Milliarden für den Versicherungsschutz Iran deckt Tanker-Risiko
28.07.2012, 14:24 Uhr
Wenn die Tanker nicht fahren, droht über kurz oder lang der Staatshaushalt auszutrocknen.
(Foto: REUTERS)
Die verschärften Sanktionen gegen den Iran zeigen Wirkung: Die Regierung in Teheran muss iranischen Quellen zufolge mehrere Milliarden US-Dollar aufbringen, um die Auslieferung des wichtigsten Exportgut des Landes sicherzustellen. Der Atomstreit wird für die Iraner immer kostspieliger - doch auch der Westen riskiert viel.
Der Iran hat Berichten zufolge Milliarden-Kredite bereitgestellt, um seine Tankerflotte zu versichern. Die Regierung habe dem staatlichen Versicherer Bimeh Markasi eine Kreditlinie von mehreren Milliarden Dollar gewährt, hieß es in einem Bericht der halbamtlichen Nachrichtenagentur Fars. Die Mittel dienten dazu, die iranischen Öltanker zu versichern. Insgesamt seien bereits zehn Prozent des Geldes überwiesen.
Der Versicherungsschutz der 47 iranischen Öltanker ist für den Öl-Export des rohstoffreichen Landes von enormer Bedeutung. Bisher waren die Risiken der iranischen Tankerflotte zu 90 Prozent von Policen europäischer Konzerne abgedeckt. Doch die seit dem 1. Juli geltenden EU-Sanktionen verbieten jede Kooperation. Der Betrieb der Tankschiffe wurde dadurch so gut wie unterbunden.
Reedern und Kapitänen bliebe unter diesen Bedingungen nichts anderes übrig, als auf eigenes Risiko in See zu stechen. Spätestens vor der Einfahrt in Schifffahrtsstraßen wie dem Suezkanal oder den Seehäfen in den Empfängerländern hätten ihnen jedoch die lokalen Behörden unter Hinweis auf die ungedeckten Risiken den Weg versperrt.
Teheran kurbelt den Schiffbau an
Die Zeitung "Iran" zitierte den iranischen Vertreter bei der Organisation Erdöl exportierender Staaten ( ), Mohammed Ali Chatibi, mit der Aussage, Teheran sei bereit, eine vollständige Versicherung für den Transport seines Öls zu gewähren. Käufer iranischen Öls könnten entweder ihre eigenen Tanker oder die iranischen Tanker benutzen.
Die beiden größten Käufer, Indien und China, benutzen bereits iranische Schiffe für den Transport des Öls. Auch wollte zeitweise auf dieses Angebot zurückgreifen. In Japan gilt derzeit noch ein Gesetz, wonach der japanische Staat Tanker mit iranischem Öl in Höhe von bis zu 7,6 Mrd. Dollar (6,17 Mrd. Euro) versichern kann.
Unabhängig von der Frage nach dem Versicherungsschutz lässt die Regierung in Teheran auch die Transportkapazitäten des Landes mit einem engagierten Schiffsbauprogramm erweitern. Erst in der vergangenen Woche feierten iranische Medien die Indienststellung eines 113.000-Tonnen-Tankers der Aframax-Klasse. Das Schiff ist einem Fars-Bericht zufolge der erste im Iran gebaute Supertanker.
80 Prozent der Staatseinnahmen
"Trotz der grausamen Sanktionen des Westens kam der Iran beim Bau dieses ersten gigantischen Öltankers erfolgreich voran", zitiert die Nachrichtenagentur den Direktor der iranischen Werft Sadra, Salman Zarbi. Den Wert des Schiffes bezifferte Zarbi auf 52 Mio. Euro. Es sei der erste Tanker-Neubau dieser Größe im gesamten Mittleren Osten.
Die Europäische Union hatte zum 1. Juli ein gegen den Iran verhängt. Mit den stufenweise verschärften Sanktionen will die EU den Druck auf den Iran erhöhen, den es verdächtigt, . Teheran weist diese Vorwürfe zurück.
Der Iran ist der zweitgrößte Ölexporteur der Opec und bezieht 80 Prozent seiner Staatseinnahmen aus dem Verkauf von Öl und Ölprodukten. In den vergangenen Monaten hatten sich die Spannungen in der Golfregion zwischen dem Iran und den USA nach deutlich verschärft.
Neue Härten für die Bevölkerung
Kritiker werfen den Konfliktparteien vor, die Wirtschaftsentwicklung - sowohl im Iran als auch international - mit ihrer harter Haltung im sogenannten Atomstreit erheblichen Risiken auszusetzen.
Als Opec-Förderland ist der Iran eigentlich weder auf eine militärische, noch auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie angewiesen. Die scharfen Sanktionen des Westens treffen die politischen Entscheidungsträger in Teheran nur indirekt, in dem sie die ökonomischen Spielräume zunehmend einschränken.
Die unmittelbaren Auswirkungen spürt dagegen vor allem die Bevölkerung: Das Warenangebot ist begrenzt, die Arbeitslosigkeit bleibt hoch und die Preise für Importwaren steigen rapide an.
Ein unkontrollierter Zusammenbruch des Staates zwischen Irak im Westen sowie Afghanistan und Pakistan im Osten könnte die gesamte Region weiter destabilisieren.
Quelle: ntv.de, mmo/AFP