Desaströse Währungsreform Pjöngjang richtet Funktionäre hin
05.04.2010, 14:01 UhrDie Währungsreform in Nordkorea verschlimmert die Lebensmittelkrise dramatisch. Das Regime statuiert ein Exempel und lässt zwei Funktionäre hinrichten.
Wegen der verfehlten Währungsreform ist in Nordkorea offenbar ein zweiter hochrangiger Funktionär hingerichtet worden. Wie die südkoreanische Zeitung "The Daily NK" unter Berufung auf Informationen aus Pjöngjang berichtete, wurde nicht nur der ehemalige Planungs- und Finanzdirektor der Kommunistischen Partei, Pak Nam Gi, erschossen, sondern auch ein Vize-Chef des Nationalen Planungskomitees. Sie wurden demnach bereits Anfang März vor den Augen von Wirtschaftsvertretern und Mitgliedern des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei in einem Stadion hingerichtet.
Im November hatte Nordkorea seine Währung Won abgewertet und die Lebensmittelkrise in dem Land dadurch dramatisch verschlimmert. Mit einem Zwangsumtauschkurs von 100 Won zu eins hatte die Regierung versucht, der Inflation Herr zu werden und dem Schwarzumtausch einen Riegel vorzuschieben. Umgetauscht werden durften maximal 100. 000 Won. Aus Angst um ihre Ersparnisse zogen es jedoch viele Nordkoreaner vor, ihr Geld auf dem Schwarzmarkt gegen chinesische Yuan oder US-Dollar zu wechseln. Die Reform schlug fehl und die Preise für Grundnahrungsmittel und andere Lebensmittel schossen in die Höhe. Dem 77-jährigen Pak wurde die Schuld an der desaströsen Reform gegeben.
Die Umstellung diene sowohl wirtschaftlichen als auch politischen Zwecken, sagte der Ökonom Yang Moon Soo von der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul. Das Regime könne beim Umtausch erkennen, wer Geld versteckt halte. Es werde weniger Bargeld auf den Märkten im Umlauf sein "und die Bürger werden durch die Regierung stärker kontrolliert".
Die Maßnahme sollte Beobachtern zufolge also nicht nur die Inflation bekämpfen, sondern auch den unkontrollierten Handel auf den Märkten unterdrücken. Zahlreiche Menschen verloren durch die Reform aber ihre Ersparnisse. Südkoreanische Medien und Hilfsorganisationen berichten, dass sich durch die Umstellung die wirtschaftliche Situation der Nordkoreaner weiter verschlechtert habe. In einigen Gebieten gebe es erneut eine Hungersnot.
In den 1990er Jahren waren in Nordkorea hunderttausende Menschen bei Hungersnöten gestorben. Im vergangenen Oktober warf die UNO der Führung in Pjöngjang vor, fast einem Drittel der 24 Mio. Einwohner mit dem Recht auf Nahrung eines der wichtigsten Menschenrechte zu verwehren. Mitte Januar akzeptierte Nordkorea nach zweijähriger Unterbrechung wieder Lebensmittelhilfen aus Südkorea. Das kommunistische Land ist eines der ärmsten der Welt.
Quelle: ntv.de, jga/AFP