Kühles Konsumklima Ökonomen in Sorge
25.11.2009, 09:30 UhrDie Stimmung unter den deutschen Verbrauchern trübt sich offenbar stärker ein als erwartet. Die Reaktionen der Volkswirte fallen verhalten aus. Mit großer Skepsis blicken sie in Richtung Arbeitsmarkt.
Kurz vor Weihnachten drückt die Angst vor der Arbeitslosigkeit auf die Stimmung der Verbraucher. Das Konsumklima trübt sich im Dezember bereits zum zweiten Mal in Folge ein, teilte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung GfK mit. Der Indikator gab um 0,3 auf 3,7 Punkte nach; im Vorfeld befragte Analysten hatten mit unverändert 4,0 Zählern gerechnet. Ihre ersten Reaktionen fallen verhalten aus.
"Dafür, dass die Verbraucher relativ stark unter Druck stehen, war die Umfrage bisher zu optimistisch - wenn man beachtet, dass sich der Arbeitsmarkt eintrüben wird", stellte Thomas Amend von HSBC Trinkaus fest. "Es wundert mich daher nicht, dass etwas Realität einkehrt und die Verbraucher nicht mehr ganz so optimistisch in die Zukunft schauen."
"Es ist keine Überraschung, dass sich das Konsumklima eingetrübt hat", kommentierte Ulrike Kastens, Marktbeobachterin bei Sal. Oppenheim. "Einige staatliche Programme sind ausgelaufen, und die Einkommenssituation der Konsumenten verschlechtert sich." Daneben gebe es Kürzungen bei tariflichen Zulagen, teilweise stehe auch das Weihnachtsgeld zur Disposition. "Dazu kommt, dass immer noch viele Menschen auf Kurzarbeit sind und deswegen weniger Geld haben", erklärte die Expertin. "Die Konsumneigung wird in den kommenden Quartalen weiter zurückgehen", prophezeite Kastens.
Überraschend sei, so Kastens weiter, dass die Anschaffungsneigung immer noch so hoch ist. "Ich glaube aber, dass es nur ein temporärer Effekt ist. Der Arbeitsmarkt wird sich verschlechtern, wenngleich nicht so dramatisch wie wir noch vor ein paar Monaten gedacht haben. Es wird enger für den Konsumenten, wir müssen uns wärmer anziehen."
Auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt bezog sich auch SEB-Ökonom Klaus Schrüfer: "Die Verbraucher machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Kurzarbeit hat bislang einen stärkeren Stellenabbau verhindert. Aber es werden wohl weitere Arbeitsplatzverluste befürchtet, was die Verbraucherstimmung belastet. Auch sind die Bürger skeptisch, ob sich die Steuerversprechungen der neuen Regierung finanzieren lassen. Sie befürchten, dass dies auf Sand gebaut ist."
Der private Konsum wird sich seiner Einschätzung nach verhalten entwickeln. "Er dürfte im kommenden Jahr bestenfalls stagnieren", meinte Schrüfer.
Quelle: ntv.de, rts