Gegen die Krise, für das Gewissen Ökoanlagen im Trend
09.02.2010, 13:10 Uhr
Raus aus der Krise - rein in die guten Projekte.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ökologische Kaufentscheidungen werden immer öfter nicht nur im Supermarkt, sondern auch bei Geldanlagen getroffen. Gutes tun und trotzdem nicht auf Rendite verzichten – das ist Trend.
Dass sich der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit auch in Bilanzen niederschlagen kann, beweist die Nürnberger Umweltbank. Das Institut hat im vergangenen Jahr mehr als 10.000 neue Kunden gewonnen und die Kundeneinlagen um 40,1 Prozent auf 998 Mio. Euro gesteigert. Der Jahresüberschuss stieg um 21,7 Prozent auf 8,0 Mio. Euro. Und ein Ende dieses Booms sei nicht in Sicht, teilte die Bank, die nach eigenen Angaben ausschließlich Umweltprojekte finanziert, mit.
Noch befinden sich Geschäftsmodelle wie das der Umweltbank in einer Nische: Derzeit liegt der Marktanteil des ethischen Bankgeschäfts in Deutschland unter einem Prozent. Experten glauben aber, dass künftig drei bis vier Prozent möglich sind. Neben der Umweltbank sind in Deutschland in diesem Segment die Ethikbank, die Pax-Bank, die GLS Bank, die Umweltbank und seit kurzem die Noa Bank sowie die niederländische Triodos Bank aktiv. Hinzu kommen die immer zahlreicher Angebote an nachhaltigen Investments, die von Banken und Investmentgesellschaften, wie zum Beispiel der DZ Bank, der Privatbank Sarasin oder Vontobel aufgelegt werden.
Angebot und Nachfrage
Dass sich immer mehr Investmentgesellschaften für das Thema erwärmen, ist kein Wunder: Umfragen zufolge interessiert sich bereits jeder zweite Anleger für Geldanlagen, die nach ökologischen oder ethischen Kriterien zusammengestellt wurden. Zum 31.12.2009 waren nach Informationen des Sustainable Business Institute (SBI) insgesamt 313 nachhaltige Publikumsfonds in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassen und mit ca. 30 Mrd. Euro investiert. Ende 2008 zählte das SBI 274 Fonds.
Einen wesentlichen Grund für das steigende Interesse an nachhaltigen Investments sehen Branchenbeobachter, wie die Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research, in der Finanzkrise. Die durch die Turbulenzen an den Weltbörsen verunsicherten Anleger hätten einfach einen höheren Bedarf nach Transparenz und Informationen. Statt den höchsten Renditen hinterherzuhetzen würde mehr auf ökologische und soziale Kriterien gesetzt. Ganz müssen die Anleger dabei aber nicht auf Gewinne verzichten – oekom research zufolge haben nachhaltige Investments in den vergangenen Jahren teilweise sogar eine bessere Performance hingelegt als die traditionellen Anlagen.
Die Qual der Wahl
Das immer größer werdende Angebot an nachhaltigen Investments bietet den Anlegern eine reiche Auswahl und stellt sie damit gleichzeitig vor neue Probleme: Denn was ist eigentlich "nachhaltig"? Wie bei einem Joghurt mit Bio- oder Öko-Siegel können durchaus unterschiedliche Dinge in einem nachhaltigen Anlageprodukt stecken. Das Wort "nachhaltig" wird dabei für durchaus verschiedene Themen wie Umweltschutz, soziale Unternehmensführung, Kampf gegen Klimawandel, erneuerbare Energien oder fairer Handel benutzt.

.. oder den Kampf gegen Kinderarbeit - mit nachhaltigen Investments kann man einiges bewegen.
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Bei der Auswahl der richtigen Unternehmensaktien für ihre Fonds verfolgen Investmentgesellschaften zudem unterschiedliche Ansätze. So stellen manche Fondsmanager beispielsweise eine so genannte "Blacklist" auf, in der Ausschlusskriterien formuliert werden. Unternehmen, die in "unethischen" Branchen wie der Rüstungs-, Zigaretten- oder Ölindustrie tätig sind, haben dann keine Chance, in die Fonds aufgenommen zu werden. Auch Firmen, die Menschenrechte missachten – ob im eigenen Haus oder bei ihren Zulieferern - werden aussortiert.
Andere Anbieter arbeiten dagegen mit einer "Whitelist", hier werden positive Aspekte aufgeführt, die die Unternehmen erfüllen müssen. Beispiele dafür wären ein Engagement in erneuerbare Energien oder ein strenger ethischer Unternehmenskodex.
Beim "Best-of-Class"-Ansatz gibt es dagegen keine Ausschlusskriterien, es werden vielmehr die Unternehmen gesucht, die sich in ihrer Branche in Sachen Ökologie oder Ethik am besten benehmen. Dazu können dann durchaus auch Zigarettenkonzerne gehören.
Was will ich?
Bevor sich der Anleger also in die nachhaltigen Investments stürzt, muss er sich, wie immer in der Börsenwelt, ausgiebig informieren, damit er das Produkt findet, das seinen Ansprüchen – in diesem Fall den moralischen und ethischen – am besten entspricht. Entscheidungshilfe bieten Branchenkenner wie das Sustainable Business Institute, oekom research oder die ecoreporter, die über nachhaltige Investments informieren.
Quelle: ntv.de