Wirtschaft

40 Milliarden "Geburtshilfe" Rettungsfonds packt HRE in Watte

Kurz vor ihrer Aufspaltung muss die Pleitebank Hypo Real Estate erneut massiv vom Staat gestützt werden. Um folgenschwere Pannen bei der Auslagerung toxischer Wertpapiere zu verhindern, spannt der Bankenrettungsfonds für kurze Zeit ein milliardenschweres finanzielles Sicherheitsnetz.

Rettende Schirme, wohin das Auge auch blickt.

Rettende Schirme, wohin das Auge auch blickt.

(Foto: dapd)

Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate braucht noch einmal Garantien über bis zu 40 Mrd. Euro vom Staat, um seine gigantische "Bad Bank" in Gang zu setzen. Die finanzielle "Geburtshilfe" soll das Gelingen der Transaktion sicherstellen, die Ende September über die Bühne gehen soll. Die ohnehin verstaatlichte HRE will dann 180 bis 185 Mrd. Euro an toxischen Papieren und ganzen Unternehmensteilen ausgliedern. So gesäubert, will sie anschließend einen Neustart als Deutsche Pfandbriefbank wagen. Eher kommt sie nicht ohne die staatliche Hilfe aus.

"Dies ist ein hochkomplexer und mit Blick auf das zu transferierende Volumen wohl einmaliger Vorgang. Sein Gelingen bedeutet einen Meilenstein in der Restrukturierung der HRE", begründete SoFFin-Chef Hannes Rehm den Garantie-Schirm, den der Lenkungsausschuss des staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin am Freitagabend beschlossen hatte.

Die Garantien für die HRE summieren sich damit vorübergehend auf bis zu 142 Mrd. Euro. Die neuen Bürgschaften sind aber auf drei Monate begrenzt - kürzere Fristen erlaubt die EU nicht -, tatsächlich werden sie aber voraussichtlich nur für wenige Tage gebraucht. "Die HRE zieht jetzt den dritten Gürtel und das vierte Paar Hosenträger an", hieß es in Kreisen der Bank.

Milliarden für alle Fälle

Mit den neuen Staatsgarantien sichert sich die HRE zweifach ab: Die Hälfte der 40 Mrd. Euro dient dazu, Turbulenzen am Kapitalmarkt - etwa Dollarschwankungen oder Kursverluste bei Staatsanleihen aus Ländern am Rand der Euro-Zone - abzufedern. In Finanzkreisen hieß es, es gehe darum, dass die Bank auf der Zielgeraden zur Ausgliederung stets genügend Liquidität habe, um die Investoren nicht zu verunsichern. "Wenn die Märkte sich so weiterentwickeln wie bisher, können die Garantien umgehend wieder zurückgegeben werden", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person.

Immer neue Milliarden nachschießen: HRE wird zum sprichwörtlichen Fass ohne Boden.

Immer neue Milliarden nachschießen: HRE wird zum sprichwörtlichen Fass ohne Boden.

(Foto: REUTERS)

Die übrigen 20 Mrd. sollen als Puffer dienen, falls am 30. September bei der komplizierten Übertragung riesiger Mengen an Papieren aus mehr als 100 Staaten technisch etwas schiefgehen sollte. Damit gerechnet wird bei der HRE nicht. Die Verlagerung der Risiken auf die FMS Wertmanagement genannte Bad Bank war seit sechs Monaten vorbereitet worden. Sie übernimmt von der HRE die Wertpapiere und alle Staatsgarantien. Sie sollen dann über Jahre hinweg wertschonend abgebaut werden. Der FMS fällt das leichter, weil sie nicht ständig Kursgewinne und -verluste in der Bilanz ausweisen muss. Nach der Zustimmung des SoFFin muss auch die EU noch grünes Licht geben. In Kreisen der Bank hieß es, die Gespräche liefen gut.

Die HRE war im Herbst 2008 im Zuge der internationalen Finanzkrise in schwere Schieflage geraten. Sie musste mit bisher acht Mrd. Euro Kapital und mit den Garantien vom Staat gerettet werden, weil ihr Zusammenbruch das Finanzsystem ins Wanken zu bringen drohte. Weitere zwei Milliarden Euro Kapital braucht sie voraussichtlich noch vom Staat. Im vergangenen Jahr wurde der Immobilienfinanzierer zwangsverstaatlicht. Ohne die in die "Bad Bank" abgespaltenen Teile will Vorstandschefin Manuela Better im nächsten Jahr die Gewinnschwelle erreichen.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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