Treueschwur aus den USA Opel will Kosten drücken
05.10.2012, 18:00 Uhr
Opel-Chef Sedran will die Kosten drücken.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Verkauf von Opel steht für den US-Mutterkonzern General Motors nicht zur Debatte. Doch der Autobauer muss die Kosten weiter drücken, auf die Opelaner kommen harte Sparrunden zu. Und für den Fall dass es sich die US-Manager anders überlegen, steht offenbar schon eine Auffanglösung bereit.
Opel will seine Autos künftig billiger bauen. "Wir haben festgestellt, dass wir bei den Produktkosten noch erhebliches Einsparpotenzial haben", sagte Opel-Interimschef Thomas Sedran dem "Tagesspiegel". "Es geht um eine signifikante Größenordnung. Da ist einiges an Musik drin." Konkrete Summen nannte Sedran nicht. Die Konzernmutter General Motors (GM) habe globale Anforderungen an Komponenten und Teile, "die in der Branche unüblich sind", sagte Sedran.
Die Rüsselsheimer wollen sich demnach enger am französischen Kooperationspartner PSA Peugeot orientieren. Bisher erfülle die GM-Tochter häufig Produktstandards für die USA, die in Europa nicht nötig seien. Als Beispiel nannte Sedran Anlasser, die noch bei minus 40 Grad funktionierten, um die Kälte Alaskas auszuhalten. "Dort braucht man, bildlich gesprochen, Hosenträger und zusätzlich einen Gürtel - in Europa ist eins von beiden ausreichend", sagte Sedran.
Mit Blick auf die Opel-Märkte in Europa stellt sich der Manager auf eine längere Flaute ein. "Ich bin mir mit meinen Kollegen in der Branche einig, dass wir mindestens drei Jahre brauchen, bis sich die Absatzzahlen im Süden Europas wieder erholen. Die Situation dort ist extrem schwierig." Der Trend gehe zu kleineren Autos und der Preisdruck sei enorm.
General Motors legt Treueschwur ab
Trotz der Schwierigkeiten und wachsenden Zweifel an der Allianz mit PSA Peugeot legte die Opel-Mutter GM einen Treueschwur ab. "Opel steht nicht zum Verkauf", erklärte GM-Europachef Stephen Girsky in einem Schreiben. "GM steht hinter Opel. Das Unternehmen ist ein integraler Bestandteil unserer globalen Präsenz und entscheidend für die Zukunft von GM in Europa. Die Allianz von GM und PSA liegt voll im Plan."
Girsky reagiere damit auf einen Zeitungsbericht, wonach die italienische Fiat den wankenden deutschen Autobauer als Geschenk entgegennehmen würde. Fiat sei bereit, Opel zu übernehmen, falls die Allianz von Opel und PSA Peugeot scheitere, hatte die italienische Tageszeitung "Il Sole-24 Ore" berichtet. Fiat-Chef Sergio Marchionne plane, Opel dann "praktisch für umsonst" zu bekommen, schrieb das Blatt ohne Angabe von Quellen. Fiat hatte bereits in der Opel-Krise 2009 für Opel geboten. Beide Unternehmen kämpfen gegen sinkende Absätze auf ihrem Heimatmarkt Europa an.
Nach Ansicht von Opel-Chef Sedran wäre Opel ohne die Nabelschnur zu einem größeren Konzern dem Tode geweiht. "In diesem Geschäft könnte die Marke Opel nicht alleine bestehen", sagte er. Analysten hatten zuvor verlangt, GM müsse sich von der Sorgentochter trennen, um weitere Milliardenverluste zu vermeiden. "Aus Konzernsicht wäre es ein strategischer Fehler, Europa der Konkurrenz zu überlassen", entgegnete Sedran.
Quelle: ntv.de, dpa/rts