Wirtschaft

Prozess in Shanghai startet Rio-Tinto-Manager vor Gericht

Vor dem Haupteingang des Gerichts in Shanghai.

Vor dem Haupteingang des Gerichts in Shanghai.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In der chinesischen Hafenstadt Shanghai hat der Prozess gegen vier Manager des australisch-britischen Rohstoffkonzerns Rio Tinto begonnen. Der seit Juli vergangenen Jahres inhaftierte Australier Stern Hu ist wegen Wirtschaftsspionage und Bestechung von Funktionären angeklagt. Die anderen drei Angeklagten sind Chinesen, sie sitzen auch seit vergangenem Sommer in Haft. Rio Tinto bestreitet die Vorwürfe. Allerdings wollen sich zwei der Angeklagten wollten sich schuldig bekennen, Bestechungsgelder angenommen zu haben, wie einer Verteidiger, Tao Wuping, sagte. Dies könnte ihnen mehr als fünf Jahre Gefängnis einbringen, sagte Tao.

Im vergangenen Sommer verhandelten die chinesischen Stahlhersteller mit Rohstofflieferanten - darunter Rio Tinto - über einen Nachlass beim Preis für Eisenerz. Chinesische Medien deuteten an, dass Rio Tinto und andere Lieferanten chinesische Unternehmensvertreter bestochen hätten, um an für die Verhandlungen wichtige Informationen zu kommen.

Beobachter sehen in dem Verfahren einen Test für den Umgang Chinas mit ausländischen Geschäftsleuten.Zu dem auf drei Tage angesetzten Verfahren vor einem Gericht in Shanghai waren keine ausländischen Journalisten zugelassen. Es war unklar, wann das Urteil zu erwarten ist und ob es öffentlich gesprochen wird. Rio-Tinto-Chef Tom Albanese sagte am Rande eines Wirtschaftskongresses in Peking, er warte "mit Respekt" auf das Ergebnis des Prozesses. Rio Tinto erfülle die Angelegenheit gleichzeitig "mit großer Sorge - wie dies für jedes in China arbeitende Unternehmen der Fall wäre". Die australische Regierung hatte Peking zu einem "transparenten" Verfahren aufgerufen. Premierminister Kevin Rudd sagte, er werde den Prozess "aufmerksam verfolgen". Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in China, sagte: "Das ist ein Lackmustest für das junge chinesische Rechtssystem."

Die Männer waren im Sommer festgenommen worden. Zuvor war der chinesische Metallkonzern Chinalco damit gescheitert, seinen Anteil an Rio Tinto auszubauen. Peking bestreitet eine Verbindung zwischen beiden Vorfällen. Rio Tinto hatte einen Zusammenschluss seines Eisenerz-Geschäfts mit dem chinesischen Staatskonzern platzen lassen, was auch die Beziehungen zwischen Australien und China belastete. Chinalco ist mit einer Beteiligung von neun Prozent größter Einzelaktionär bei Rio und zugleich einer seiner größten Kunden. Nachdem sich Rio Tinto aber entschloss, seine Eisenerzsparte statt mit Chinalco mit der Eisenerzsparte des heimischen Rivalen BHP Billiton zusammenzulegen, kam es zu Verstimmungen.

Rio Tinto und die australische Regierung vermuteten ein politisch motiviertes Vorgehen nach dem Scheitern der Chinalco-Pläne. Inzwischen haben sich die Beziehungen aber wieder entspannt. So nähern sich Chinalco und Rio Tinto nach der gescheiterten Milliardeninvestition der Chinesen geschäftlich wieder an - sie wollen das weltgrößte Eisenerz-Vorkommen im westafrikanischen Guinea gemeinsam erschließen. Dazu unterzeichneten die Konzerne einen am Freitag Vorvertrag. Ein Teil des am Standort Simandou gewonnenen Eisenerzes soll demnach für den weltgrößten Stahlproduzenten Chinalco vorbehalten sein. Die Vereinbarung markiert eine Wende in der Beziehung zwischen beiden Unternehmen.

In Simandou werden Eisenerz-Vorkommen von 2,25 Mrd. Tonnen vermutet. In drei Jahren soll der Abbau beginnen, dann sollen 70 Mio. Tonnen Eisenerz im Jahr gewonnen werden. Später soll die Produktion gesteigert werden. Rio Tinto hatte das Projekt, dessen Entwicklungskosten auf sechs Milliarden Dollar geschätzt werden, Ende 2008 wegen des Preisverfalls am Eisenerzmarkt verschoben. Dank der weltweiten Konjunkturerholung sind die Preise aber wieder in die Höhe geschossen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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