Wirtschaft

Inside Wall Street Obama hilft der Eisenbahn

In seinen Bemühungen um eine moderne und umweltverträgliche Infrastruktur für die USA will Barack Obama Geschichte schreiben. Satte acht Milliarden Dollar investiert er in einen Bereich, der wie kein anderer das Land beeinflusst hat und doch heute in Vergessenheit geraten ist: Die Eisenbahn.

Als in den 1870er-Jahren die Eisenbahn gebaut und der amerikanische Westen erschlossen wurden, träumten die Amerikaner von einer goldenen Zukunft – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Goldrausch in Kalifornien war noch nicht vergessen, neue Adern in Washington und Oregon waren gerade erst erschlossen und mit dem stählernen Ross sollten es bald auch Siedler an die Pazifikküste schaffen, die sich vorher aus eigene Faust nicht hätten durchschlagen können.

Im amerikanischen Kino wurde der Bau der Eisenbahn glorifiziert, kaum ein Western kommt ohne das Motiv aus, doch knappe 150 Jahre später bietet der amerikanische Schienenverkehr ein Bild des Jammers. Der Güterverkehr funktioniert zwar auf Überlandstrecken noch, der Personenverkehr geht aber seit Jahren dramatisch zurück. Der größte amerikanische Zugbetreiber Amtrak ist stark subventionsabhängig und gilt als schlechter Witz in Corporate America.

Den neuen Präsidenten schreckt das aber nicht: Obama will das Streckennetz erneuern, besseres Rollmaterial anschaffen – beides ist dringend notwendig.

Denn der ganze Stolz des amerikanischen Zugverkehrs liegt heute auf dem Acela, einem Schnellzug, der die Metropolen Boston, New York und Washington, D.C. verbindet. Der Acela schafft knappe 125 Stundenkilometer; im Vergleich zu ICE, dem französischen TGV oder den Bullet-Trains in Japan und China ist das lächerlich.

Für die Strecke von New York nach Washington braucht der Acela fast drei Stunden und ist damit nur 20 Minuten schneller als der Regionalexpress oder die Autos auf der parallel laufenden I-95. Dafür kostet ein Rückfahrschein mit dem Acela satte 350 Dollar; wer mit dem Auto fährt kommt inklusive Benzin und Gebühren auf dem Interstate mit rund 50 Dollar davon. Delta und United Airlines bieten Flüge ab 115 Dollar an, Privat- und Geschäftsreisende haben also keinen großen Anreiz, von der Straße auf die Schiene umzusteigen.

Doch das soll sich ändern. Auf neuen Schienen würde es selbst der zehn Jahre alte Acela auf seine eigentlich geplante Höchstgeschwindigkeit von fast 200 Stundenkilometer schaffen – damit wäre ein Anfang getan. Neue Trassen sollen aber nicht nur an der Ostküste verlegt werden. Der Obama-Plan sieht aktuell zehn Korridore vor, in denen massiv in Richtung Tempo investiert werden soll. In Kalifornien sollen etwa San Diego, Los Angeles, San Francisco und die Hauptstadt Sacramento näher aneinanderrücken. An der Golfküste sollen Schnellzüge zwischen Houston, New Orleans, Mobile, Birmingham und Atlanta verkehren. Die Südost-Strecke soll von der Hauptstadt über Virginia, North und South Carolina und Georgia bis nach Miami im Süden Floridas gehen.

Das ambitionierteste Projekt ist das Netzwerk um Chicago, das den gesamten Mittleren Westen mit Metropolen wie Milwaukee, Detroit, Cleveland, Cincinnati, Indianapolis und den Zwillingsstädten Minneapolis-St. Paul versorgen soll.

Der Plan hat vor allem auf Ebene der Bundesstaaten Unterstützung. Kalifornien stellt sich mit Gouverneur Arnold Schwarzenegger an die Spitze der Bewegung. Mit Recht, denn die Bürger haben dort bereits per Volksabstimmung eine 10-Milliarden-Dollar-Spritze für Hochgeschwindigkeitsstrecken bewilligt. Womit wiederum klar ist, dass die 8 Milliarden Dollar aus Obamas aktuellem Paket US-weit nicht reichen dürften. Doch der Präsident sieht in dieser Zahlung nur einen ersten Schritt.

Einen ersten Schritt in die Zukunft der Schiene, die als Massentransportmittel trotz ihrer guten Umweltbilanz in den letzten Jahrzehnten fast untergegangen ist.

Quelle: ntv.de

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