Wirtschaft

Paukenschlag in Rüsselsheim Opel-Chef Stracke tritt zurück

Der Chefsessel des defizitären Autobauers Opel erweist sich einmal mehr als Schleudersitz: Überraschend nimmt der bisherige Opel-Lenker Stracke seinen Hut. Damit ist er der dritte Chef des Autobauers binnen zwei Jahren, der das Handtuch wirft. Für Opel kommt der erneute Wechsel zur Unzeit, denn erst Ende Juni hatte Stracke vom Aufsichtsrat grünes Licht für seine Pläne bekommen, um bei Opel die Flucht nach vorne zu wagen.

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Karl-Friedrich Stracke ist als Vorstandsvorsitzender des defizitären Autobauers Opel zurückgetreten. Er gab auch den Posten als Präsident von General Motors Europe ab, auf den er erst vor wenigen Monaten ernannt wurde. Zu den Gründen des plötzlichen Abgangs machte das Unternehmen keine Angaben.Stracke soll nun "Sonderaufgaben" für GM übernehmen.

"Ich verlasse diese Position im Wissen, dass Opel/Vauxhall in eine gute Zukunft steuert - und freue mich, für GM andere Aufgaben zu übernehmen", wurde Stracke in einer knappen Mitteilung des Unternehmens zitiert. GM-Chef Dan Akerson erklärte, Stracke habe "unermüdlich und unter großem Druck gearbeitet", um das Geschäft Opels wieder zu stabilisieren.

Der Aufsichtsrat von Opel soll nun bald zusammenkommen und einen kommissarischen Vorstandsvorsitzenden für Opel benennen. Kommissarisch leitet nun GM-Vize Stephen Girsky die Geschäfte von Opel. Girsky sitzt auch dem Opel-Aufsichtsrat vor. Der Betriebsrat forderte, "schnellst möglich" einen geeigneten Nachfolger zu finden.

Rote Zahlen

Stracke war im April 2011 an die Spitze von Opel gerückt, um den defizitären Autobauer zurück in die Gewinnzone zu führen. Dieses Ziel wurde klar verfehlt. Zudem leidet der Autobauer besonders stark unter der Krise im Euroraum: Die Verkaufszahlen brachen ein, und zwar stärker als bei den Rivalen der Rüsselsheimer. Im Mai verkaufte Opel nur noch ca. 23.000 Autos im Heimatmarkt Deutschland.

Der Betriebsrat zollte Stracke für dessen Arbeit Respekt. Stracke habe seinen Job an der Opel-Spitze im vergangenen Jahr "unter schwierigen Bedingungen angetreten", erklärte Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug. Mit der Ernennung Girskys zeige der US-Autokonzern, dass Opel "ein Eckpfeiler" von GM sei.

Investitionsprogramm bleibt

Wie ein Opel-Sprecher sagte, ändert der Rücktritt Strackes nichts am kürzlich beschlossenen Zukunftsplan des Unternehmens. Vorgesehen sind demnach Investitionen in neue Automodelle, eine neue Strategie für die Marke Opel, den Autoverkauf sowie für den Export in andere Länder. Zudem will Opel Kosten für Autoteile, Modell-Entwicklung und in der Produktion senken.

Eine Partnerschaft mit dem französischen Autokonzern PSA Peugeot Citroën, welche die US-Opel-Mutter General Motors Ende Februar besiegelte, soll Vorteile im Einkauf, der Entwicklung und bei der Logistik bringen. Doch auch den Partner plagen massive wirtschaftliche Probleme. Am selben Tag des Stracke-Rücktritts kündigte das Unternehmen an, 8000 Stellen zu streichen.

Markige Worte

Erst am Mittwoch hatte Stracke für Schlagzeilen gesorgt, als er stärkere Fortschritte hin zu schwarzen Zahlen einforderte. "Wir dürfen unserer Mutter nicht länger auf der Tasche liegen", sagte er gegenüber der "Bild". General Motors sei "zu Recht ungeduldig mit uns". Deshalb müsse Opel so schnell wie möglich wieder profitabel werden.

Erreichen wollte Stracke dies mit einem erst Ende Juni vom Aufsichtsrat abgesegneten Investitionsprogramm. Das sorgte für Aufsehen, weil es trotz der finanziellen Schwierigkeiten von Opel auf massive Investitionen statt Einsparungen setzt. Weder Stellenabbau noch Werksschließungen waren Teil der Pläne, trotz teurer Überkapazitäten im Europageschäft.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts/AFP

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