Fluchtplan der Arbeitsgruppe "Grexit" "Plan B": Der Euro ist weg
24.08.2012, 07:41 Uhr
Griechen raus aus der Eurozone? Deutschland bereitet sich auf alle Eventualitäten vor.
(Foto: picture alliance / dpa)
Merkel trifft Hollande, trifft Samaras: Es geht um nichts anderes als den Verbleib Griechenlands in der Eurozone. Aber hinter den Kulissen in Berlin arbeitet eine Expertenkommission des Bundesfinanzministeriums bereits am "Fluchtplan für den Ernstfall" - den Austritt Griechenlands aus der Eurozone.
Der Austritt Griechenlands aus der Eurozone wird nicht mehr tabuisiert. Die Vorbereitungen der Bundesregierung dafür werden zunehmen konkreter, auch als bislang bekannt. Wie die "Financial Times Deutschland" aus dem Bundesfinanzministerium erfuhr, befasst sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Staatssekretär Thomas Steffen mit den Folgen eines möglichen Austritts der schuldengeplagten Griechen aus der Währungsunion für Deutschland und den gesamten Währungsraum. "Die Kollegen stellen Berechnungen über die finanziellen Folgen an und überlegen, wie sich ein Dominoeffekt auf die anderen Euro-Staaten verhindern lässt", hieß es im Ministerium laut Zeitungsbericht.
Bisher hatten Finanzminister Wolfgang Schäuble und Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) eine Auskunft über ihren "Plan B" verweigert. Die beiden Politiker betonten stets, dass Deutschland dafür kämpfe, Griechenland und andere Krisenstaaten in der Eurozone zu halten. Diese Linie wurde von Merkel auch vor dem Treffen mit Frankreichs Staatschef Francois Hollande bekräftigt.
"Auf alle Szenarien vorbereiten"
Die Einsetzung der Arbeitsgruppe zeigt aber, dass Schäuble und Merkel für ein Negativszenario gewappnet sein wollen. Sollte Griechenland den Euro aufgeben müssen, kämen voraussichtlich Spanien, Italien, Portugal und möglicherweise auch Frankreich an den Finanzmärkten stark unter Druck.
Die rund zehnköpfige Arbeitsgruppe tagt regelmäßig und vertraulich und bindet alle Hierarchiestufen des Finanzministeriums ein. Experten aus den Abteilungen Finanzmarkt, Europa, Haushalt und Grundsatzfragen sind vertreten. Das CDU-Mitglied Steffen steht in der Sache auch mit dem Kanzleramt in Kontakt.
Schäubles Sprecher sagte der Zeitung: "Es gibt einen Arbeitsstab, der sich schwerpunktmäßig um die Staatsschuldenkrise kümmert. Herr Steffen ist in diesem Zusammenhang letztverantwortlich vor dem Minister." Es sei richtig, dass sich eine Regierung auf alle Szenarien vorbereite, auch auf unwahrscheinliche.
Samaras wirbt für Verbleib
Allerdings ist der Fall wohl nicht mehr so unwahrscheinlich: Griechenlands Ministerpräsident Antonis Samaras reist nach Berlin zu einem Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel. Er will sich für einen Verbleib seines Landes in der Währungsunion starkmachen.
Das hängt vor allem von der nächsten Hilfstranche ab: Sollte die für Oktober erwartete 31-Mrd.-Euro-Hilfe aus dem Rettungspaket ausfallen, sei sein Land pleite, sagte Samaras der "Süddeutschen Zeitung". Samaras fordert mehr Zeit für die Durchsetzung der bereits eingeleiteten Reformen in Griechenland.
Quelle: ntv.de, bad/DJ