Interne Papiere aus Paris und Berlin Ringen um Einfluss bei EADS-BAE
28.09.2012, 04:10 Uhr
BAE-Messestand
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Regierungen von Deutschland und Frankreich mischen sich in die Fusionsverhandlungen zwischen EADS und BAE Systems ein. Während Paris eine gemeinsame Sperrminorität aufbauen möchte, will Berlin erst einmal Augenhöhe schaffen.
Deutschland und Frankreich verhandeln darüber, wie sie sich bei einer Fusion der Rüstungskonzerne EADS und BAE verhalten sollen. Die "Financial Times Deutschland" berichtet, Frankreich wolle mit der deutschen Regierung eine Sperrminorität im neuen Konzern EADS-BAE Systems aufbauen. Zudem sollen zusammen zwei Verwaltungsratssitze besetzt werden, berichtet die Zeitung von mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen.
Mit einem Kapitalanteil von zusammen über 25 Prozent hätten die Staaten selbst in dem von EADS-Chef Thomas Enders geforderten privatisierten Großkonzern eine Blockademöglichkeit. Der Vorschlag stößt laut Zeitung aber auf strikte Ablehnung der Briten. Zudem sei offen, ob sich Deutschland überhaupt der Idee anschließt. Bei einem solchen Vorgehen könnte das Gesamtvorhaben platzen, hieß es aus Industriekreisen.
Deutschland will gleichen Einfluss
Die "Welt" berichtet, Berlin gehe es vor allem um die Machtbalance zwischen Deutschland und Frankreich im neuen Unternehmen. Unter Berufung auf Regierungskreise heißt es, Kanzleramt und Wirtschaftsministerium hätten sich auf diese Position geeinigt. Demnach sollen die deutsche und die französische Regierung in gleichem Maße an EADS-BAE beteiligt werden. Sollte Frankreich nicht bereit sein, seine EADS-Anteile zu verkaufen, halte die Bundesregierung einen Aktienkauf in gleicher Höhe für denkbar.
Die Bundesregierung verlange zudem, dass es eine Gleichberechtigung bei den Konzernzentralen geben müsse, um die deutschen Standortinteressen zu wahren. Hauptsitze von EADS waren bisher München und Paris. Allerdings soll die EADS-Zentrale nach Toulouse ziehen, wo das Tochterunternehmen Airbus sitzt. Eine Ansiedlung der Militärsparte in Großbritannien nach einer möglichen Fusion werde in Berlin abgelehnt.
Größter Rüstungskonzern der Welt möglich
EADS und BAE Systems hatten am 12. September bekannt gegeben, dass sie über eine Fusion verhandeln. Der neue Konzern wäre das größte Rüstungsunternehmen der Welt und deutlich größer als US-Konkurrent Boeing. In der Diskussion um die geplante Zusammenführung geht es um das Ausmaß an staatlichem Einfluss auf den neuen Konzern. Bisher halten Deutschland, Frankreich und Spanien – direkt oder indirekt – rund 50 Prozent an EADS. Großbritannien ist mit einer sogenannten goldenen Aktie an BAE beteiligt. Die erlaubt dem Staat jeden Versuch eines Investors, über 15 Prozent des Unternehmens zu kontrollieren, zu blockieren.
Nun wird beraten, ob Deutschland, Frankreich und Großbritannien an dem neuen Unternehmen ebenfalls jeweils eine solche Aktie erhalten sollen. Frankreich hat allerdings bereits angekündigt, seine Beteiligung über neun Prozent an EADS nicht verkaufen zu wollen. Darüber hinaus geht es um Standortgarantien und Arbeitsplätze. Besonders in Deutschland fürchten Politiker, dass der Zugang zu wichtigen Technologien verloren geht, wenn die Produktion abwandert.
Quelle: ntv.de, che/DJ/AFP