Wirtschaft

Viel Zündstoff beim G20-Gipfel Obama weicht Fragen aus

Regelmäßige Verhandlungen der Staats- und Regierungschefs aus dem Kreis der 20 mächtigsten Volkswirtschaften gibt es erst seit der Finanzkrise.

Regelmäßige Verhandlungen der Staats- und Regierungschefs aus dem Kreis der 20 mächtigsten Volkswirtschaften gibt es erst seit der Finanzkrise.

(Foto: REUTERS)

Zum Einstieg in das Treffen der Staats- und Regierungschefs aus 20 tonangebenden Nationen in Seoul sparen die Teilnehmer nicht an warmen Worten: Nur mühsam verdecken die Lippenbekenntnisse die schwer überbrückbaren Differenzen zwischen den USA und dem Rest der Welt.

Demonstrative Herzlichkeit auf höchster Ebene: Kanzlerin Angela Merkel erklärt US-Präsident Barack Obama bei einem ersten Treffen vor dem Gipfel die Position Deutschlands.

Demonstrative Herzlichkeit auf höchster Ebene: Kanzlerin Angela Merkel erklärt US-Präsident Barack Obama bei einem ersten Treffen vor dem Gipfel die Position Deutschlands.

(Foto: REUTERS)

Zum Auftakt des G20-Gipfels in Seoul haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama ihren Willen zur Zusammenarbeit betont. Deutschland und die USA verbinde eine "starke Partnerschaft", sagte Obama vor Beginn des Treffens in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Es gebe viel zu besprechen. Zu den Themen gehörten neben der Lage in Afghanistan die Wirtschaftssituation und ein "ausgeglichenes und nachhaltiges Wachstum".

Überschattet wird das Treffen von Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) vom anhaltenden Streit um geldpolitische Alleingänge und die Auswirkungen auf bestehende Handelsungleichgewichte und das weltweite Währungsgefüge.

Bereits im Vorfeld des Gipfels wiesen die USA Vorwürfe zurück, zur Ankurbelung der eigenen Wirtschaft den Dollar-Kurs absichtlich zu drücken. "Wir werden niemals unsere Währung schwächen, um uns Wettbewerbsvorteile zu verschaffen oder die Wirtschaft anzuschieben", sagte Finanzminister Timothy Geithner dem TV-Sender CNBC.

US-Geldpolitik am Pranger

"Dies ist für kein Land eine effektive Strategie - auch nicht für die USA." Kritiker werfen den USA vor, mit dem vor kurzem angekündigten Stützungsprogramm der US-Notenbank Fed über 600 Mrd. Dollar eine Abwertung des Dollar zumindest bewusst in Kauf zu nehmen. Entwicklungs- und Schwellenländer hatten die Befürchtung geäußert, der zu erwartende werde ihre eigene Währung aufwerten und ihre Exportchancen vermindern.   

Ein Handschlag, zwei außenpolitische Erfolge: Präsident Obama vereinbart mit Präsident Hu Jintao "Dialog, Austausch und Zusammenarbeit".

Ein Handschlag, zwei außenpolitische Erfolge: Präsident Obama vereinbart mit Präsident Hu Jintao "Dialog, Austausch und Zusammenarbeit".

(Foto: REUTERS)

In Seoul reagiert Präsident Obama auf Fragen nach der Kritik an der US-Geld- und Wirtschaftspolitik mit ausweichenden Antworten. Die anderen Staaten aus der Gruppe der G20 verstünden, dass das US-Wachstum auch wichtig für die Weltwirtschaft sei, sagte er nach einem Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak. Er sei zuversichtlich, dass auf dem bis Freitag dauernden Gipfel ein Mechanismus für ein ausgewogenes und nachhaltiges Wachstum in Gang gesetzt werden könne.

Allheilmittel Wachstum 

Bundeskanzlerin Merkel hob im Vorfeld des Gipfels die "gemeinsame Verantwortung" beider Länder hervor, ein Ergebnis zu ermöglichen. Von dem Treffen müsse ein Signal ausgehen, "das das Wachstum weltweit voranbringt", sagte die Kanzlerin. Sie betonte dabei, dass in der Welt Probleme nur gemeinsam gelöst werden könnten.

Im Handelsstreit mit den USA blieb Merkel bei ihrer harten Linie. Vor Beginn des Treffens in Seoul erteilte sie der Idee staatlicher Vorgaben für den Welthandel erneut eine klare Absage. Bereits zuvor hatte sie die US-Forderung nach einer Begrenzung von Exportüberschüssen zurückgewiesen.

Die USA dringen darauf, dass führende Exportnationen wie Deutschland und China ihre Handelsüberschüsse deckeln und mehr heimischen Konsum und Investitionen ankurbeln. "Eine politische Festlegung von Obergrenzen für Leistungsbilanzüberschüsse oder -defizite (...) ist weder ökonomisch gerechtfertigt noch politisch angemessen", sagte Merkel laut Redemanuskript in Seoul. "Dies wäre unvereinbar mit dem Ziel eines freien Welthandels."

Für die deutsche Bundeskanzlerin ist es der erste Besuch in Südkorea. Am Rande des Gipfels trifft sie den südkoreanischen Präsidenten Lee Myung-bak. Korea ist für Deutschland der drittwichtigste Handelspartner in Asien nach China und Japan.

Am ersten Gipfeltag wird die Kanzlerin zudem auf dem sogenannten G20-Business-Summit vor Top-Managern internationaler Großkonzerne reden. Daran nimmt auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann teil.

Barroso meldet sich zu Wort

Abgesehen vom Handelsstreit sieht Deutschland die Entscheidung der US-Notenbank Fed kritisch, in die lahmende US-Wirtschaft erneut Milliarden von Dollar zu pumpen, um dieser neuen Schwung zu geben. Vor diesem Hintergrund forderte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barrosos die G20-Staaten auf, den Streit über die US-Geldpolitik beizulegen.

Das Thema müsse angesprochen werden. Es sei wichtig, dass den anderen G20-Staaten die Aspekte hinter der Entscheidung der US-Notenbank für neue Konjunkturhilfen besser vermittelt würden.

Zwar sei das Wachstum der US-Wirtschaft wichtig, er könne aber die Sorgen anderen Länder über den Schritt der Federal Reserve verstehen. "Es muss vor allem verhindert werden, dass Schritte einzelner Länder negative Auswirkungen auf den Rest der Welt haben", sagte Barroso vor Journalisten. Unter anderem Deutschland und China hatten die neue Geldspritze der Fed kritisiert.

Im Streit zwischen den Wirtschaftsmächten USA und China um die Währungs- und Handelspolitik gibt es dagegen Anzeichen für eine Entspannung. Nach den Worten der beiden Staatschefs Obama und Hu Jintao wollen die beiden Nationen in Zukunft enger zusammenarbeiten.

China sei bereit, "Dialog, Austausch und Zusammenarbeit" mit den USA zu verstärken, um die gemeinsamen Beziehungen auf eine "positive, partnerschaftliche und umfangreiche" Ebene zu bringen, sagte der Präsident Hu bei einem Treffen mit dem US-Präsident am Rande des Gipfels im südkoreanischen Seoul.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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