Nach Wikileaks-Veröffentlichung OHB-Chef muss gehen
18.01.2011, 12:04 UhrÄußerungen über das europäische Navigationssystem Galileo werden Berry Smutny zum Verhängnis. Der Vorstandschef des Raumfahrtunternehmens OHB soll laut Wikileaks Galileo als "Unfug" bezeichnet haben. Zudem ist dieses Programm seiner Meinung nach eine "Verschwendung von Steuergeldern".
Als erster Top-Manager in Deutschland ist der Vorstandschef des Bremer Raumfahrtunternehmens OHB-Systems, Berry Smutny, nach Wikileaks-Veröffentlichungen entlassen worden. Das Unternehmen habe sich dazu gezwungen gesehen, "um einen immensen Reputationsschaden abzuwenden", sagte ein Unternehmenssprecher.
Nach Wikileaks-Informationen soll Smutny das europäische Navigationssystem Galileo als "Verschwendung von Steuergeldern" und "Unfug" bezeichnet haben. Das Bremer Unternehmen hat einen ersten Auftrag für den Bau von Galileo-Satelliten.
Smutnys Nachfolger wird bis auf weiteres der Vorstandschef der Muttergesellschaft OHB Technology AG, Marco R. Fuchs. Er übernimmt Smutnys Posten in Personalunion mit den Vorstandskollegen Fritz Merkle und Frank Negretti.
Aufsichtsrat und Hauptversammlung hätten zur Entlassung Smutnys keine Alternative gesehen, heißt es in der OHB-Mitteilung. Dem OHB Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Fuchs hatte der Manager laut der Unternehmensmitteilung an Eides statt erklärt, die von Wikileaks zitierten Aussagen nicht gemacht zu haben. Laut Wikileaks soll das Gespräch Anfang Oktober 2009 stattgefunden haben. Smutny war da erst kurze Zeit bei OHB. Insgesamt war er 18 Monate Vorstandschef der OHB-Systems AG.
Mehr Geld nötig
Galileo dürfte deutlich teurer werden als bislang kalkuliert. Die EU-Kommission veranschlagt für den Aufbau der Infrastruktur bis 2020 rund 5,3 Milliarden Euro, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete. Bislang war mit 3,4 Milliarden Euro kalkuliert worden. Galileo soll das bisherige Monopol der USA mit ihrem Global Positioning System (GPS) bei der Satellitennavigation brechen.
Quelle: ntv.de, dpa