Von wegen Hochgeschwindigkeit Panne bremst 300-km/h-Zug aus
11.07.2011, 10:16 Uhr
Ein Hochgeschwindigkeitszug ohne Strom sorgt für Missstimmung in China.
(Foto: REUTERS)
In fünf Stunden von Peking nach Shanghai - aber nur, wenn es Strom gibt: Wenige Tage nach Inbetriebnahme der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke bricht der Zugverkehr zusammen. Die Passagiere sind wütend.
Nur zehn Tage nach der feierlichen Eröffnung der neuen Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnstrecke zwischen Peking und Shanghai hat ein Stromausfall die Züge gestoppt. Der Verkehr sei am Sonntag 90 Minuten lang unterbrochen gewesen, teilte die Bahn mit. Insgesamt hätten 19 Züge stillgestanden. Grund für den Stromausfall waren demnach Stürme und starke Winde.
Passagiere berichteten, Licht und Klimaanlage seien ausgefallen. "Es ist stockdunkel und wir schwitzen", teilte ein Reisender über den chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo mit. "Ist das jetzt die sogenannte Hochtechnologie", fragte ein anderer. Die Zeitung "China Daily" berichtete, viele Internetnutzer hätten geschrieben, sie würden nun den Zug nicht nutzen.
300 km/h ab 59 Euro
Regierungschef Wen Jiabao hatte die rund 1300 Kilometer lange Verbindung am 30. Juni eingeweiht. Die gesamten Projektkosten lagen bei mehr als 221 Mrd. Yuan (24 Mrd. Euro). Die Tickets für die schnelleren Verbindungen kosten zwischen 555 Yuan und 1750 Yuan (59 bis 187 Euro). Die insgesamt 90 Züge, die täglich in beiden Richtungen verkehren sollen, legen die Strecke zwischen Peking und Shanghai in knapp fünf Stunden zurück und sind damit doppelt so schnell wie die bisherigen Züge. Bei Tests waren die neuen chinesischen Hochgeschwindigkeitszüge auch schon mehr als 350 Stundenkilometer schnell.
Auf Deutschland übertragen, käme ein Bahnreisender aus Berlin ohne Stopps schon in gut zwei Stunden in München an, die notwendige Hochgeschwindigkeitstrasse vorausgesetzt.
China baut seine Bahnschnellverbindungen stark aus. Züge und Signaltechnik für die neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken werden in Kooperation mit ausländischen Unternehmen wie Siemens gebaut. Vor allem mit der ICE-Weiterentwicklung Velaro hat der Münchner Konzern in der Volksrepublik Erfolg. Insgesamt 60 dieser Züge haben die Chinesen bereits bei den Münchern gekauft. Für den neuen chinesischen Hochgeschwindigkeitszug, der dem ICE sehr ähnelt, liefert der Elektrokonzern noch Komponenten, etwa für die Antriebstechnik.
Quelle: ntv.de, bad/AFP