"Iss Äpfel gegen Putin" Polen rufen zum Obstkauf auf
31.07.2014, 12:35 Uhr
Sieben Prozent der der polnischen Agrarerzeugnisse gingen bislang nach Russland.
(Foto: picture alliance / dpa)
Moskau stoppt die Einfuhr von polnischem Obst: Jetzt holt der deutsche Nachbar im Osten zum humoristischen Gegenschlag aus. Via Twitter rufen prominente Polen zum demonstrativen Verzehr heimischer Äpfel auf.
Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen werfen harte Schlaglichter auf die wirtschaftlichen Verflechtungen in Mittel- und Osteuropa. Im Ukraine-Konflikt verschärft sich der Tonfall mittlerweile längst nicht mehr nur auf diplomatischer Ebene. Die EU-Sanktionen, mit denen die Europäer Russlands starken Mann Wladimir Putin zum Einlenken bewegen wollen, drohen sich dabei immer mehr auch zu einer wirtschaftspolitischen Auseinandersetzung auszuweiten.
Nach der Verhängung eines russischen Importverbots für polnische Agrarprodukte setzen sich prominente Polen dafür ein, den Absatz von Obst und Gemüse im eigenen Land zu steigern. Unter dem Twitter-Slogan "Iss Äpfel gegen Putin!" rufen sie dazu auf, sich dem russischen Präsidenten zu widersetzen und die heimischen Landwirte zu unterstützen.
Moskau hatte das Importverbot am Vortag wegen angeblicher Verstöße gegen die Nahrungsmittelsicherheit verhängt - kurz nachdem die Europäische Union neue Sanktionen gegen Russland beschlossen hatte. Beobachter werten den Einfuhrstopp daher auch ganz klar als Retourkutsche aus dem Kreml und als russischen Versuch, die einheitliche Linie der Europäer im Ukraine-Konflikt an der vermeintlich schwächsten Stelle aufzubrechen.
"Hashtag: #jedzjablka"
Unter dem Twitter-Schlagwort "#jedzjablka" (deutsch etwa: "Essen Sie Äpfel!") veröffentlichten dutzende Journalisten, Politiker und andere Prominente Bilder von sich mit einem Apfel oder einer Flasche Apfelwein in der Hand. Die öffentlichkeitswirksame Kampagne genießt in der polnischen Hauptstadt Rückendeckung aus höchsten Kreisen.
Stanislaw Koziej, ein Berater von Präsident Bronislaw Komorowski, rief zur Unterstützung der Kampagne auf. Damit solle gezeigt werden, dass sich die Polen nicht durch das russische Embargo einschüchtern ließen, heißt es aus Warschau.
Das russische Agrar-Embargo trifft Polen an einer empfindlichen Stelle. Polen ist der weltgrößte Exporteur von Äpfeln. Rund sieben Prozent der polnischen Landwirtschaftsprodukte gingen bisher direkt nach Russland. Noch ist offen, welche Auswirkungen der Einfuhrstopp auf die Versorgung des russischen Lebensmittelhandels und die Entwicklung der Weltmarktpreise hat. Branchenkenner gehen davon aus, dass sich russische Handelsketten schnell nach neuen Lieferbeziehungen umsehen werden, um die Folgen des Einfuhrverbots abzufedern.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP