Wirtschaft

Konsumschwäche in den USA Obama muss handeln

Knapp die Hälfte der US-Bürger fühlt sich einer Umfrage zufolge nach der Krise ärmer als zuvor. Für ein Land, dessen Wirtschaftskraft sich vor allem auf den privaten Konsum stützt, ist das katastrophaler Befund - und das wenige Wochen vor den Kongresswahlen.

Nach nur zwei Jahren im Amt ergraut: Obamas Mehrheiten schwinden dahin. Jeder vierte US-Bürger kennt jemanden persönlich, der in der Krise seinen Job verloren hat.

Nach nur zwei Jahren im Amt ergraut: Obamas Mehrheiten schwinden dahin. Jeder vierte US-Bürger kennt jemanden persönlich, der in der Krise seinen Job verloren hat.

(Foto: REUTERS)

Fast jeder zweite US-Bürger kann sich wegen der Wirtschaftskrise weniger leisten. 46 Prozent der Menschen in den USA haben mit einem Verlust der Kaufkraft zu kämpfen, wie aus einer Umfrage eines Zusammenschlusses von fünf US-Gewerkschaften hervorgeht. Die häufigste Auswirkung der Krise ist laut 32 Prozent der Befragten "eine Kürzung des Gehalts oder der Arbeitszeit". In Deutschland sind Umfragen zufolge deutlich weniger Menschen direkt von der Wirtschaftskrise betroffen.

Der Umfrage zufolge haben 27 Prozent der US-Bürger ein Familienmitglied, das wegen der Krise seinen Arbeitsplatz verloren hat. Zudem gaben 46 Prozent der Befragten an, sie selbst oder ein Familienmitglied bekämen inzwischen "ein Gehalt, das nicht zu den Lebenshaltungskosten passt". Für die Umfrage hat das Institut Hart Research Associates im Auftrag des Gewerkschaftsbündnisses zwischen dem 18. und 23. August rund 800 US-Bürger befragt. Diese Zahl liegt weit unter dem bei solchen Umfragen üblichen Umfang. Das Ergebnis kann damit kaum für sich in Anspruch nehmen, mehr als nur Hinweise auf die Stimmungsbild der Amerikaner zu liefern.

Präsident unter Zugzwang

Ungeachtet dessen wirft das Ergebnis der Umfrage Licht auf den engen Rahmen der amerikanischen Wirtschaftspolitik. Im Vorfeld der anstehenden Kongresswahlen steht US-Präsident Barack Obama unter nicht geringem Erfolgsdruck. Eine wachsende Anzahl der Wähler macht ihn für die schleppende Wirtschaftserholung und die Misere am Arbeitsmarkt verantwortlich. Seine Popularitätswerte sinken.

Vor diesem Hintergrund plant Obama offenbar neue Maßnahmen. Einem Zeitungsbericht zufolge will der US-Präsident mit Steuererleichterungen in Höhe von 100 Mrd. Dollar die Forschung und Entwicklung in Unternehmen ankurbeln. Die "Washington Post" berichtete unter Berufung auf Regierungsvertreter, dass Obama das neue Maßnahmenbündel Mitte der Woche in einer Rede in Cleveland im Bundesstaat Ohio verkünden werde.

Hightech-Offensive made in USA

Dem Bericht zufolge sollen von den Vergünstigungen vor allem Unternehmen profitieren, die neue Technologien entwicklen und damit Arbeitsplätze in den USA erhalten. Zur Gegenfinanzierung werden dem Bericht zufolge bisherige Schlupflöcher bei der Unternehmensbesteuerung geschlossen.

Am Wochenende war Obama bereits an die Offensive gegangen, um seine Wirtschaftspolitik in der US-Öffentlichkeit gegen Kritik zu verteidigen. Seine Maßnahmen hätten den "Aderlass gestoppt" und dem Mittelstand zum Aufschwung nach der Krise verholfen, sagte Obama in seiner wöchentlichen Radio- und Webansprache. Als erfolgreiche Beispiele nannte er Investitionen in die Infrastruktur, zusätzliche Gelder für Kommunen sowie die Gesundheitsreform. Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung 814 Mrd. Dollar in die weltweit größte Volkswirtschaft gepumpt.

Wirtschaft dominiert den Wahlkampf

Unter dem Druck der aktuellen Konjunkturdaten hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet, dass US-Präsident Obama möglichst bald Vorschläge vorstellen wird, um die Konjunktur anzukurbeln und dadurch mitten im Wahlkampf etwas Rückenwind zu erhalten.

Das "Wall Street Journal" berichtete, Obama könne nach dem Auslaufen von Steuerkürzungen für Besserverdienende Steuern von kleinen Unternehmen und Geringverdienern senken. Eine Sprecherin der US-Regierung wollte dazu keine Stellung nehmen. Vor den Kongresswahlen rechnen Experten allerdings nicht mit umfangreichen Maßnahmen. Obama wird für weitere staatliche Ausgaben kaum Unterstützung unter den Abgeordneten finden.

Die Zahl der Arbeitslosen in den USA war zuletzt erneut gestiegen. Ende vergangener Woche hatte das Arbeitsministerium mitgeteilt, dass im August 54.000 Jobs verloren gingen. Die Arbeitslosenquote stieg demnach von 9,5 im Vormonat auf 9,6 Prozent. An den Märkten wurden die Daten überwiegend als Anzeichen für eine Besserung der Lage gewertet.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen