Wirtschaft

Steuerflucht aus der Schweiz Reiche ziehen Milliarden ab

Nicht alle Besucher kommen wegen der schönen Berge in die Schweiz.

Nicht alle Besucher kommen wegen der schönen Berge in die Schweiz.

(Foto: REUTERS)

Schwarzgeld in einer gewaltigen Größenordnung liegt nach Expertenmeinung in der Schweiz. Jetzt zeigt der Druck auf Steuersünder Wirkung wie nie. Die Schweizer Banken spüren einen erheblichen Geldabfluss.

UBS
UBS 32,10

Reiche Europäer ziehen massiv ihr Geld aus der Schweiz ab. Wegen des Drucks auf Steuerflüchtlinge und der geplanten Abgeltungssteuer "gehen wir davon aus, dass insgesamt Hunderte Milliarden Franken aus der Schweiz abfließen werden", sagte UBS-Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner in einem Interview des Magazins "Schweizer Bank". Allein bei der UBS werden nach Meinung von Zeltner bis zu 25 Mrd. Euro abfließen. Mitte 2012 verwaltete die größte Schweizer Bank 640 Mrd. Euro für reiche Kunden. Bei der Credit Suisse wurden den Informationen zufolge seit 2009 rund 26 Mrd. Euro abgezogen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte unterdessen, sie habe die Hoffnung auf eine Umsetzung des umstrittenen Steuerabkommens mit der Schweiz trotz Blockade durch die SPD nicht aufgegeben. "Ich glaube, dass es ein richtiges und gutes Steuerabkommen ist", sagte Merkel. Sie wolle alles tun, um die Sozialdemokraten zu überzeugen. Sonst würde eine wirkliche Chance verpasst. Mit Blick auf die Steueramnestie unter dem früheren SPD-Bundesfinanzminister Hans Eichel sagte Merkel, das jetzige Abkommen mit der Schweiz sei nicht schlechter. "Wir sollten uns freuen, dass es Bewegung gegeben hat."

Im Schutz des Bankgeheimnisses hat sich die Schweiz zum weltweit wichtigsten Hort von ausländischem Geld entwickelt. Die USA und Deutschland üben Druck aus, reichen Steuerflüchtlingen bei Nachforschungen der Finanzämter keinen Schutz mehr zu gewähren.

Billionenvermögen aus dem Ausland

Einer Studie der Unternehmensberater von ZEB zufolge verwalten Schweizer Banken rund 2,3 Bill. Euro von ausländischen Kunden. Davon stammen 345 Mrd. Euro laut ZEB-Schätzung aus Deutschland, Italien und Großbritannien. Insgesamt dürften den Experten zufolge fast 660 Mrd. Euro auf nicht versteuerte Gelder aus Westeuropa entfallen. Bis 2016 werden laut Prognose allein Kunden aus Deutschland, Italien und Großbritannien mehr als 100 Mrd. Euro abziehen.

Laut "Handelsblatt" machen namhafte Banken in der Schweiz bereits mit deutschen Neukunden nur Geschäfte, wenn die Erträge nach Deutschland gemeldet werden dürfen. Bei der Stichprobe des Blattes gaben sich zwei Reporter als deutsche Kunden aus, die in der Schweiz ein Depot eröffnen wollten. Die Berater von UBS, Deutscher Bank Schweiz, Credit Suisse und Julius Bär boten die Möglichkeit einer anonymen Besteuerung nicht an und wollten nur unter der Bedingung ein Konto eröffnen, dass die Bank die Erträge nach Deutschland melden darf.

Nach Informationen von Stern.de haben die Finanzbehörden seit dem Ankauf einer CD mit Kundendaten der Schweizer Bank Credit Suisse im Februar 2010 insgesamt fast 27.700 Selbstanzeigen im Zusammenhang mit Kapitalanlagen in der Schweiz und Liechtenstein registriert. Die meisten Selbstanzeigen verzeichnet dem Bericht zufolge Baden-Württemberg  mit 9689 Selbstanzeigen und 321 Mio. Euro Mehreinnahmen. Es folgen Nordrhein-Westfalen (6505 Selbstanzeigen, 300 Mio. Euro Mehreinnahmen), Hessen (4212, 444 Mio. Euro) und Rheinland-Pfalz (2493, 160 Mio. Euro).

Quelle: ntv.de, dpa

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