Mehr als zwei Billionen Euro Rom durchbricht Schuldenmauer
14.12.2012, 18:00 Uhr
Er kennt die Zahlen längst: Mario Monti.
(Foto: REUTERS)
Allen Sparbemühungen zum Trotz rutscht Italiens immer tiefer in den Schuldensumpf: Im Herbst durchbricht die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone mit ihrer Staatsverschuldung die Zwei-Billionen-Euro-Marke. Die Wirtschaftskraft lässt weiter nach. Nicht viel besser sieht es in Spanien aus.

Die Schuldenquote ergibt sich aus dem Verhältnis von Schuldenberg und Wirtschaftskraft.
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Die italienischen Staatsschulden haben erstmals die Marke von zwei Billionen Euro überschritten. Im Oktober habe sich die Schuldenlast auf 2,015 Billionen Euro erhöht, teilte die italienische Zentralbank mit. Im September seien es noch 1,995 Billionen Euro gewesen.
In den vergangenen Monaten profitierte Italien zwar von allmählich sinkenden Zinsen für neue Staatsobligationen. Im Vergleich zu den anderen Staaten der Eurozone ist es aber für das Land weiterhin recht teuer, sich frisches Geld zu leihen.
Die Reduzierung der Schuldenlasten gehört zu den erklärten Zielen der Regierung des parteilosen Ministerpräsidenten Mario Monti seit dessen Amtsantritt im November 2011. Sie will die Neuverschuldung in diesem Jahr auf 2,6 Prozent der Wirtschaftsleistung und im kommenden Jahr auf 1,8 Prozent senken.
Der Kampf gegen die Staatsverschuldung muss dabei immer auch die zweite große Variable in der Ermittlung der Schuldenquote berücksichtigen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der Gradmesser für die jährliche Wirtschaftsleistung. Und genau hier drohen schuldenbeladenen Ländern wie Griechenland oder Italien weitere Probleme.
Italiens Wirtschaftskraft lässt nach
Denn wie zuletzt bekannt wurde, muss sich die italienische Wirtschaft auf ein weiteres Krisenjahr einstellen. Die seit Mitte 2011 dauernde Rezession wird nach Einschätzung des Verbandes Confindustria 2013 tiefer als befürchtet.
Die Konjunkturexperten des Verbands gehen nach eigenen Angaben mittlerweile von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 1,1 Prozent aus. Bisher waren es minus 0,6 Prozent. Erst im vierten Quartal 2013 werde es wieder ein geringes Wachstum von 0,2 Prozent geben, lautet die Prognose von Confindustria.
Getrübt werde der Ausblick von politischen Ungewissheiten: Nach der Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Mario Monti wird es wahrscheinlich im Februar Neuwahlen geben. Auch die italienische Notenbank erwartet eine konjunkturelle Erholung in der zweiten Hälfte kommenden Jahres. Insgesamt dürfte sich die Rezession 2013 spürbar abschwächen. Für dieses Jahr prognostiziert Confindustria nun einen BIP-Einbruch von 2,1 (minus 2,4) Prozent.
Spanien nähert sich der 900 Mrd.-Marke
Düster sieht es nicht nur in der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone aus: Auch die Nummer 4 der stärksten Euro-Staaten kämpft gegen weitere steigende Schuldenlasten und gleichzeitig nachlassender Wirtschaftskraft. Die Verschuldung der öffentlichen Haushalte in Spanien hat im dritten Quartal einen neuen Rekordstand erreicht.
Im Quartalsvergleich stieg die Gesamtverschuldung um 12,5 Mrd. auf 817,2 Mrd. Euro, wie aus Zahlen der spanischen Notenbank vom Freitag hervorgeht. Bezogen auf die jährliche Wirtschaftsleistung Spaniens ergibt sich eine Schuldenquote von 77,4 Prozent.
Die Verschuldung des Zentralstaats stieg demnach um 15,3 Mrd. auf 652 Mrd. Euro oder 61,8 Prozent des BIP. Der Schuldenstand der autonomen Regionen stagnierte bei 15,9 Prozent des BIP, in absoluten Zahlen war er sogar leicht rückläufig. Zurück ging auch die Verschuldung der Kommunen.
Deutschland kein Vorbild
Experten gehen davon aus, dass die Schuldenquote Spaniens noch deutlich weiter steigen wird. So rechnet beispielsweise der Internationale Währungsfonds (IWF) damit, dass die Verschuldung im kommenden Jahr auf mehr als 90 Prozent klettern wird. Erlaubt sind nach Euro-Stabilitäts-Kriterien nicht mehr als 60 Prozent des BIP.
Deutschland fällt als Vorbild aus: Die stärkste Volkswirtschaft der Eurozone verzeichnet derzeit auf eine Schuldenquote von 80,5 Prozent. Spanien leidet nach einer geplatzten Immobilienblase unter einer tiefen Rezession und kämpft mit der höchsten Arbeitslosenquote Europas.
Quelle: ntv.de, dpa/rts