Wirtschaft

"Warum machen die Krawall?" Piloten suchen Erklärungen

Der Streik der Piloten bei der Deutschen Lufthansa stößt in der Öffentlichkeit bei weitem nicht nur auf wohlwollendes Verständnis. "Wir hatten keine andere Wahl", beteuert Piloten-Sprecher Thomas von Sturm.

(Foto: dpa)

Die Pilotenvereinigung Cockpit macht ihre Drohungen wahr und legt große Teile des Lufthansa-Flugverkehrs lahm. Seit Mitternacht sind rund 4000 Piloten zum Streik aufgerufen. An den größten deutschen Flughäfen in Frankfurt, Düsseldorf, München, Berlin und Hamburg fielen schon am Montagmorgen zahlreiche Flüge aus.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bekräftigte unterdessen ihre Forderung, dass der Konzern im Tarifstreit auf die Piloten zugehen müsse. Vorwürfe, der Streik sei unverhältnismäßig hart für Konzern und Passagiere, wies der Chef der VC-Tarifkommission, Thomas von Sturm, zurück.

"Wir haben das rechtlich prüfen lassen und finden den Vorwurf völlig haltlos. Es gibt genug alternative Flugverbindungen und andere Verkehrsmittel", sagte von Sturm im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". Natürlich sei ein Streik nie wünschenswert, erklärte von Sturm, der selbst über eine Pilotenausbildung verfügt. "Wir hatten keine andere Wahl."

Auf die Frage, ob der Streik angesichts von Wirtschaftskrise und Konjunkturflaute nicht zur Unzeit käme, sagte von Sturm: "Das ist kein günstiger Zeitpunkt, keine Frage, aber wir können nicht einfach zuschauen, wie uns die Lufthansa die Arbeitsplätze wegstreicht."

Um konkurrenzfähig zu bleiben, müsse die Lufthansa die Kunden "mit einem guten Produkt zu fairen Preisen überzeugen", forderte von Sturm. "Aber von einem guten Produkt kann schon lange keine Rede mehr sein", so von Sturm weiter.

Seelenverkäufer ohne Bildschirme

"Franz Müntefering hatte bei seiner Bruchlandung in Stuttgart vor einigen Monaten Lufthansa gebucht, musste aber in einen alten Seelenverkäufer steigen, Schlimmeres verhinderten nur die Piloten", stellte der Gewerkschafter fest. "Unsere First Class ist veraltet, wir haben keine Bildschirme in der Economy, an all diesen Punkten müsste man ansetzen."

Mit Blick auf die teils ablehnenden Reaktionen in der Öffentlichkeit sagte von Sturm: "Ich verstehe den Impuls der Leute, die sagen: Den Piloten geht es doch gut, warum machen die jetzt Krawall? Aber es ist doch mittlerweile schon so, dass Konzerne ganze Staaten erpressen können mit ihren Standortentscheidungen. Durch die Öffnung der Märkte haben wir einen Geist aus der Flasche gelassen. Wir müssen langsam schauen, wie wir den wieder reinbekommen."

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen