Wirtschaft

Chronik Notenbanken als Krisenmanager

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Die schwerste Finanzkrise seit vielen Jahrzehnten hält die Welt mittlerweile seit zwei Jahren in Atem. Praktisch von Beginn der heftigen Turbulenzen an haben auch die Zentralbanken versucht, die Märkte zu stabilisieren, Banken zu stützen und mit massiven Leitzinssenkungen die Wirtschaft vor einem noch schnelleren Absturz zu bewahren. Ein Überblick über ausgewählte Aktionen der wichtigsten Notenbanken in der Krise:

9./10. August 2007: Die Krise ist gut zwei Monate alt, als das Vertrauen der Banken untereinander auf einem Tiefpunkt ankommt. In der Folge gehen die Geschäfte am Geldmarkt, auf dem sich die Kreditinstitute untereinander Geld leihen, immer mehr zurück. Damit der Markt nicht völlig austrocknet, pumpen die EZB und die US-Notenbank Fed 95 Milliarden Euro beziehungsweise knapp 40 Milliarden Dollar Extra-Liquidität in das Finanzsystem. Die Liquiditätshilfen werden im Verlauf der Krise immer mehr ausgeweitet.

22. Januar 2008: Nachdem Rezessionsängste schon den Börsen in Europa am Vortag die größten Tagesverluste seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 beschert haben, droht an der Wall Street ein Crash. Noch vor Börseneröffnung in den USA senkt die Fed deshalb nach einer Krisensitzung den Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,5 Prozent und bremst damit die Talfahrt der Börsen in aller Welt. Bereits wenige Tage später, am 30. Januar, legt die Fed nach und reduziert den Leitzins auf drei Prozent.

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18. März 2008: Die Fed senkt den Leitzins abermals um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,25 Prozent; Ende April folgt die nächste Zinssenkung auf zwei Prozent.

3. Juli 2008: Ungeachtet der weltweiten Finanzkrise und der Aktionen der anderen Notenbanken erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf 4,25 Prozent. Sie begründet diesen vielfach kritisierten Schritt mit den Inflationsgefahren durch die hohen Öl- und Nahrungsmittelpreise.

15. September 2008: Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers regiert blanke Panik die Finanzmärkte. Um wenigstens die Geschäfte am Geldmarkt einigermaßen am Laufen zu halten, öffnen die großen Zentralbanken nun gemeinsam die Geldschleusen und pumpen Milliarden in die Märkte.

8. Oktober 2008: Nach der Pleite von Lehman Brothers und der vorläufigen Rettung des US-Versicherungsgiganten AIG durch den Staat nehmen die Spannungen an den Märkten immer mehr zu. Deshalb entschließen sich die wichtigsten Zentralbanken der Welt zu einer abgestimmten Aktion und senken gemeinsam die Zinsen - ein historischer Schritt. Die Bank von Japan nimmt zur allgemeinen Überraschung nicht teil. In den USA liegt der Leitzins danach nur noch bei 1,5 Prozent, in der Euro-Zone bei 3,75 Prozent.

4. Dezember 2008: Die EZB senkt ihren Leitzins überraschend um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent. Es ist der größte Zinsschritt seit der Einführung des Euro und der Gründung der europäischen Notenbank vor gut zehn Jahren.

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16. Dezember 2008: Die Fed kappt ihren Leitzins auf eine Spanne zwischen null und 0,25 Prozent - ein Rekordtief. Zugleich erklärt Fed-Chef Ben Bernanke, er sei notfalls bereit, Staatsanleihen zu kaufen, um auf diesem Wege zusätzliches Geld in die Wirtschaft und das Bankensystem zu pumpen. Darüber hinaus kauft die Fed Commercial Papers, Unternehmensanleihen und Papiere der beiden verstaatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac.

19. Dezember 2009: Die japanische Zentralbank kappt ihren Leitzins auf nur noch 0,1 Prozent und kehrt damit de facto zu ihrer erst zwei Jahre zuvor aufgegebenen Nullzinspolitik zurück.

5. März 2009: Die Bank von England kommt der Fed zuvor und kündigt den Kauf von Staatsanleihen an, nachdem sie den Leitzins auf nur noch 0,5 Prozent gesenkt hat. Sie will zunächst Anleihen im Volumen von 75 Milliarden Pfund ankaufen. Der Verfügungsrahmen, den ihr Finanzminister Alistair Darling zugestanden hat, liegt bei der doppelten Summe, 150 Milliarden Pfund. In Frankfurt reduziert die EZB ihren Leitzins erstmals seit ihrer Gründung auf 1,5 Prozent. Niedriger war der Zinssatz noch nie.

18. März 2009: US-Notenbankchef Bernanke kündigt den Ankauf von Staatspapieren über zunächst 300 Milliarden Dollar an. Die Fed erweitert außerdem ihre bestehenden Programme zur Stützung der Kreditmärkte und Banken auf rund eine Billion Dollar.

7. Mai 2009: Die EZB senkt ihren Leitzins auf das Rekordtief von einem Prozent. Sie lässt offen, ob damit eine Untergrenze erreicht ist. Zusätzlich verlängert sie die Laufzeiten ihrer Repo-Geschäfte mit den Banken und kündigt den Ankauf von Covered Bonds (Pfandbriefen) im Volumen von 60 Milliarden Euro über ein Jahr lang an.

24. Juni 2009: Die EZB stellt den Banken der Euro-Zone erstmals für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung. Mehr als 1000 Banken greifen zu und rufen die Riesensumme von 442 Milliarden Euro bei der Notenbank ab

6. Juli 2009: Die EZB beginnt offiziell mit dem Ankauf von Pfandbriefen. Die ersten Zahlen, die bekannt werden, zeigen, dass die EZB zunächst nur wenig in den Handel eingreift.

Quelle: ntv.de, rts

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