Wirtschaft

AIGs asiatische Kronjuwelen Prudential greift zu

Ein Mega-Deal hebt in Asien einen neuen führender Anbieter von Lebensversicherungen aus der Taufe: Die britische Prudential schnappt sich für 35,5 Mrd. Dollar die Asien-Geschäfte des angeschlagenen US-Versicherers AIG. Das ist eine gute Nachricht für amerikanische Steuerzahler. Bei den Prudential-Aktionäre hält sich die Freude jedoch in Grenzen.

Prudential kauft sich in Asien groß ein.

Prudential kauft sich in Asien groß ein.

(Foto: AP)

Prudential bezahlt für die AIG-Tochter 25 Mrd. Dollar in bar sowie 10,5 Mrd. Dollar in neuen Prudential-Aktien. Finanziert werden soll der Kauf zum Teil mit einer der größten Kapitalerhöhung aller Zeiten von rund 20 Mrd. Dollar. Das entspricht nahezu dem aktuellen Marktwert von Prudential von 23 Mrd. Dollar. Investoren können sich nach den Worten des Prudential-Chefs Tidjane Thiam auf einen Abschlag von 40 Prozent einstellen. Weitere Details dazu wurden nicht genannt. Trotz des starken Asien-Standbeins soll der Schwerpunkt der Aktivitäten des Konzerns in Großbritannien bleiben, stellte Thiam klar.

Die in der American International Assurance (AIA) gebündelten Asien-Geschäfte gelten als Kronjuwelen des verstaatlichten AIG-Konzerns, der bei der US-Regierung mit mehr als 180 Mrd. Dollar in der Kreide steht. Die Milliarden-Fusion soll noch in diesem Jahr unter Dach und Fach kommen. Die neue Firma wird dann unter dem Namen Prudential Plc agieren und wird ihren Sitz in London haben. Wer neuer Chef werden wird, ist noch nicht bekannt. Der derzeitige Asien-Chef von Prudential, Barry Stowe, werde eine "führende Rolle" spielen, sagte Thiam.

Katze im Sack

Prudential
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Anleger reagierten skeptisch und straften Prudential-Aktien ab. Prudential-Aktien verloren bis zum frühen Nachmittag mehr als zwölf Prozent auf 528 Pence; AIG-Titel reagierten vorbörslich mit einem Aufschlag um 16 Prozent auf 28,65 Dollar. "Niemand weiß genau, was AIA beinhaltet und wie profitabel sie sind", sagte ING Analyst Kevin Ryan. Ein Prudential-Großinvestor äußerte sich ähnlich. Bei dem Zukauf profitiert Prudential von der Schwäche des einst weltgrößten Versicherers AIG. Dieser muss Firmenteile abstoßen, um sein Überleben zu sichern.

AIG
AIG 79,00

AIG war im Zuge der Finanzkrise im Herbst 2008 ins Straucheln geraten und gehört mittlerweile zu fast 80 Prozent dem Staat. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 08 sorgte die American International Group mit ihrem Beinahe-Zusammenbruch für eine zweite Schockwelle in der Finanzkrise. Der Versicherer hat sich mit riskanten Wertpapieren verzockt. AIG werde an der neuen Prudential einen Anteil von rund elf Prozent halten und mittelfristig Investor bleiben, sagte Thiam.

Steuerzahler können sich freuen

Durch den Verkauf der Tochter kann AIG einen Teil seiner Schulden beim US-Steuerzahler begleichen. So wird der Baranteil des Kaufpreises komplett an den Staat gehen. Dies sei der bislang wichtigste Schritt auf dem Weg zurück in die Selbstständigkeit, sagte AIG-Chef Robert "Bob" Benmosche. Die US-Regierung hatte mehr als 182 Mrd. Dollar in den einst weltgrößten Versicherungskonzern pumpen müssen, um ihn in der Finanzkrise vor dem Kollaps zu bewahren. Mit dem Verkauf sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat bei AIG noch einmal einspringen muss. Der Konzern hatte diese Befürchtungen bei der Vorlage seiner schwachen Jahreszahlen geweckt.

Jetzt kann AIG dem US-Staat etwas zurückgeben.

Jetzt kann AIG dem US-Staat etwas zurückgeben.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Neben der Asiensparte hat Benmosche auch seine US- Lebensversicherungssparte American Life Insurance Co. (Alico) zum Verkauf gestellt. Aussichtsreichster Kandidat ist der heimische Wettbewerber Metlife. Die Verhandlungen hängen derzeit aber wegen steuerrechtlicher Fragen. Für Alico erwarten Experten einen Erlös zwischen 14 und 15 Mrd. Dollar. Einen Betrag in ähnlicher Größenordnung hatten sie auch für AIA vorausgesagt - am Ende wurde es aber mehr als das Doppelte.

Allianz & Co unter Druck

Prudential katapuliert sich mit dem Kauf in die Pole-Position auf dem weltweit am schnellsten wachsenden Markt für Finanzdienstleistungen. AIA blickt auf eine 90-jährige Geschichte in Asien zurück. Fast ein Drittel aller Kunden von AIG entfällt auf die Sparte. Die deutsche Allianz gerät mit der Fusion ebenso wie die Rivalen Axa oder die in Asien traditionell starke Großbank HSBC unter Zugzwang. In Indien dürfte Prudential der Allianz den zweiten Rang streitig machen.

Prudential zählte bislang bereits zu den führenden ausländischen Anbietern in Asien und erzielte 2008 fast die Hälfte des Gewinns in der Region. Es ist die erste große Übernahme unter der Führung von Firmenchef Tidjane Thiam, der den Posten im Oktober übernommen hat. Ein erster Anlauf Prudentials für eine Übernahme von AIA war vergangenes Jahr gescheitert. Zuletzt war die Sparte auch für einen Börsengang in Hongkong im Gespräch gewesen.

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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