Wirtschaft

Mit der Börsen-Rally im Rücken Obama könnte punkten

Obama könnte von der zurückliegenden Börsen-Rally profitieren, auch wenn die Entwicklung ein Selbstläufer war.

Obama könnte von der zurückliegenden Börsen-Rally profitieren, auch wenn die Entwicklung ein Selbstläufer war.

(Foto: REUTERS)

Misst man die Amtszeit von US-Präsident Barack Obama an der Performance der US-Börsen, war sie ein voller Erfolg. In den vergangenen drei Jahren legte der Dow Jones 35, der S&P 74 Prozent zu. Die Rally könnte Obamas Chancen auf eine Wiederwahl erhöhen. Ein Garant ist sie nicht, aber Vorgänger wie Reagan und Clinton haben profitiert.

Dow Jones
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Für seine Wirtschaftspolitik hat der um die Wiederwahl kämpfende Barack Obama zwar viel Kritik eingesteckt, doch für die Börsianer ist er einer der besten US-Präsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit seiner Amtsübernahme am 20. Januar 2009 legte der S&P-500-Index um 74 Prozent zu - allerdings standen die Börsen damals im Zeichen der schlimmsten Finanzkrise seit den 30er Jahren.

Am Freitag ging der S&P mit gut 1400 Zählern und damit dem höchsten Stand seit vier Jahren aus dem Handel. Die Rally an der Wall Street könnte Obama bei der Wahl im November trotz der hohen Arbeitslosigkeit helfen, eine zweite Amtszeit zu gewinnen.

Börsen-Rally auf tönernen Füßen

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"Zwar ist die Stimmung in der Wirtschaft und in Firmen schlecht, weil Obamas Politik nicht als hilfreich eingeschätzt wird. Positiv ist aber, dass sich die Märkte unter ihm gut entwickelt haben", sagt der Politikbeobachter Ethan Siegal von der Beratungsgesellschaft Washington Exchange. Die Erfahrung lehrt, dass eine Börsen-Rally in der Regel dem Präsidenten nutzt. Doch das Hoch an den Börsen könnte verpuffen, weil es nicht von Aufwärtstrends am Immobilien- und Arbeitsmarkt begleitet wird.

So verweist der Experte Tom Wales von Oxford Analytica darauf, dass die meisten Aktienbesitzer in den USA auch ihre Rente mit Anteilsscheinen von Unternehmen ansparen. Doch wenn man Angst um den Job oder um den Wert von Immobilien habe, werde der Stand des Rentenkontos zweitrangig. In den Umfragen konnte Obama seinen Vorsprung auf den Republikaner Mitt Romney leicht ausbauen: Bei Reuters/Ipsos liegt er derzeit mit sieben Punkten vorn.

Eine in diesem Jahr veröffentlichte Untersuchung des Socionomics-Instituts in Atlanta kommt zu dem Schluss, dass die Entwicklung des Dow-Jones-Index für den Wahlausgang ein besserer Indikator ist als Wachstum, Arbeitsmarkt oder Inflation. Ein über drei Jahre verteilter Anstieg um 20 Prozent nutzt demnach dem Amtsinhaber. Für Obama sind das gute Nachrichten: Der Dow legte in seiner Amtszeit um 35 Prozent zu. Ähnliche Entwicklungen verhalfen auch den Präsidenten Ronald Reagan und Bill Clinton zur Wiederwahl.

90er Jahre: Börsenboom plus Wachstum

Allerdings war vor allem zu Zeiten Clintons in den 90er Jahren der Börsenboom von solidem Wirtschafts- und Stellenwachstum begleitet. Dieser "Wohlstandseffekt" fehlt dieses Mal. Hinzu kommt, dass die Politik billiger Zinsen zwar den Börsen aufhilft, aber am Immobilien- und Arbeitsmarkt keine Spuren hinterlässt. Im Juli war die Arbeitslosenquote mit 8,3 Prozent so hoch wie bei Obamas Amtsantritt.

Eine nur langsam wachsende US-Wirtschaft mit 13 Millionen Arbeitslosen sorge nicht für Zuversicht, nur weil die Börse brumme, warnt Sean West von der Beratungsgesellschaft Eurasia Group. Zudem wisse niemand, wie es in einem halben Jahr aussehe. "In einer so unsicheren Lage fällt es schwer, sich wohl zu fühlen."

Dass eine boomende Börse kein Garant für die Wiederwahl ist, musste 1992 George Bush erfahren. Der Vater von Obamas Vorgänger George W. Bush wurde abgewählt, obwohl der S&P in seiner Amtszeit um 46 Prozent zugelegt hatte.

Quelle: ntv.de

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