Schatten der Vergangenheit Porsche hobelt knapp vorbei
15.03.2012, 11:49 Uhr
Der Beifahrer hat das Sagen: Porsche-Chef Matthias Müller (r.) lächelt neben VW-Chef Martin Winterkorn für die Fotografen.
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Die ausgebremste Verschmelzung mit VW verschiebt dem Porsche-Konzern die Bilanz: Trotz blendend laufender Geschäfte ihrer Beteiligungen schrammte die Muttergesellschaft Porsche SE nur knapp an den roten Zahlen vorbei.

Spätfolgen des Übernahmetraums: Die Porsche SE hat sich in eine ungünstige Position manövriert.
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Die Muttergesellschaft des Sportwagenbauers Porsche hat sich trotz milliardenschwerer Gewinne durch ihre Beteiligungen an VW und der Porsche AG im vergangenen Jahr nur knapp in der Gewinnzone halten können. Nach Steuern lag der Konzerngewinn 2011 bei 59 Mio. Euro, teilte Porsche Holding mit.
Der Mutterkonzern Porsche SE ist mit gut der Hälfte der Stimmrechte maßgeblich an Europas größtem Autobauer VW beteiligt. Darüber hinaus hält die SE die Hälfte der Anteile des Sportwagenbauers Porsche AG.
Aufgezehrt wurden die Überschüsse beider Beteiligungen in Höhe von zusammen 4,66 Mrd. Euro von einer Neubewertung der im Jahr 2009 mit VW vereinbarten Kauf- und Verkaufsoptionen für rund die Hälfte des Porsche Fahrzeuggeschäfts. Der negative Effekt aus der Neubewertung schlug 2011 bei der Porsche Holding mit 4,37 Mrd. Euro zu Buche. VW hatte im Gegenzug milliardenschwere Gewinne durch die vereinbarten Optionen eingefahren.
Die Holding hatte sich unter Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mit der spektakulären Übernahme des VW-Konzerns finanziell komplett verhoben. Anschließend konnte der Wolfsburger VW-Konzern - - im Gegenzug die Übernahme von Porsche einleiten. Die ursprünglich geplante schnelle Fusion mit VW scheiterte im vergangenen Jahr.
Bei den Kursturbulenzen im Zuge des verloren Investoren viel Geld. In der Folge hagelte es Anlegerklagen. Wegen der damit verbundenen finanziellen Risiken wurde die Fusion abgeblasen. Beide Unternehmen suchen derzeit nach Alternativen, wie sie möglichst schnell zusammenfinden können.
Für die Porsche SE ist dieser Zustand belastend. Als Konsequenz aus dem Übernahmedebakel halten die Schwaben zwar hauchdünn die Mehrheit der VW-Stammaktien, waren aber nach ihren Finanzgeschäften für den riskanten Griff nach der Macht damals derart angeschlagen, dass sie den Wolfsburger Konzern als Retter akzeptieren mussten.
Spätfolgen in den Büchern
Um die 11,4 Mrd. Euro Schulden in den Büchern der Porsche SE abzutragen, holte sich VW Ende 2009 für 3,9 Mrd. Euro knapp die Hälfte der Porsche AG, in der das Sportwagengeschäft des Stuttgarter Konzerns organisatorisch angesiedelt ist. Für die verbleibende Hälfte regelten die beiden Seiten Kauf- und Verkaufsoptionen.
Diese Optionen müssen nun jeweils zu Stichtagen nach einheitlichen Bilanzierungsregeln bewertet werden. Für die VW-Bücher wirkt sich dabei positiv aus, dass sie die hochprofitable Porsche AG ganz unter ihr Dach holen könnten. Für die Mutter SE ist der drohende Verlust der Beteiligung negativ.
Drei Jahre nach dem geplatzten Übernahmeplan will die Porsche Holding ihre Anteilseigner für den abgelaufenen Bilanzzeitraum eine Dividende von 76 Cent je stimmrechtslose Vorzugsaktie zahlen. Auf die Stammaktien, die von den Familien Porsche und Piech sowie von einer Investmentgesellschaft des arabischen Emirats Katar gehalten werden, sollen 75,4 Cent je Anteilsschein ausgeschüttet werden.
Kein Vergleich möglich
Die Porsche Holding hatte 2010 im Zeitraum von August bis Dezember ein Rumpfgeschäftsjahr eingelegt, um ihre Berichtsperiode dem Kalenderjahr - und damit der VW-Bilanz - anzupassen. Daher liegen zu den nun veröffentlichten Geschäftszahlen keine vergleichbaren Zahlen der Vorperiode vor. Die Stammaktionäre der Porsche Holding hatten für das Rumpfgeschäftsjahr 2010 auf eine Dividende verzichtet, die Vorzugsaktionäre hatten 50 Cent je Anteilsschein erhalten.
Im laufenden Geschäftsjahr sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit" davon auszugehen, dass die Porsche Holding in den schwarzen Zahlen bleibe, stellte Finanzchef Hans Dieter Pötsch in Aussicht, der auch die Finanzen von VW steuert. Es sei erneut mit Sondereffekten im Zuge des vereinbarten Kauf- und Verkaufsoptionen zu rechnen, sagte Pötsch. Ob sich diese in der Bilanz positiv oder negativ niederschlügen, könne er noch nicht absehen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts