, mit dpa