Brandeilige Aktion am Bond-Markt Portugal borgt teures Geld
01.04.2011, 11:30 Uhr
Große Augen am Markt: Wie kommt Portugal durch das Frühjahr?
(Foto: REUTERS)
Mit einer überraschend angesetzten Staatsanleihe schürt Portugal die Angst vor einem neuen Ausbruch der Schuldenkrise. Nach wenigen Minuten kommt die Maßnahme mit Ach und Krach zu einem glücklichen Ende: Die Finanzagentur des Landes sammelt 1,645 Mrd. Euro ein - muss dafür aber fast sechs Prozent Zinsen bieten.

Sorgen so schwer wie Kronleuchter und Teppich zusammen: Portugals Präsident Anibal Cavaco Silva (Bild) löst nach dem Rücktritt von Regierungschef Jose Socrates das Parlament auf.
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Das hoch verschuldete Portugal zahlt einen immer höheren Preis für frisches Geld. Investoren mussten am Freitag bei einer sehr kurzfristig angesetzten Ausgabe einer bis Juni 2012 laufenden Staatsanleihe mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 5,793 Prozent gelockt werden. Bei der vorherigen Auktion lag er noch bei 3,159 Prozent, wie die Finanzagentur in Lissabon mitteilte. Die Geldgeber verlangten damit einen kräftigen Risikoaufschlag für portugiesische Staatsanleihen. Zuletzt hatte die Ratingagentur S&P die Bonität des Landes gesenkt. Portugal rangiert im Benotungssystem der äußerst einflussreichen Bonitätsprüfer nur noch eine Stufe über dem sogenannten "Ramsch-Niveau", auf dem sich stark ausfallgefährdete Anlagen bewegen.
Bei der aktuellen Auktion sammelte der klamme Staat insgesamt 1,645 Mrd. Euro ein. Ursprünglich waren nur 1,5 Mrd. Euro angestrebt worden. Trotz der attraktiven Rendite nahm die Nachfrage nach portugiesischen Staatsanleihen spürbar ab: Die Gebote übertrafen das Angebot um das 1,4-Fache. Bei der vorherigen Auktion waren es noch das 2,3-Fache.
Portugal hatte die Finanzmärkte am Donnerstagabend mit der Ankündigung einer außerordentlichen Anleiheauktion überrascht. Wegen eines "Sonderkapitalbedarfs" werde eine Auktion im Juni 2012 fälliger Papiere im Volumen von bis zu 1,5 Mrd. Euro durchgeführt, hatte die Finanzagentur mitgeteilt. Die Auktion sollte zwischen 11.15 und 11.30 Uhr (MESZ) stattfinden und konnte früher als geplant abgeschlossen werden.
Finanzminister Teixeira dos Santos hatte noch wenige Stunden vor Bekanntgabe der Maßnahme verkündet, das Land verfüge "über ausreichende Finanzierungsbedingungen bis eine neue Regierung im Amt ist". Davor hatte es geheißen, im zweiten Quartal würde der Kapitalbedarf des Landes entweder über reguläre oder außerordentliche Auktionen gedeckt, je nach Marktkondition. Jetzt überraschte das Land die Investoren mit einer offenbar kurzfristig notwendig gewordenen Aktion.
Am Markt hatte es im Vorfeld der Auktion geheißen, die kurze Laufzeit der anstehenden Papiere deute darauf hin, dass die Ausgabe auf eine inländische Nachfrage ziele. Portugal werde für eine erfolgreiche Platzierung einen hohen Preis zahlen müssen, schätzte ein Anleihenexperte der Rabobank. Das nun erzielte Ergebnis sollte ihm recht geben.
Die außerordentliche Auktion dürfte den Bedarf des Landes nach Ansicht von Experten bis Ende April decken, inklusive der am 15. April fällig werdenden Ablösungsspitze. Zur Mitte des Monats muss Portugal Anleihen im Volumen von 4,3 Mrd. Euro Anleihen zurückzahlen. Die Aufgabe, bis Ende Juni ohne Inanspruchnahme eines Rettungspakets auskommen zu können, hielt der Beobachter für "besonders schwierig".
Teixeiro dos Santos hatte am Vortag erklärt, Portugal könne erst nach den Neuwahlen einen Hilfsantrag bei der EU einreichen. Die Übergangsregierung sei dazu nicht ausreichend legitimiert.
Quelle: ntv.de, DJ