Wirtschaft

Argentinien gewinnt Zeit Rückschlag für die "Aasgeier"

Argentinien gewinnt Zeit, eine Gesamtlösung im Streit mit US-Hedgefonds fehlt aber.

Argentinien gewinnt Zeit, eine Gesamtlösung im Streit mit US-Hedgefonds fehlt aber.

(Foto: REUTERS)

Argentinien hängt die Staatspleite von vor zehn Jahren weiter nach. Trotz damaligen Schuldenschnitts fordern Gläubiger - vor allem US-Hedgsfonds - Milliarden ein. Sollten sie vor Gericht gewinnen, droht dem lateinamerikanischen Land erneut die Zahlungsunfähigkeit. Ein Berufungsgericht verschafft Argentinien zwar eine kleine Atempause. Aber die Hegdefonds bleiben hartnäckig.

Argentinien kann etwas durchatmen: Das Land hat im Streit mit US-Hedgefonds um alte Staatsschulden kostbare Zeit gewonnen. Ein Gerichtsurteil in den USA, welches den lateinamerikanischen Staat in die Zahlungsunfähigkeit hätte treiben können, wurde von einem Berufungsgericht in New York vorerst ausgesetzt.

Hintergrund des Rechtsstreits ist Argentiniens Staatspleite vor zehn Jahren. Damals hatte der Großteil der Gläubiger bei einer Umschuldung mitgemacht und dabei auf etwa zwei Drittel seiner Forderungen verzichtet. Ein kleiner Teil der Gläubiger besteht jedoch bis heute auf der vollen Rückzahlung des geliehenen Geldes - darunter auch eine Gruppe von aggressiven Hedgefonds um den US-Milliardär Paul Singer, die kurz vor dem Bankrott Anleihen zum Schnäppchenpreis aufgekauft hatten.

Singers Hedgefonds NML Capital, eine Tochter von Elliott Associates, führt einen Rechtsstreit in den USA. Der New Yorker Bezirksrichter Thomas Griesa hatte in der vergangenen Woche entschieden, dass Argentinien den Hedgefonds das Geld in vollem Umfang auszahlen muss. Bei einer Weigerung hätte der Richter auch die Zahlungen an alle übrigen Gläubiger blockiert - es wäre zu einem Zahlungsausfall gekommen. Das US-Gericht besitzt dieses Druckmittel, weil die Abwicklung der Zahlungen quasi vor seiner Haustür über die Bank of New York Mellon läuft.

"Aasgeier" kreisen

Die Zeit für Argentinien wurde bereits knapp: Am 15. Dezember muss das Land über 3 Mrd. Dollar an jene Gläubiger auszahlen, die beim Schuldenschnitt mitgemacht hatten. Die streitlustigen Hedgefonds verlangen 1,3 Mrd. Dollar. Die argentinische Regierung hatte die Investoren als "Aasgeier" beschimpft, weil es zu ihrem Geschäftsmodell gehört, Profit aus Staatspleiten zu schlagen.

Die Sache ist für Argentinien aber noch längst nicht ausgestanden: Für den 27. Februar ist ein mündlicher Verhandlungstermin vor dem Berufungsgericht angesetzt. Der Ausgang ist ungewiss. Die Ratingagentur Fitch sieht einen Zahlungsausfall Argentiniens bereits als «wahrscheinlich» an. Fitch stufte die Kreditwürdigkeit des Landes am späten Dienstag von einer bereits Note "B" um gleich fünf Stufen auf "CC" ab. Bis zur eigentlichen Zahlungsunfähigkeit sind es nur noch zwei Stufen.

Die argentinische Regierung sitzt bei dem Streit in der Zwickmühle: Sie fürchtet, dass eine Zahlung an die renitenten Hedgefonds jede Menge Trittbrettfahrer auf den Plan rufen würde, die dann ebenfalls auf der vollständigen Begleichung alter Schulden beharren. Das wiederum würde den gesamten Umschuldungsplan aus den Jahren 2005 und 2010 über den Haufen werfen.

Die US-Hedgefonds dürften allerdings nicht locker lassen. Sie treiben die Schulden weltweit ein. Im Oktober gelang NML Capital der bislang größte Coup: Der Hedgefonds schaffte es per einstweiliger Verfügung, das argentinische Marine-Segelschulschiff "Libertad" in Ghana beschlagnahmen zu lassen. Am Donnerstag hat nun ein Prozess vor dem Seegerichtshof in Hamburg begonnen. Argentinien fordert von Ghana die Freigabe des Dreimasters.

Peru, der Kongo und Griechenland können ebenfalls ein Lied von den aggressiven Gläubigern singen. Die Strategie ist so einfach wie umstritten: Bahnt sich ein Bankrott an, kauft der Investor Staatsanleihen zum Schnäppchenkurs. Erklären sich Regierungen für zahlungsunfähig, klagt er auf volle Rückzahlung. Die Methode ist riskant, doch häufig profitabel. Das Erfolgsgeheimnis liegt in der Hartnäckigkeit.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts

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