Wirtschaft

Wirbel am Tischtennisball-Markt Ostfriesen sagen Chinesen den Kampf an

Das ostfriesische Unternehmen Weener-Plastik steht kurz vor dem Produktionsanlauf für Tennisbälle.

Das ostfriesische Unternehmen Weener-Plastik steht kurz vor dem Produktionsanlauf für Tennisbälle.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Tischtennis macht den Chinesen scheinbar so schnell keiner etwas vor. Ein Unternehmen aus Ostfriesland könnte die Übermacht aus Fernost nun jedoch erheblich ins Wanken bringen - zumindest bei der Herstellung der kleinen weißen Bälle.

Die Tischtennis-Weltmacht China bekommt Konkurrenz aus Ostfriesland - nicht an der Platte, aber bei der Ball-Produktion. Die lange Ära der Zelluloid-Kugeln geht zu Ende, eine Kunststoff-Firma aus Weener (Landkreis Leer) nutzt das nun zum Einstieg in den bislang chinesisch dominierten Markt. Im Werk zwischen Ems und niederländischer Grenze soll bald die Serienproduktion starten.

Weener-Plastik stellte bisher unter anderem Teile für Deo-Roller her.

Weener-Plastik stellte bisher unter anderem Teile für Deo-Roller her.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dass man bei der Weener Plastik GmbH überhaupt auf die Idee mit den Tischtennisbällen kam, liegt an einem auf den ersten Blick wenig verwandten Produkt: dem Deo-Roller. Der Verpackungsspezialist aus Nordwest-Niedersachsen stellt unter anderem die dafür nötigen Teile her, indem zwei Plastik-Halbkugeln miteinander verbunden werden. "Tischtennisbälle sind natürlich komplexer als eine Deo-Kugel", räumt Matthias Prox von Weener Plastik ein, "die müssen ja auch vernünftig fliegen". Doch in beiden Fällen seien eine gleichmäßige Form und Materialstärke wichtig.

Während die technischen Herausforderungen gemeistert scheinen, hat das Unternehmen noch eine juristische Pingpong-Partie zu bestehen. Die Ostfriesen haben im März 2013 ein Patent für einen zelluloidfreien Tischtennisball angefochten, eine Entscheidung liegt jedoch noch nicht vor. Die unklare Situation hält aber keinen der weltweit fünf großen Hersteller vom Produzieren ab. "Zur neuen Saison sind unsere Bälle am Markt", gibt sich Prox zuversichtlich. Vertrieben werden die leichten weißen Kugeln von namhaften Ausrüstern. Aber auch unter einer eigenen Marke ließ das Unternehmen beim Tischtennis-Weltverband ITTF einen Ball zertifizieren, vor vier Monaten kam die Anerkennung.

Ostfriesisches Gefahrgut

Bei der Tischtennis-WM im chinesischen Suzhou kamen zelluloidfreie Tischtennisbälle bereits zum Einsatz.

Bei der Tischtennis-WM im chinesischen Suzhou kamen zelluloidfreie Tischtennisbälle bereits zum Einsatz.

(Foto: picture alliance / dpa)

Laut Torsten Küneth von der ITTF-Materialkommission sind mittlerweile rund 40 Prozent der zugelassenen Bälle aus Plastik. Die Anlaufschwierigkeiten bei der Herstellung hochwertiger Bälle scheinen also überwunden. Der Weltverband listet Weener Plastik als derzeit einzigen europäischen Hersteller neben einem japanischen und drei chinesischen.

Nur in Fernost waren zuletzt Zelluloid-Bälle gefertigt worden. Weil sie leicht entflammbar sind, werden die Bälle als Gefahrgut ausgeliefert. Mit Hinweis darauf forciert der Weltverband die Verbreitung der Plastik-Variante.

Die ersten Meldungen zu den Plänen der ITTF gaben für Weener Plastik vor rund vier Jahren den Startschuss, um ihr neues Produkt auf den Weg zu bringen. Damit könnten die Ostfriesen ein Gespür für ein gutes Geschäft bewiesen haben: Folgt man einer Einschätzung beim Deutschen Tischtennisbund (DTTB), wird der Plastikball die Zelluloidkugel in etwa zwei Jahren verdrängt haben.

250-Millionen-Investment aus Großbritannien

Noch schlagen die meisten Spieler im Breitensport mit dem vertrauten Material auf, sagt ein DTTB-Sprecher: "Von der Oberliga abwärts wird fast ausschließlich mit Zelluloid gespielt." Doch der Verband hat den neuen Ball im Vorjahr bei Bundesturnieren verpflichtend eingeführt und auch den oberen Ligen die Verwendung empfohlen.

Auf internationaler Ebene wird seit Juli 2014 ebenfalls nur noch mit dem Plastikball gespielt. So auch bei der Weltmeisterschaft im Mai im chinesischen Suzhou, als die heimischen Spieler die Athleten aus der übrigen Welt mal wieder von der Platte putzten.

Ein um Tischtennisbälle erweitertes Produkt-Sortiment passt offenbar gut zur Strategie des künftigen Besitzers von Weener Plastik. Die britische Investorengruppe 3i hatte Anfang Juni gemeldet, 250 Millionen Euro in das Unternehmen zu stecken. Der Wachstumskurs solle beibehalten und in benachbarte Produktsparten vorgestoßen werden. Eine Basis dafür scheint es zu geben: Weener Plastik erzielte 2014 rund 250 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt weltweit 2000 Mitarbeiter.

Quelle: ntv.de, Peter Ringel, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen