Kein Gegenangebot geplant Nyse will Nasdaq nicht schlucken
06.04.2011, 17:34 UhrEs bleibt spannend: Nachdem die New York Stock Exchange klargestellt hat, dass sie keinesfalls die kleinere Technologiebörse Nasdaq schlucken will, darf sich die Deutsche Börse weiterhin Hoffnungen auf einen transatlantischen Zusammenschluss machen.
Die Nasdaq scheint mit ihren Plänen für eine amerikanische Superbörse bei der umworbenen Nyse Euronext derzeit auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Eine Kombination von Nyse und Nasdaq sei strategisch nicht attraktiv und berge zudem "unüberwindbare kartellrechtliche Hürden", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eine "der New Yorker Börse nahestehende Person". Schließlich würde die kombinierte US-Börse ein Monopol für das Geschäft mit Börsennotierungen bilden und das Geschäft mit Optionen in den Staaten dominieren.
Die US-Technologiebörse Nasdaq OMX und die Rohstoffbörse ICE hatten vorigen Freitag mit einem Gebot für den Betreiber der Wall Street über 11,3 Mrd. Dollar die Deutsche Börse übertrumpft. Die Nyse und der deutsche Konzern wollen bis Jahresende zur weltgrößten Börse fusionieren. US-Rivale Nasdaq versucht das mit dem Gegenangebot für die Nyse zu verhindern.
Eine Zusammenlegung der beiden amerikanischen Handelsplätze würde aber zu einem massiven Arbeitsplatzabbau in New York führen, hieß es aus dem Umfeld der Nyse. Das sei aus Sicht der Nyse-Aktionäre wertvernichtend.
Deshalb kommt auch ein Angebot der Nyse für den Rivalen nicht in Frage. "Die Nyse zieht keine Gegenofferte für Nasdaq in Betracht", sagte ein Konzernsprecher. US-Medien hatten am Vortag berichtet, dass nach der Offerte der Nasdaq für die Nyse nun wiederum diese zum Gegenschlag ausholen wolle und den kleineren Konkurrenten schlucken wolle. Wie die Nyse über die Offerte der Nasdaq entscheidet, soll sich bis kommenden Donnerstag zeigen: bis dahin will das Management Kreisen zufolge zusammenkommen und darüber beraten.
Allerdings schwelt nun die Angst vor einem Jobverlust, vor allem wegen der von Nasdaq und der Rohstoffbörse ICE errechneten Synergien in Höhe von rund 740 Mio. Dollar. Auch Nyse-Chef Duncan Niederauer dürften die Avancen von Nasdaq-Pendant Robert Greifeld nicht gefallen. Denn dem Vernehmen nach ist das Verhältnis zwischen Niederauer und Greifeld angespannt. Das Angebot der Deutschen würde Niederauer hingegen zum Chef des größten Börsenbetreibers der Welt befördern.
Deutsche-Börse-Chef Francioni gibt sich inmitten des großen Gerangels gelassen. Das Konkurrenzangebot habe er "zur Kenntnis genommen". Ob er seine eigene Offerte nun versüßt, wollte er aber nicht kommentieren. In Finanzkreisen hieß es, dass es keinen Grund zu einer Angebotsverbesserung gebe.
Die Aktionäre der gewichtigeren Deutschen Börse sollten nach den ursprünglichen Plänen 60 Prozent am neuen gemeinsamen Unternehmen halten. Der Chefposten geht indes nach New York. Beiderseits des Atlantiks gibt es wegen der Machtverteilung erhebliche Widerstände. Jede Seite fürchtet, am Ende von der jeweils anderen dominiert zu werden.
Quelle: ntv.de, rts/dpa