Wirtschaft

"Mein Vater war Nationalsozialist" Oetker senior war nicht nur ein Mitläufer

Geschäftsführer August Oetker und sein Vater Rudolf-August im Jahr 2005.

Geschäftsführer August Oetker und sein Vater Rudolf-August im Jahr 2005.

(Foto: dpa)

Lange zögert die Industriellenfamilie Oetker, wie sie mit der Vergangenheit des Vaters umgehen soll. Jahre nach dem Tod von Rudolf-August Oetker erscheint nun eine von Historikern angefertigte Studie über dessen Aktivität unter anderem in der Waffen-SS.

Knapp 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges gibt die Bielefelder Oetker-Gruppe jetzt einen tiefen Einblick in ihre Verstrickung in den Nationalsozialismus. "Mein Vater war Nationalsozialist", sagte August Oetker der Wochenzeitung "Die Zeit". Der 69 Jahre alte Sohn und Nachfolger von Rudolf-August Oetker ist Beiratsvorsitzender der Unternehmensgruppe.

Über den Vater sagte er nun: "Er wurde es wohl, weil ihn die Zeit und vor allem sein Stiefvater Richard Kaselowsky geprägt haben." Am kommenden Montag erscheint das Buch "Dr. Oetker und der Nationalsozialismus". Die Studie von Historikern wurde von der Familie in Auftrag gegeben und bezahlt.

Oetker senior wollte keine Aufarbeitung

Rudolf-August Oetker (1916-2007) war seit 1941 im Unternehmen. Sein Stiefvater Richard Kaselowsky (1888-1944) führte das Unternehmen bis zu seinem Tod bei einem Luftangriff. Dann übernahm Rudolf-August Oetker das Amt.

Zu Lebzeiten hatte Rudolf-August Oetker eine Aufarbeitung dieser Epoche abgelehnt. "Er wollte über diese Zeit nicht sprechen", sagte August Oetker. Lange hatte er zudem verbreitet, er sei mitsamt seinem Reiterverein in die Waffen-SS geraten. Der "Zeit" zufolge kam er aber als Mitglied eines Reitervereins in den 1930er Jahren lediglich in die Reiter-SA. Zur Waffen-SS habe er sich später freiwillig gemeldet. "Ja, er war ein Nationalsozialist", sagte August Oetker.

Die Studie stellt fest, dass Kaselowsky und mit ihm die Familie und ihre Unternehmen Verantwortung für das politische System trugen, in dem sie lebten. Sie seien Stützen der NS-Gesellschaft gewesen. Zudem hätten sie die Nähe des Regimes gesucht und von dessen Politik profitiert. Auch nach 1945 sei sein Vater noch anfällig für rechtes Gedankengut gewesen, sagte sein Sohn August Oetker jetzt. "Das sind die Menschen bis heute. Und er war es auch."

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen