Wirtschaft

Sog der Schuldenkrise Portugal gerät in den Strudel

Die Sorgen über eine Ausweitung der Schuldenkrise auf Portugal nehmen zu. Das Land musste am Mittwoch vier Mal so hohe Zinsen für Geldmarktpapiere zahlen wie noch vor wenigen Wochen. Die Ratingagentur Moody's kündigte zudem an, die Bewertung Portugals auf eine mögliche Herabstufung zu überprüfen.

Senkt sich der Daumen nun über Portugal?

Senkt sich der Daumen nun über Portugal?

(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Die Anleihen mit einer Laufzeit von einem halben Jahr wurden mit einem Zinssatz von 2,955 Prozent auf den Markt gebracht, wie die portugiesische Schuldenagentur mitteilte. Das ist der höchste Wert seit November 2008. Noch Anfang März konnte sich das Land für lediglich 0,739 Prozent verschulden. Die Zinsaufschläge auf zehnjährige portugiesische Staatsanleihen stiegen weiter.

Moody's überprüft Rating

Gleichzeitig droht dem Land eine Herabstufung: Am Ende des mehrmonatigen Verfahrens dürfte die Agentur Moody's den Daumen über das Land senken, wie ein Bonitätsprüfer bereits durchblicken ließ. Das Rating könnte um bis zu zwei Stufen sinken, hieß es. Grund sei die Verfassung der öffentlichen Finanzen, die sich zuletzt verschlechtert habe, sowie die langfristigen Wachstumsprobleme des Landes. Damit könne sich die Schuldenposition in Relation zur Wirtschaftsleistung nachhaltig verschlechtern, hieß es. An der portugiesischen Börse fiel der Leitindex PSI 20 um zwei Prozent.

Wenn Moody's die Bonität des Schuldenstaates herabstufen sollte, dürfte es für Portugal noch teurer werden, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Moody's-Manager Anthony Thomas erklärte, die Agentur werde sich binnen drei Monaten ein genaues Bild von der Lage verschaffen und dabei mit den portugiesischen Behörden auch das verschärfte Sparprogramm besprechen. Die Regierung in Lissabon will einige ursprünglich für 2011 geplante Maßnahmen vorziehen. "Wir möchten uns davon überzeugen, dass ein wichtiger und glaubwürdiger Plan vorliegt." Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit "sehr hoch", dass am Ende des Überprüfungsverfahren eine Herabstufung stehen werde.

Euro knickt ein

Die Sorge um ein Überspringen der griechischen Schuldenkrise auf andere Euroländer hat den Euro vorübergehend auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gedrückt. Die Gemeinschaftswährung rutschte zum US-Dollar um mehr als ein Prozent ab bis auf 1,2805 Dollar. Damit notierte der Euro so tief wie seit März 2009 nicht mehr. "Die Sorge vor einer Ansteckung beherrscht die Märkte und setzt den Euro unter Druck", sagte Devisenstratege Brian Dolan von Forex.Com.

Auch Bundesbankchef Axel Weber treibt die Sorge vor einer Ausbreitung der Schuldenkrise Griechenlands auf andere Euro-Staaten um: "Gravierende Ansteckungseffekte für andere Mitgliedstaaten der Währungsunion und sich verstärkende Rückkopplungseffekte auf den Kapitalmärkten drohen", sagte Weber. Angesichts der von Griechenland ausgehenden Gefahren für die Stabilität der Euro-Zone und des Euro sei eine Beteiligung Deutschlands an dem milliardenschweren internationalen Hilfepaket für Griechenland "vertretbar", hieß es in der vor einer Anhörung im Haushaltsausschuss des Bundestages verbreiteten Erklärung des Bundesbank-Präsidenten. Der Bundestag will bis Freitag über den deutschen Anteil an der Griechenland-Hilfe entscheiden. Eine deutliche Mehrheit dafür gilt als sicher.

Quelle: ntv.de, rts

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