Milliardendeal geplatzt Prudential lässt AIG sitzen
02.06.2010, 08:30 UhrDie spektakuläre Übernahme des Asiengeschäfts von AIG an Prudential scheitert am Kaufpreis. Alle Versuche von Prudential, den ausgehandelten Preis nachträglich zu drücken, laufen ins Leere, deshalb ziehen die Briten die Notbremse.

Die Asiensparte AIA des US-Versicherers AIG bleibt vorerst bei der verstaatlichten Mutter.
(Foto: REUTERS)
Der vom US-Steuerzahler gerettete Versicherer AIG bleibt auf seiner Asiensparte sitzen. Der britische Wettbewerber Prudential, der den Zweig eigentlich für 35,5 Mrd Dollar kaufen wollte, ließ das Geschäft platzen. "Wir ziehen uns aus der Transaktion zurück", sagte Verwaltungsrats-Chef Harvey McGrath in Londen.
Die beiden Konzerne verhandelten derzeit über die Auflösung des Vertrages, hieß es in der Nacht. Grund sind Streitigkeiten über den Preis. Das Prudential-Management wollte ihn nachträglich auf 30,4 Milliarden Dollar drücken, um nicht bei den Aktionären in Ungnade zu fallen. "Wir stimmen mit den Aktionären überein, dass eine Neuverhandlung der Bedingungen wegen der Marktbewegungen nötig war", sagte Prudential-Chef Tidjane Thiam. Es sei aber unmöglich gewesen, eine Einigung mit AIG zu erzielen.
Der US-Versicherer hatte auf dem ursprünglich ausgehandelten Preis bestanden. Mit dem Geld, das bis zum Herbst hätte fließen sollen, wollte AIG einen Teil seiner Schulden beim amerikanischen Steuerzahler begleichen. Dieser hatte den einst weltgrößten Versicherungskonzern in der Finanzkrise mit 182 Mrd. US-Dollar vor dem Untergang bewahrt und ist dafür nun Hauptanteilseigner.
Kalte Füße wegen Kapitalerhöhung
Um den Kauf der American International Assurance Company (AIA) stemmen zu können, hatte Prudential eine Kapitalerhöhung über 21 Mrd. US-Dollar geplant. Mehrere Großaktionäre hatten sich aber im Vorfeld über den Kaufpreis beschwert, so dass das Prudential-Management um die notwendige Mehrheit für die Kapitalerhöhung auf der Hauptversammlung am 7. Juni fürchten musste.
Prudential hatte große Pläne mit AIA. Der britische Versicherer wollte zum Marktführer in Südostasien aufsteigen. Was nun bleibt, sind hohe Kosten: Als Vertragsstrafe werden knapp 153 Millionen Pfund (180 Mio Euro) fällig, die an AIG gehen. Alle Kosten zusammengerechnet - etwa für Berater - kalkuliert Prudential mit Belastungen von 450 Millionen Pfund.
Quelle: ntv.de, dpa