Von Toyota Prius bis Lexus Rückruf und kein Ende
08.02.2010, 07:46 UhrDer Hybrid-Vorreiter Toyota kommt ins Schleudern. Nicht nur, dass vom Erfolgsmodell Prius Hunterttausende Autos in die Werkstätten müssen, auch bei der Luxusmarke Lexus droht laut Medien eine Rückrufaktion.
Der japanische Autokonzern Toyota hat ein nicht enden wollendes Qualitätsproblem. Einem Zeitungsbericht zufolge erwägt der weltgrößte Autohersteller auch eine Rückrufaktion für die Hybrid-Modelle Sai und Lexus HS250h. Beide Autotypen hätten dasselbe Bremssystem wie die jüngste Modellreihe des Hybridfahrzeugs Prius, für das Anfang dieser Woche der Rückruf offiziell bekanntgegeben werden solle, berichtete die Wirtschaftszeitung "Nikkei". Das Modell Sai ist erst seit Dezember im Handel. Es ist nach dem Prius das zweite reine Hybridfahrzeug der Marke Toyota.
Und auch beim Prius läuft es für Toyota nicht rund: Einem Medienbericht zufolge soll das Hybridmodell auch auf dem wichtigen US-Markt wegen der Schwierigkeiten mit den Bremsen in die Werkstätten zurück. Damit droht auch in Deutschland ein Rückruf.
Deutsche Autofahrer wohl betroffen
Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf informierte Quellen berichtete, sind in den USA rund 100.000 Prius der neuen Generation betroffen. Hinzu kommen weitere 170.000 auf dem japanischen Heimatmarkt verkaufte Wagen. Die Bekanntgabe des Rückrufs wird in den nächsten Tagen erwartet. Es geht um die Software des ABS-Systems beim bisherigen Verkaufsschlager.
Toyota-Deutschlandchef Alain Uyttenhoven sagte der "Süddeutschen Zeitung", auch Deutschland wäre betroffen, wenn es in den USA zu Rückrufen kommen sollte: "Denn die Konstruktion ist die gleiche, alle Autos mit den betreffenden Bremsen kommen aus Japan." Spätestens an diesem Mittwoch werde man eine Entscheidung zum Prius-Rückruf vorlegen, kündigte er an. Betroffen wären in Deutschland dem Bericht zufolge alle 3500 Fahrzeuge der neuesten Prius-Baureihe, die seit Juni 2009 hierzulande verkauft wurden. Weltweit wurden seitdem mehr als 300.000 Fahrzeuge des Hybridmodells verkauft.
Nicht nur Gaspedal klemmt

Toyotas bisheriges Vorzeigemodell im Hybrid-Sektor Prius kämpft mit Qualitätsproblem.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der lange Zeit erfolgsverwöhnte japanische Hersteller ruft bereits wegen der Gefahr klemmender Gaspedale Millionen Autos zurück. Während in den USA die Umrüstung schon begann, will Toyota damit in Deutschland demnächst beginnen. Die Nachbesserung wird sich über Wochen hinziehen. "Bereits Ende der kommenden Woche werden wir an die Händler die Teile verschickt haben, die nötig sind, um die Gaspedale von 56.000 Fahrzeugen in Europa zu modifizieren", sagte Uyttenhoven der "Wirtschaftswoche". "In den Wochen danach werden wir weitere 90.000 Teile pro Woche ausliefern."
Toyota muss allerdings allein in Deutschland rund 216.000 Autos wegen klemmender Gaspedale zurückrufen, in ganz Europa sind es 1,8 Mio. Autos. Uyttenhoven zufolge kann das Kraftfahrtbundesamt erst Ende Februar die offiziellen Rückrufbriefe verschicken. Toyota wolle aber mit dem Beginn der Rückrufaktion nicht so lange warten.
Kostenexplosion befürchtet
Nach Einschätzung deutscher Autoexperten könnten auf Toyota deutlich mehr Kosten zukommen, als die vom Unternehmen selbst veranschlagten 180 Mrd. Yen (derzeit knapp 1,5 Mrd. Euro). Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der Hochschule Geislingen sagte der "Automobilwoche", allein Prozesse verunglückter Fahrer in den USA würden das Unternehmen deutlich höher belasten.
Toyota hatte zuvor erklärt, das Problem mit den Prius-Bremsen eigentlich im Rahmen eines freiwilligen Servicedienstes beheben zu wollen. Doch angesichts der massiven Kritik nach dem Rückrufdebakel um die klemmenden Gaspedale sei das Management offensichtlich zu der Einsicht gelangt, dass ein Rückruf unvermeidlich sei, wenn man das Vertrauen der Kunden wiedererlangen wolle, hieß es. Toyota hatte in Japan und im Ausland eine Reihe von Beschwerden erhalten, dass die Bremsen des neuen Primus auf unebenen Straßen oder bei Schlaglöchern kurzzeitig nicht funktionieren.
Quelle: ntv.de, /badrts/dpa