Wirtschaft

Gigantomanie mit Kohle Russland plant Riesenkraftwerk für China

Bohrer im Kohlefeld von Borodinsky, dem größten offenen Russlands.

Bohrer im Kohlefeld von Borodinsky, dem größten offenen Russlands.

(Foto: REUTERS)

Chinas Wirtschaftswachstum schwächt sich zwar leicht ab, bleibt aber enorm - ebenso wie der Rohstoff- und Energiehunger des Landes. Russland springt bei. Nach einem milliardenschweren Gasvertrag, könnte bald das weltgrößte Kohlekraftwerk folgen.

Der russische Energiekonzern Inter RAO erwägt den Bau des weltgrößten Kohlekraftwerkes. Ziel sei es, China mit Strom zu beliefern. sagte Unternehmenschef Boris Kowaltschuk. Er schränkte aber ein: Man werde Kosten und Dauer des Projektes untersuchen. In der Anlage mit einer Kapazität von acht Gigawatt würde demnach Kohle aus der Lagerstätte Erkowezkaja im asiatischen Teil Russlands verbrannt.

Die Ankündigung ist ein weiteres Zeichen für die engeren wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Volksrepublik und Russland, das seit Monaten mit dem Westen über die Ukraine streitet. Die beiden UN-Vetomächte hatten sich in der vergangenen Woche auf einen Liefervertrag für Erdgas geeinigt, der eine Laufzeit von drei Jahrzehnten hat und Experten zufolge ein Volumen von 400 Milliarden Dollar haben könnte. Chinas Wirtschaft soll in diesem Jahr 7,5 Prozent wachsen.

Win-Win-Situation 

In China gibt es zu Spitzenzeiten immer wieder Stromengpässe, weil sich Kohle verteuert hat und die Kapazität der Stromtrassen begrenzt ist. Inter-Chef Kowaltschuk sagte, die Volksrepublik benötige dringend Strom aus Russland und wolle dabei mit Kraftwerken im Ausland die Luftverschmutzung im eigenen Land verringern.

Inter RAO hofft bei dem Kraftwerksprojekt auf einen Kredit aus dem Nachbarland. Wenn die chinesischen Partner günstig an viel Geld kämen, würde dies das Vorhaben wirtschaftlicher machen, sagte Kowaltschuk. Sein Vater Juri ist Verwaltungsratschef der Bank Rossiya und von den USA mit Sanktionen belegt worden.

Russische Wirtschaft vor Rezession?

Die USA und die EU haben Sanktionen gegen Personen und einzelne Firmen aus Russland verhängt. Der Westen wirft Moskau vor, sich die Krim völkerrechtswidrig einverleibt und zur Destabilisierung der Lage in der Ostukraine beigetragen zu haben.

Die Wirkung ist aus Sicht der russischen Zentralbankchefin Elvira Nabiullinas spürbar, jedoch "nicht umfangreich". Noch im Februar hatte die Notenbank ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von bis zu zwei Prozent in diesem Jahr für möglich gehalten. Doch Investoren ziehen seit Monaten ihr Kapital aus Russland ab: In den ersten vier Monaten war die Summe mit rund 68 Milliarden Dollar höher als im gesamten Jahr 2013.

Russlands Wirtschaft könnte dadurch ins Trudeln geraten, so Nabiullina. Sie rechnet für dieses Jahr nur noch mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent, wie sie sagte. Es sei jedoch noch zu früh, von einer Rezession zu sprechen.

Im ersten Quartal war die Wirtschaft um 0,5 Prozent geschrumpft. Die Diskussion über das Ausmaß des Wachstums sei jedoch weitgehend akademisch, ergänzte die Zentralbankchefin: "Es ergibt keinen Unterschied, ob es null Prozent, 0,2 oder 0,5 Prozent werden."

Quelle: ntv.de, bad/rts

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