Wirtschaft

Mega-Übernahme von AstraZeneca Pfizer will Angebot nachbessern

Pfizer will sein Übernahmeangebot für AstraZeneca offenbar aufstocken.

Pfizer will sein Übernahmeangebot für AstraZeneca offenbar aufstocken.

(Foto: picture alliance / dpa)

106 Milliarden Dollar sind nicht genug: Der US-Pharmagigant will beim Kaufpreis für den britischen Rivalen offenbar noch eine Schippe drauflegen. Auch eine feindliche Übernahme ist nicht ausgeschlossen. Das würde die Angst vor dem Deal noch verstärken.

Der US-Pharmariese Pfizer ködert den britischen Rivalen AstraZeneca mit der Aussicht auf eine Aufstockung seiner 106 Milliarden Dollar schweren Übernahmeofferte. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge will Pfizer nachlegen und das Angebot selbst sowie den Baranteil erhöhen. Zum Beginn der zweitägigen Anhörung von Pfizer-Chef Ian Read vor britischen Parlamentariern rief der amerikanische Konzern die AstraZeneca-Führung erneut zu Gesprächen auf. Diese könnten dazu beitragen, "optimale Abschlussbedingungen" zu erzielen, hieß es in einer Pfizer-Stellungnahme.

AstraZeneca reagierte kühl: Die Erklärung des Viagra-Herstellers enthalte keinen neuen Vorschlag. Konzernchef Pascal Soriot ergänzte allerdings, sollte ein überzeugendes Angebot auf den Tisch kommen, sei er verpflichtet, sich dieses auch anzuschauen. Das bisherige lehnt das Management der Briten als zu niedrig ab und begründet dies mit vielversprechenden künftigen Medikamenten.

Pfizer-Chef Read hingegen schloss in der Anhörung auch eine feindliche Übernahme nicht aus. Als nächster Schritt stünden ihm verschiedene Optionen zur Verfügung. Ein wichtiges Motiv für die angestrebte Fusion sei die höhere Schlagkraft des kombinierten Unternehmens in einem immer härteren Wettbewerb. Nennenswerte Hindernisse durch Wettbewerbshüter sehe er in keinem Land, fügte Read hinzu.

Seinen Argumenten zufolge kann Pfizers Finanzkraft den zweitgrößten britischen Arzneimittel-Hersteller auf lange Sicht davor retten, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. AstraZeneca konterte mit einer Reihe von Studienergebnissen, die die Eigenständigkeit und die guten Aussichten des Konzerns unterstreichen sollen.

Britische Politik hat Bedenken

In Großbritannien gibt es starke Vorbehalte gegen Pfizers Pläne. Steuerzahler im Vereinigten Königreich und Pfizer-Aktionäre würden von der Übernahme profitieren, sagte der gebürtige Schotte Read. Die Übernahme schürt Ängste vor dem Verlust von Arbeitsplätzen und einer Schwächung der britischen Pharmaforschung. Dem begegnete der US-Konzern mit einer Reihe von Beschäftigungs- und Standortversprechen.

Read gab vor dem Unterhaus zu, dass die Übernahme Jobs kosten werde. "Wo auf der Welt, das kann ich nicht sagen." In einem Brief an den britischen Premierminister Cameron hatte er jedoch zugesichert, ein Fünftel der Arbeitsplätze im Bereich Forschung und Entwicklung im Vereinigten Königreich anzusiedeln.

Auch in den USA wurde zuletzt Unmut laut, weil Pfizer mit dem geplanten Mega-Deal vor allem seine Steuerlast senken will. Steuern zu sparen sei für Pfizer zwar auch ein Motiv, aber nicht das einzige, sagte Read. Großbritanniens Wirtschaftsminister Vince Cable sagte, die Regierung stehe vor einem "Dilemma", nationale Interessen zu schützen oder offen zu sein gegenüber den Vorteilen von Investitionen aus dem Ausland.

Das richtige Rezept für Großbritannien?

Doch die Parlamentarier dringen auf verbindliche Festlegungen. "Wir wollen versuchen, weiterreichende Zusicherungen zu erreichen, damit die Beschäftigten und die Wissenschaftsgemeinde in diesem Land Vertrauen fassen", sagte Adrian Bailey, Vorsitzender eines der zuständigen Ausschüsse, vor der Anhörung im BBC-Radio. Der Abgeordnete Willie Bain verwies auf Stellenstreichungen und Geschäftsverkäufe von Pfizer nach Übernahmen in der Vergangenheit. Die größte britische Gewerkschaft schaltete eine Anzeige in der führenden Gratiszeitung des Landes mit der Warnung, Pfizer sei das "falsche Rezept für Großbritannien".

Die Parlamentarier können Firmenzukäufe zwar nicht blockieren. Aber ihre Befragungen beeinflussen mitunter die öffentliche Meinung. Das haben etwa Banken, Energiekonzerne und der Medien-Mogul Rupert Murdoch bereits deutlich zu spüren bekommen. Die Abgeordneten könnten genug Lärm machen, um Pfizer in Verlegenheit zu bringen, sagte Analyst Navid Malik vom Wertpapierhandelshaus Cenkos Securities. Ein zweiter Ausschuss kommt am Mittwoch zusammen. Vor den Ausschüssen kommen auch Wirtschaftsminister Vince Cable und Wissenschaftsminister David Willetts zu Wort.

Quelle: ntv.de, hvg/rts

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