Wirtschaft

Auf dem Weg zur Mega-Börse Nyse-Aktionäre haben das Wort

Die erste Hürde hinsichtlich der Zustimmung zur geplanten Fusion dürften die Deutsche Börse und die Nyse Euronext mit Leichtigkeit nehmen. Beide Unternehmen haben in den vergangenen Monaten kräftig die Werbetrommel für den Zusammenschluss zur weltgrößten Börse gerührt.

Reto Francioni und Duncan Niederauer.

Reto Francioni und Duncan Niederauer.

(Foto: REUTERS)

Diesen Termin haben sich die beiden Börsenchefs Duncan Niederauer und Reto Francioni in ihrem Kalender sicher rot angestrichen: In New York werden die Aktionäre der Nyse Euronext am Donnerstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die geplante Fusion mit der Deutschen Börse abstimmen. Mehr als 50 Prozent der Stimmen müssen sich für das Vorhaben aussprechen - sonst platzt der Zusammenschluss zur weltgrößten Börse.

Das wäre allerdings eine große Überraschung. "Es gibt sicherlich eine Chance, dass auf der Hauptversammlung nicht die notwendige Mehrheit erreicht wird, aber ich halte es für wahrscheinlicher, dass sie zustande kommt", sagt Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research.

Viele seiner Kollegen schließen sich dieser Meinung an. Angesichts der Unterstützung von Seiten der Aktionärsvertretungen ISS und Glass Lewis, die dafür plädierten, "halten wir eine positive Entscheidung für wahrscheinlich", prognostiziert auch WestLB-Analyst Christoph Bossmann.

Beide Firmenchefs kommen dann ihrem Vorhaben ein großes Stück näher - am Ziel angelangt sind sie aber noch nicht. Auch die Investoren der Deutschen Börse haben noch ein Wörtchen mitzureden. Mindestens 75 Prozent sollen ihre Aktien für einen Tausch in Titel der niederländischen Börsenholding, die über der Deutschen Börse und dem Betreiber der Wall Street stehen soll, andienen. Die Investoren des Frankfurter Börsenbetreibers haben bis Mitternacht am 13. Juli Zeit, ihre Aktien einzureichen. Bis Ende Juni wurden zwar nur gut sechs Prozent der Titel eingesammelt, doch daraus kann man keine Schlüsse ziehen: Es ist normal, dass bei solchen Deals Aktien erst in der letzten Minute übertragen werden.

Transaktion mit Hintertürchen

Und selbst wenn nicht die gewünschten 75 Prozent des Grundkapitals eingesammelt werden, kann sich Nyse-Chef Niederauer noch Hoffnung auf den ihm versprochenen Posten an der Spitze des neuen Börsenriesen machen. Die Deutsche Börse kann die Bedingungen in der Fusionsvereinbarung verändern, etwa die Annahmeschwelle senken. Die Annahmefrist würde sich dann um zwei Wochen verlängern, Zeit genug, um noch den einen oder anderen Zauderer zu überzeugen.

Doch Experten sehen ohnehin keinen Grund, warum die Deutsche-Börse-Aktionäre gegen den Zusammenschluss sein sollten: Die positiven Argumente für die Aktionäre überwiegen eindeutig, urteilt Analyst Muschick. Nach der Fusion wäre der neue Konzern - für den bislang noch kein Name gefunden wurde - die Nummer 1 im Derivatehandel, bei US-Aktienoptionen und Anbieter von Börsendaten.

"Größe zählt", wie DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr in einer Studie betont. Durch den Zusammenschluss ergäben sich verbesserte Wachstumsmöglichkeiten. Im erbitterten Ringen um Marktanteile bei steigendem Kostendruck wird Größe in der Branche immer mehr zum Überlebensvorteil. Deshalb versuchte sich auch die Londoner Börse mit der kanadischen TMX zu verbünden, die Konkurrenz in Singapur umwarb die australische ASX. Beide Vorhaben scheiterten allerdings.

Für langfristig orientierte Investoren dürften Synergieeffekte und die Perspektiven für den Börsenriesen, besonders im Derivategeschäft, ein überzeugendes Argument sein. Die kurzfristigen Investoren sollen mit Hilfe einer in Aussicht gestellten Sonderdividende gelockt werden. "Dass es politisch gesehen Faktoren gibt, die dagegen sprechen, ist eine andere Sache", so Muschick. Doch inzwischen sind selbst die Fusionsgegner, die einen "Verkauf der Wall Street an Deutsche" oder eine "Übergabe des Finanzplatzes Frankfurt in amerikanische Hände" befürchten, leiser geworden.

Geben die Aktionäre ihre Zustimmung, fehlen noch die Entscheidungen der Regulierungsbehörden in Washington, Brüssel und Wiesbaden. Unüberwindliche Hindernisse werden von dieser Seite aber auch nicht erwartet. Da Hauptversammlungen in den USA üblicherweise zügig über die Bühne gehen, könnten Niederauer und Francioni somit schon am späten Donnerstagnachmittag einen ersten Etappensieg bei ihrem Großprojekt erreicht haben.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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